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Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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Kontakt mit Artgenossen auf, selbstständig und absolut unbehelligt von ihren Haltern. Abgerufen zu werden ist hier eine Anomalie.
    In dieses Idyll nun stratzt die angeleinte Krawallmaus und gibt deutliche Signale, dass sich jeder in Luft auflösen soll, der ihr zu nahe kommt. Worauf alle Halter halbherzig »Skudo!« – »Lisa!« – »Marvin!« – »Naomi!« zu rufen beginnen, nur um von Skudo, Lisa, Marvin und Naomi ignoriert zu werden.
    Auf Kommando dreht keiner um.
    Die Ruten werden erst eingekniffen, wenn Luna allzu heftig keift.
    Ich ernte bitterböse Blicke und im Wechsel die Empfehlungen, meinen Hund endlich abzuleinen, eine Hundeschule zu besuchen oder mich zu verpissen. Anschließend begeben sich die Gutmenschen samt Anhang in den Hildener Stadtwald, um ihren Spaziergang fortzusetzen. Dort herrscht seit einem halben Jahr Leinenzwang.
    Auswärtige dürfen jetzt dreimal raten, warum.
    Genau! Weil die Zahl der Hundebesitzer, die mit frei laufenden, stocktauben Hunden Wild und Wald verunsichern, über die Maßen zugenommen hat.
    Wir Hundehalter sind doch selber schuld. Wir laufen mit unseren nicht abrufbaren Hunden direkt an der Salzlecke vorbei und denken, da wird schon keine Ricke stehen. Wenn eine da ist, rufen wir pro forma unseren Hund, wohl wissend, dass er nicht reagieren wird. Anstatt an unseren Hunden zu arbeiten, um aus nicht abrufbaren abrufbare zu machen, montieren wir heimlich die Leinenzwangschilder ab. Wenn das Ordnungsamt uns anspricht, verweisen wir darauf, dass uns kein Schild zum Anleinen ermahnt habe.
    Kinder sind selber schuld, wenn sie von unseren Hunden umgerempelt werden. Was tatschen sie auch den Hund an. Vorgartenbesitzer sollen sich nicht so anstellen. Es ist ja nur Urin. Wir herrschen Radler an, sie sollen gefälligst nicht so rasen, sie sähen doch, dass der Hund nicht angeleint ist.
    Wir zahlen sieben Euro siebenundsechzig Hundesteuer pro Monat, gebärden uns wie Großsteuerzahler und erwarten, dass die Gemeinde unseren Hunden den roten Teppich ausrollt. Direkt neben einem üppig befüllten Tütenspender liegt ein riesiger Haufen Hundescheiße auf dem Boden. Wir sind selber schuld!
    Wir sind selber schuld, dass Fußgängern, Walkern, Joggern, Bikern, Wanderern, Vätern, Müttern, Skateboardern, Moped fahrern, Anglern, Automobilisten, Förstern, Bürgermeistern und Gemeinderäten langsam, aber sicher der Kragen platzt und sie keinen Bock mehr auf uns und unsere Hunde haben. Ein ignoranteres Pack als uns Hundehalter gibt es kaum.
    Ausnahmen? Bestätigen die Regel.
    Wenn ich wir schreibe, meine ich wir und beziehe mich ausdrücklich mit ein. Bis aufs Schilderabmontieren habe ich alles, was da oben steht, in irgendeiner Form auch schon gedacht, gesagt oder getan.
    Abgesehen von Skudolisamarvinnaomi läuft das Date mit Flip wunderbar. Luna findet den schmucken Knaben auf Anhieb zum Knutschen, unter anderem, weil er nicht gleich quietscht, wenn man auf ihn tritt.
    Ihm geht es ähnlich. Er flattert begeistert um Luna herum wie ein Hubschrauber. Wenn sich ein anderer Hund nähert, bleibt Flip ruhig und wartet, bis die Rüdin sich wieder abgeregt hat. Von ihrer Nervosität und ihrem inneren Aufruhr lässt er sich nicht anstecken.
    Das ist genau das, was wir suchen.
    Flip ist ideal!
    Ich signalisiere den Besitzern sofortige Aufnahmebereitschaft. Sie könnten unbesorgt sein, bei uns habe er es gut, mit Luna vertrage er sich ausgezeichnet, für das Paar heiße das, endlich reisen, und von uns aus könne er gleich einziehen, nein danke, einpacken ist nicht nötig, wir nehmen ihn so.
    Die Besitzer bitten sich einen Tag Bedenkzeit aus.
    Danach herrscht zwei Wochen Grabesstille.

    Dafür ist es im nächsten Tierheim umso lauter. Wenn nachmittags die freiwilligen Helfer kommen und ihre Gassikandidaten abholen, tobt der Bär. Hund, Katze, Maus, die wollen alle gleichzeitig raus. Inmitten des infernalischen Lärms sitzt Harpo und beeindruckt mich zutiefst mit seiner Seelen ruhe. Harpo ist ein kniehohes Muskelpaket, schwarz und dunkelgrau gestromt, mit einem annähernd dreieckigen Bumsschädel, den er vermutlich vom Bullterrier hat. Betrach tet man den Körperbau, muss noch irgendetwas Massive res mitgemischt haben, Pitbull oder Amstaff oder Arnold Schwarzenegger. Der ganze Kerl kommt locker auf sechzig Pfund, überzeugt eher mit innerer Schönheit als mit äußerer und ist laut Zwingerschild ein – wer hätte es gedacht? – Labradormix.
    Die Seelenruhe kommt ihm allerdings umgehend abhanden, als

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