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Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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von uns entfernt und auf Kommando nicht umdreht, fängt sie ihn beim Zurückkommen ab und verpasst ihm einen Dämpfer. Die Krawallmaus als Lehrkraft! Ausgerechnet! Ich möchte mich wirklich nicht auf ihre Erziehungskunst verlassen.
    Der Unterricht findet wahlweise in der Grube Sieben in Gruiten oder am Scharpenacken in Wuppertal statt. Die vierbeinigen Teilnehmer sind zwischen sechs und zwölf Monate alt, pendeln also zwischen leicht wahnsinnig und schwer erziehbar.
    In den ersten beiden Stunden legt sich Wiki mit der Bordeauxdogge Schorsch an. Er hat zwar die Hosen gestrichen voll, weil Schorsch fünfundfünfzig Kilo auf die Waage bringt, aber tief im Innern seines tapferen Herzens wirkt der Terrier: Ich muss das auf der Stelle klären, sonst flippe ich aus!
    Schorsch wurde in seinem ersten Lebensjahr pausenlos an der Hüfte operiert und hatte zwölf Monate lang keinen Kontakt zu Artgenossen. Mittlerweile sind ihm alle Hunde unheimlich. Er fegt jeden vom Weg. Wer nicht freiwillig flüchtet, wird gepierct. Sein Besitzer erklärt alle Kurshunde, die von Schorsch geplättet werden, für aggressiv – und fliegt aus dem Unterricht.

    In der vierten Stunde brennt Wiki durch.
    »Der hat jetzt ein längeres Schnürchen als vorher«, sagt Marie. »Aber irgendwie ist es immer noch zu kurz. Wenn ich drauftreten will, ist der schon längst weg.«
    »Das ist eine alte Gewohnheit von ihm«, sage ich. »Sobald ihm langweilig ist, gestaltet er seine Spaziergänge selbst. Das hat er sein ganzes erstes Lebensjahr gemacht.«
    »Der Trainer sagt, ich muss für den Hund nur spannend sein. Ich bin aber den ganzen Tag mit Wiki zusammen. Der kennt mich total gut. Wie kann ich spannender sein als ein frisches Kaninchen?«
    »Diese Frage wird dich vermutlich durch das ganze Wikileben hindurch begleiten.«
    »Das wird mit der Zeit hoffentlich besser.«
    »Vielleicht«, sage ich. »Vielleicht auch nicht.«
    Gerade in einer langjährigen Beziehung finde ich es schwer, die Flamme am Brennen zu halten. Anfangs ist man für den Hund ja automatisch noch eine Sensation. Aber dann? Irgendwie muss man sich interessant machen. Durch Ignorieren, durch Unberechenbarkeit, durch neue Beschäftigungen, durch Wechsel der Blutwurstsorte, man kann aber auch dem Hund im Garten die anerkannte Lehrmeinung vorlesen und – da wird er staunen! – die generellen wissenschaftlichen Erkenntnisse auf ihn herunterbrechen, man kann einen Ochsenziemer oder einen Futterdummy im Wald verstecken, eine Fährte legen, eine neue Beißwurst aus der Tasche ziehen … was weiß denn ich.
    Kreativität ist nicht jedermanns Sache.

    In der fünften Stunde kriegt Wiki Hausbesuch.
    Krause hat beim letzten Mal angekündigt, er würde gerne sehen, wie Wiki lebt, und gegebenenfalls die ein oder andere Hausregel aufstellen. Die erste Hausregel wird bereits in der ersten Minute etabliert und lautet: Wir lassen in Zukunft die Haustür geschlossen, wenn ein Krause auf den Hof fährt.
    Luna schießt aus der Tür und faltet die beiden Trainerhunde zusammen!
    Krause erkennt mit geübtem Blick, dass außer mächtigem Körpereinsatz und donnerndem Worra-Worra hauptsächlich heiße Luft kommt, und bleibt die Ruhe selbst. Seine beiden Hunde verstehen die Botschaft auf Anhieb, laufen rüber zum Nachbarn und drehen ein paar Runden um seinen Teich. Ich bin heilfroh, dass die beiden sich nicht beschwichtigend auf den Rücken gelegt haben.
    Luna wird in letzter Zeit immer unnahbarer. Womöglich liegt es daran, dass sie untertags viel zu viel Hundekontakt hat. Wiki kaut pausenlos an ihr herum. Nachmittags um vier hat sie den Kanal voll und wird spätestens beim Spazierengehen unwirsch: Kommt mir nicht zu nahe, sonst hau ich euch weg!
    Das ist besonders fatal für Hunde, die sich immer und überall unterwerfen. Es gibt einen Goldie im Viertel, der nie etwas tut, deshalb auch nicht abgerufen wird, immer angestürmt kommt und sich vor Luna auf die Erde wirft. Luna knurrt: »Verpiss dich!« , und er drückt sich erst recht in den Asphalt. Das sind Momente, in denen mein Leinenarm immer länger wird.
    Keine Probleme haben wir hingegen mit Rauhaardackeln. Alles, was auf krummen Dackelbeinchen marschiert, wird respektvoll akzeptiert. Selbst die Zwergvarianten bleiben unbeschadet. Das muss an der inneren Größe dieser Gesellen liegen. Die stratzen durchs Neandertal, als gehörte es ihnen.
    Krause braucht keine halbe Stunde, um unsere Macken ausfindig zu machen.
    »Wisst ihr«, sagt er, »ihr habt euren ersten

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