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Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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Rüssel noch metertief in die Mauselöcher. Auf einmal stelle ich fest, wie sensationell ruhig Luna am Fahrrad läuft – im Gegensatz zu diesem wuselnden, propellernden Etwas.
    Solange keiner kommt! Nach wie vor verliert Luna bei Hundegegenverkehr explosionsartig die Contenance, die sie zu Hause so bewundernswert wahrt.
    »Du suchst Streit, Mann? He, du hast ihn gefunden!«
    In der Baumschule oberhalb unseres Viertels müssen gleich zwei Labbis dran glauben. Die Rüpel stürzen sich im Doppelpack auf uns, einer mutiger als der andere. Luna spuckt ihr oberschenkeldickes Stöckchen aus und krempelt die Ärmel hoch, ich schmeiße das Fahrrad in den Graben – und dann gehen wir gemeinsam auf die Saubande los. Der Schlachtenlärm ist nicht zu überhören. Es knurrt und faucht, scheppert, flucht und schnappt. Wo sind eigentlich die Besitzer der beiden? Im Wachkoma?
    Kurz bevor es blutig wird, tauchen die Schlaftabletten endlich auf. Anstatt ihre Giftpilze einzusammeln, schnauft die eine nur: »Oh, das hatten wir neulich schon mal.« Die andere bringt den Klassiker aller ahnungslosen Hundewiesendeppen, die sich hinterher über astronomische Tierarztrechnungen wundern: »Die regeln das schon unter sich.«
    Gerne würde ich ein paar Worte zum Thema Rücksichtnahme verlieren, bringe aber nur ein zischendes »Rgln? Solln der Schßßß?« zustande, weil ich alle Kräfte brauche, um Luna zu bändigen. Die schickt sich gerade an, »das« zu regeln – und zwar final. Die beiden schnaufen nur und gehen kommentarlos weiter.
    Ich bin dafür, dass man Hundehalter straffrei hauen darf.
    Einmal im Quartal.
    Gans (4) metzelt Bestie (1)
    Wiki büxt von zu Hause aus und stürmt kamikazeartig den Garten des Nachbarn. Dort stürzt er sich in den Nahkampf mit einer riesigen weißen Gans, die er im Stil einer Flug abwehrrakete aus der Luft fischt, als sie über den Zaun flattern will. Federvieh und Heidewachtel – so der kleine Müns terländer im liebevollen Volksmund – liefern sich ein wil des Scharmützel, bei dem gottlob kein Blut fließt, aber eine Hundeschnauze eingedellt wird und eine Handvoll Federn fliegen.
    Der Nachbar ist außer sich vor Zorn. Immerhin hat er seine Gans aus dem Ei großgezogen. Er schnappt sich den zappelnden Wiki und sperrt ihn kurzerhand in den Schuppen. Untersuchungshaft wegen Fluchtgefahr. Formaljuristisch geht das in Ordnung. Ich trage mit einer Flasche Rotwein zur Sen kung des nachbarlichen Blutdrucks bei. Der Hinweis auf Wikis geistige Unzurechnungsfähigkeit verbunden mit der klassischen Beschwichtigungsformel »Er hatte eine schwere Jugend« rückt die Verhältnisse wieder gerade.
    Eingehende Untersuchungen ergeben, dass die Gans quietsch fidel ist.
    Der Delinquent wird aus der Haft entlassen.
    Ich kann ihn mit nach Hause nehmen.
    Beton-Boom! Bauwirtschaft im Aufwind
    Morgen fülle ich die Löcher im Gartenzaun mit vierzehn Kubik Flüssigbeton.
    Wollen doch mal sehen!

    Dass ich alle Zaunlöcher im Schweiße meines Angesichts geflickt oder verstopft habe, ist zwar lobenswert, kümmert Wiki aber nicht weiter. Er springt jetzt drüber.
    Kurzer Anlauf, kraftvoller Absprung, eleganter Zwischenstepp auf den Spitzen des Staketenzauns, sichere Landung – bums und weg! Eventuell könnte man leichte Abzüge in der B-Note geben, weil die beiden Schlappohren beim Fliegen nicht exakt im gleichen Winkel abstehen.
    Das erste Mal hüpft er über den Zaun, um die Postbotin zu verfolgen. Sie hat immer Schmackos dabei, und er will noch ein zweites. Dummerweise gibt sie es ihm. Seither sitzt das Verhalten, als ob es monatelang geprägt worden wäre.
    Er büxt aus und rennt Marie und Lotta hinterher.
    Er büxt aus und guckt, was in der Willbeck los ist.
    Er büxt aus und schaut bei Bauer Fürmann nach dem Rechten.
    Retour geht es auf dem gleichen Weg. Im Garten wird er jedes Mal erwartet. Sobald er auf dem Rasen landet, steht Luna da und versohlt ihm den Hintern.
    Ich weiß nicht genau, weshalb.
    Wegen Unbotmäßigkeit oder Schmackos-Erschleichung oder einfach, weil es mal wieder sein muss und es sowieso immer den Richtigen trifft.
    Irgendwann fischt er im Vorüberfliegen eine Meisenkugel vom Baum. Da will Luna ihn erst recht vermöbeln. Die Meisenkugel gibt er aber nicht her. Den frisst er komplett auf, während die Große ihn durch den Garten jagt. Als sie ihn schließlich stellt, kann er ihr nur noch das leere, grüne Netz anbieten.
    Wie kann man kauen, schlingen und schlucken, während man in wilden Achten um zwei

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