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Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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nicht mehr auf.
    »Dieser Radau nervt!«, sagt Stella. »Sprich ein Machtwort.«
    » MACHTWORT!!! «, schreie ich aus voller Kehle.
    Beide Hunde verstummen und sehen mich verblüfft an.
    Sehr gut! Es gibt also noch Hoffnung.

Die Schul-Schwänzler

    »Rotes Mützchen, gelber Schlauch,
grüne Ampel, blauer Hund ? «
    »Hundeschule!«, sagt Peter.
»Gestörte helfen Gestörten.«

Sind wir nicht alle ein bisschen Krause?
    Auf dem Herd brutzeln rote Zwiebeln und Äpfel in einem Sud aus Johannisbeergelee und Balsamico. Im Backofen duften fünf kross gebratene Entenbrüste unverschämt lecker vor sich hin. Wären wir in China, läge jetzt allerdings kein Geflügel im Ofen, sondern ein Münsterländerjackrussellbraten mit Senfrosmarinkruste.
    Wir sind aber nicht in China, sondern in Walters Küche im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim und warten geduldig darauf, dass die Entenbrust gar wird. Einmal im Jahr findet das traditionelle Entenessen der Toskanarunde statt. Der Anlass des allerersten Entenessens im Jahre zweitausendbums war die Planung der gemeinsamen Toskanafahrt im Mai. Mittlerweile sind wir Routiniers. Der Planungsteil beansprucht gerade mal acht Sekunden und ist noch vor dem Aperitif erledigt.
    »Sind dieses Jahr wieder alle dabei?«
    »Ja.« – »Ja.« – »Hmp.« – »Jup.« – »Jep.«
    »Wer sagt Signora Lombardi Bescheid?«
    »Walter.«
    »Prima. Danke, das wär’s. Gibt’s sonst was Neues?«
    »Wiki hat Stella gebissen.«
    »Wiki hat Stella gebissen?!?!«
    »Wiki hat Stella gebissen.«
    »So ein Drecksack!«
    »Aber hallo«, sage ich und setze die Freunde kurz ins Bild. Auf den Kennenlernrunden habe er sich von seiner allerbesten Seite gezeigt. Auch beim Einzug habe er keinerlei Anlass zu Klagen gegeben. Erst als er die Probezeit bestanden habe, habe er die Maske fallen lassen. Er klaue wie ein Rabe, zerkaue die teuersten Schuhe, hopse durch alle Betten. Er springe auf Tische, Küchenzeilen und Anrichten und mopse Kuchen, Wurst und frisches Brot. Er verteidige knurrend seine Beute, stelle die Ohren auf Durchzug und Fahrradfahrer auf Waldwegen, indem er sie wie ein Tornado umkreist und mit seiner Fünfmeterschleppleine einwickelt.
    »Ach du Scheiße!«, sagt Juppi. »Das riecht nach schwer erziehbar.«
    »Dabei habe ich gedacht, ihr hättet den ganzen Krausekram endlich hinter euch«, sagt Peter.
    »Den Krausekram hat man nie hinter sich«, sagt Walter.
    »Ich mach dir einen Termin beim Hundefühler. Wär das was?«, fragt Juppi.
    »Bist du wahnsinnig?«, sage ich.
    »Der hat sich den Titel Haustierverhaltenstherapeut selbst verliehen, ohne einen Finger dafür krumm zu machen«, sagt Ralf.
    »Andere absolvieren dafür ein Studium«, sagt Walter.
    »Darf der das?«, fragt Peter.
    »Das darfst du auch«, sagt Walter. »Die Bezeichnung ist nicht geschützt. Jeder Honk kann daherkommen und sich ein Tiertherapeutenschild an die Tür nageln. Wir können übrigens essen. Die Ente ist so weit.«
    »Hab ich euch eigentlich die Sache mit dem Denkmal erzählt?«, frage ich.
    Eines Tages stolpere ich in einem Forum zufällig über einen Thread zum Thema Leinenführigkeit. Der Leidenschaft nach zu schließen, mit der die Diskussion geführt wird, handelt es sich um lauter zarte Fünfundvierzigkilodamen, die von Neunzigkilomolossern durch den Wald gezerrt werden. Sie klingen sehr besorgt und sind augenscheinlich auf der verzweifelten Suche nach praktikablen Maßnahmen, wie man des Problems um Himmels willen bloß Herr werden könnte. Mitten in diesen Diskurs platzt der Hundefühler mit der sensationellen Empfehlung: Wenn man immer so schnell läuft, wie der Hund es gerade tut, käme es ja nicht dazu, dass der Hund an der Leine zieht.
    Nach dieser Offenbarung radle ich umgehend nach Millrath. Millrath liegt oberhalb des Neandertals. Direkt neben dem Friedhof befindet sich ein Teil des neu erbauten Wildtier geheges. Zaunpfahl an Zaunpfahl reiht sich in einer langen Kette bis zum Horizont.
    Ich schieße ein dynamisches Foto aller Pfosten und stelle es auf die Facebookseite der Krawallmaus. Über den erklärenden Kommentar muss ich nicht lange nachdenken: Letzte Woche wurde im Neandertal das erste Krausedenkmal Deutschlands eingeweiht. Der Künstler widmet die Installation allen selbst ernannten Haustierverhaltenstherapeuten. Titel: 1 1 1 Vollpfosten.
    »Seither beschimpft er mich«, sage ich und säble an meiner Ente. »Linke Bazille, Krausehasser und so.«
    »Und wie viele Bretter so einer wie du vor dem Kopf haben

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