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Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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in Lottas Zimmer und pflücke den kleinen Kerl mithilfe eines kleinen Camemberts aus dem Kleiderhaufen.
    »Der macht laufend so einen Scheiß«, sagt Lotta und untersucht ihre Garderobe auf Bisswunden. »Das nervt wirklich.«
    »Wiki ist neu«, wiegle ich ab. »Der will dich halt kennenlernen.«
    »Indem er meine Klamotten ruiniert, oder was?«
    »Ähm …«, mache ich.
    »Meinen Eyeliner hat er auch schon gefressen.«
    Der Angeklagte rennt derweil in die Küche auf der Suche nach seiner Rüdin. Er will jetzt ein paar Runden balgen. Sorglos rutscht er am »Backofenmünsterländer« – seinem Spiegelbild in der Ofentür – vorbei und stürzt sich in Lunas Ecke. Inzwischen hat er nämlich gelernt, dass in der Küche kein zweiter Münsterländerjackrussell lebt, der ihn sonderbar anstarrt.
    Wenn Luna keine Lust hat, wird so lange gestupst und gerempelt, bis sie mitmacht.
    Nachmittags bleibt Wiki bei den Brombeeren im orangeroten Schafszaun hängen und bellt um Hilfe. Ich befreie ihn. Noch während ich den Zaun mit Steinen beschwere, um ihn ausbruchssicher zu machen, büxt er in Richtung Willbeck aus. Dort liegt die Bushaltestelle.
    Luna sieht ihm mit einem Ausdruck hinterher, als hoffe sie inständig, dass Wiki in den Bus steigt; besser noch, in die falsche Regionalbahn, irgendeine, die irgendwohin in den letzen Winkel vom Bergischen Land fährt.
    Ich galoppiere hinterher und fange ihn wieder ein.
    Zurück in der Remise hauen die beiden sich wegen eines leeren Trockenfuttersacks, der an der gelben Tonne lehnt.
    Ich wische mir den Schweiß von der Stirn. Herrgott, muss Hundkennenlernen so turbulent sein? Das nächste Mal schaffe ich mir eine Ringelnatter an. Frosch reinstopfen, schon liegt die eine Woche rum und gibt Ruhe.
    Seit Wiki da ist, arbeite ich nur noch halbtags. Den Rest der Zeit spurte ich ihm hinterher, halte ihn von Seltsamkeiten ab, beobachte Luna und zerbreche mir den Kopf. Am irritierends ten sind für gestandene Hündinnenbesitzer wie uns diese typischen Rüdenangelegenheiten.
    Du liebe Zeit!
    Jedes Hälmchen wird angepinkelt. Oder es soll angepinkelt werden, aber er denkt vor lauter Schnüffeln nicht ans Wasserlassen. Die Nase schubbert unten und das Bein schwebt oben, obwohl kein Tröpfchen kommt. Das passiert auch, wenn Wiki beim Strullern Beute ausfindig macht. Maus, Biene, Maulwurf, Insekt, egal. Der aufmerksame Rüde verharrt und vergisst vor lauter Starren, dass er hinten schon längst fertig ist.
    Zum längeren Hinhocken zwecks Würstchenablage fehlt ihm grundsätzlich die Zeit. Wenn Wiki muss, sieht das aus wie ein Sondereinsatzkommando auf dem Klo. Vorne pendelt die Birne mit den hellwachen Augen gespannt in alle Richtungen und sichert die Umgebung, hinten passiert alles automatisch.
    Danach wird gescharrt. Und gebuddelt! Als ob das Scharren mit den Hinterläufen im Hirn einen Kurzschluss verursacht und spontan der Gedanke aufkommt: Warum nur hinten? Mit den Vorderläufen kann man doch auch etwas Schönes unternehmen.
    Mittlerweile hat Wiki das vierte Loch in unseren Garten gegraben. Wieder handelt es sich dabei um einen Tunnel von einer Tiefe, in der man LOCKER EINEN TERRIERMISCHLING BESTATTEN KÖNNTE.
    Er scharrt auch im Haus, vorzugsweise auf kleinen Teppi chen. Wir ahnungslosen Jungrüdenhalter sind besorgt und den ken, den armen Kerl jucke es an den Pfoten. Dann lesen wir, dass es typisches Rüdengebaren ist: mein Haus, mein Platz, meine Duftpartikel auf dem Vorleger.
    Nach drei Monaten Wiki habe ich das Gefühl, der Kleine ist nicht nur mit Haut und Haaren, sondern auch mit der allerletzten Faser bei uns angekommen. Ich lege mich fix und fertig unters Sauerstoffzelt und habe schwer atmend jede Menge Fragen an erfahrene Rüdenbesitzer.
    Warum muss man immer breitbeinig wie John Wayne seine Runden drehen? Sich wegen jeder Winzigkeit so aufblasen?
    Jedem Halb- und Vollweib hinterherrennen? Blind und taub werden, nur weil vor zwei Stunden irgendeine Luna, Emma, Trulla denselben Weg genommen hat?
    Glauben alle Rüden, dass Frauen in Wirklichkeit JA meinen, wenn sie NEIN sagen?
    Was, zum Henker, soll dieses alberne akrobatische Wasserlassen? Muss der Kopf beim Strullern jedes Mal so hyperaktiv hin- und herpendeln, dass man in einem Streukreis von ein Meter zwanzig alles einnässt?
    Auch die eigenen Vorderpfoten?
    Kann man diese Pfoten nicht mal wegnehmen, wenn es da bis zum Knie hoch warm wird?
    Was hat es mit diesem Kunstkacken auf sich? Recken die alle den Poppes so hoch, bis die Wurst oben

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