Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten
erregen.
19:00
Treppe runter und raus in den Garten.
Pectoralis tut weh. Alles Scheiße.
Nie wieder Fremdnapf.
Blödarschkuh!
19:30
Abendessen. In den eigenen Napf starren.
Bloß nicht rüberschielen jetzt!
20:00
Drei Folgen Mad Men gucken.
Keine Hunde, nur Werbefuzzis.
Langweilig.
22:30
Treppe runter und … aahhh.
Nie wieder Fremdnapf.
23:00
Ins Zweibeinerbett mogeln.
Ächzen vor Schmerzen, um nicht rausgeworfen zu werden.
(Keine gelungene Simulation.)
23:01
Dielen sind doof.
23:10
Im Gemach herumstolzieren. Hinken!
Zweibeiner auf den verletzten Brustmuskel hinweisen.
Erneut Bettasyl beantragen.
23:20
Unverrichteter Dinge ins Körbchen trollen. Ächzen!
Gelangweilt am Körbchen zupfen.
Bettruhe.
04:30
Lingeling!
Sich auf den neuen Tag freuen und allen schon mal Bescheid sagen!!!
Ein ganz normaler Tag im Leben dieses kleinen Hundes. Ich kann nicht behaupten, dass er Lunas und unser aller Leben entspannt. Aber wer will das schon. Täglich schnappatmend am Rande des Nervenzusammenbruchs entlangzuspazieren, das ist das wahre Leben!
Und Madame?
Der wahnwitzige Tumult lässt sie, sofern es nicht um ihren heiligen Napf geht, völlig kalt. Luna hält sich strikt an die unter Hunden beliebte Devise Nur Ignorieren bringt Frieden und lässt den ungestümen Knaben abperlen.
Respekt!
In gelangweilter Gleichgültigkeit verharren, während dir eine Hornisse am Hals herumkaut – das musst du erst mal bringen.
Killerhunde im Blutrausch
Was für ein sturer kleiner Kerl. Wenn ich nur an seinen Narkosewiderstand denke. Nein, ich will nicht sitzen, will nicht sitzen, will nicht sitzen.
Bums!
Na gut, aber liegen will ich nicht, will ich nicht, will ich nicht.
Bums!
Aber der Kopf bleibt oben, Kopf bleibt oben, Kopf bleibt oben.
Bums!
Aber die Augen bleiben offen, offen, of…
Dieselbe Dickschädeligkeit treibt ihn denn auch dazu, sich die Fäden selbst zu ziehen. Leider ungefähr acht Tage zu früh. Eines Nachts schiebt er sein weißes Genesungshemdchen aus Feinripp beiseite und macht sich an der Heldenbrust zu schaffen. Mir ist schleierhaft, wie er mit den Zähnen da hinkommt. Es ist in etwa so, als würden Männer versuchen, an ihren Brustwarzen zu knabbern. Und zwar, bis das Blut spritzt!
Luna liegt daneben und schaut sich die Schweinerei gelassen an. Mit dem Antrag auf den Friedensnobelpreis werde ich noch warten. Wenn Madame Monat für Monat dreißig Tage stillhält, nur um Wiki am einunddreißigsten Tag zum Tierarzt zu prügeln, ist das aus Sicht des Komitees sicherlich nicht auszeichnungswürdig.
Anderntags wird der Knabe von seiner Tierärztin bei lebendigem Leib geklammert. Sie verzichtet auf Narkose. Narkose sei nicht ungefährlich, meint sie, und es seien doch sowieso nur zwei Drähtchen.
Wiki macht ein Spektakel, als würden ihm die Innereien entfernt. Seit er den anwesenden Damen zu verstehen gegeben hat, dass sie sich selber tackern sollen, wenn sie unbedingt jemanden tackern wollen, und wenn er mit ihnen fertig sei, hätten sie auch allen Grund, sich selbst zu tackern, trägt er ein adrettes Nylonmaulkörbchen.
Tack! Tack! Die beiden Klammern quittiert er mit leisem Fiepen, das zum hysterischen Gekreisch anschwillt, als zur Kühlung Aluminiumspray aufgetragen wird. Da kenne sich noch einer aus. Anschließend hat Wiki auf der Stelle, sofort und umgehend alle wieder lieb.
Auch die Wehtuer!
Wo wir gerade in der Praxis sind, wird auch noch die Beule an seiner Brust angestochen, in der sich etwas Wundwasser angesammelt hat. Die Brühe läuft ins Feinripphemdchen. Das sieht mittlerweile dermaßen versifft aus, dass meinem Mister Proll zur Vollendung eigentlich nur noch eine Flasche Bier fehlt.
Und ein Ei, das unten zur Unterhose heraushängt!
Er rülpst ja auch grundsätzlich nach dem Essen.
Zu Hause angekommen, tauschen wir sein Unterhemd gegen ein strahlend rotes T-Shirt. Damit verschwindet er spurlos. Das fällt mir zwei Stunden später auf. Ich suche ihn im ganzen Haus. Irgendwann bemerke ich, dass er die ganze Zeit hinter meinem Rücken auf der Couch liegt.
Rotes Leibchen auf roter Couch. Er ist nahezu unsichtbar.
Ein Jahr später wird Robert Downey jr. diese Technik in Sherlock Holmes 2 nahezu perfekt beherrschen. Er verschwindet in Sesseln und vor Tapeten und nennt es Urban Camouflage . Der Kinobesucher staunt – für Wikibesitzer ein ganz alter Hut.
Mein eigener Tagesplan in Wikis Rekonvaleszenzphase ist relativ überschaubar. Um nicht in Hysterie zu verfallen,
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