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Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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hat. Im Gegenteil, es sind die leisen, perfiden Techniken, die deinen Status als Scheff zementieren.
    Zum Beispiel an der Weggabelung im Wald, wenn dein Hund fröhlich den linken Weg einschlägt. Dann machst du dich auf leisen Sohlen nach rechts davon. Schließlich hat nicht er zu bestimmen, wo es langgeht, sondern du. Schon
nach kurzer Zeit lässt er von seinem Vorhaben ab, dreht um und saust dir hinterher.
    Dieser Tipp unseres Scheff-Krauses ist Gold wert, um die Bindung zu stärken. Er funktioniert hervorragend – bei Luna. Ich kenne aber mindestens zehn Hunde, bei denen es nicht klappt.
    Eddie zum Beispiel, einer von Lunas Schulfreunden aus der ersten Klasse.
    Eddie ist ein Beagle.
    Wenn Eddie nach links abbiegt, hast du nur zwei Möglichkeiten. Entweder du biegst auch nach links ab und stolperst ihm hinterher. Oder du gehst konsequent nach rechts und findest dich damit ab, dass du keinen Hund mehr hast. Eddie würde im Traum nicht umdrehen. Er wird sich eher nach Helsinki durchschnüffeln und dort ein neues Zuhause suchen, als die Spur aufzugeben, die er gerade in der Nase hat.
    Eddie ableinen heißt den Scheff-Status ableinen. Oder auf seinen Scheff-Status pochen und einen neuen Eddie kaufen.
    Dabei haben wir Zweibeiner es im Grunde genommen leicht. Kraft unserer Haustürschlüssel, unseres Kühlschranks und unseres Gehirns sind wir automatisch Herr über alles, was unseren Hunden Spaß macht: die Jagd, das Futter und das Spiel. Allein damit könnte ich mehrmals täglich den Scheff heraushängen lassen und meine Position als Zentralgestirn langfristig festigen.
    Theoretisch.
    In der Praxis sieht es so aus, dass meiner Hündin meist einfach die Zeit fehlt, um abzuwarten, bis ich den Hintern hochkriege. Sie organisiert Jagd, Futter und Spiel auf eigene Faust, indem sie sich unter dem Zaun durchgräbt und flüchtet, in meiner Abwesenheit den Kuchen vom Tisch frisst und
Nachbarskindern die Fußbälle abknöpft. Dem Scheff bleibt nur noch, den Geldbeutel zu zücken.
    Ball von Adidas: fünfundzwanzig Euro neunzig.
    Rotwein für die aufgebrachten Eltern: acht Euro neunzig.
    Unser Scheff-Krause sagt: »Hund und Halter haben jeder ein Konto. Wenn der Halter gewinnt, kriegt er hundert Punkte. Wenn der Hund gewinnt, kriegt er tausend Punkte. Seht zu, dass eure Konten immer ausgeglichen sind, dann kann euch nichts passieren.«
    Damit fahren Luna und ich ganz gut. Wir lassen uns gegenseitig nicht die Butter vom Brot nehmen und jeder kümmert sich, so gut es geht, um sein Konto. Im Moment führt sie leicht nach Punkten, aber morgen werde ich die Nase wieder vorn haben. Oder morgen in einem Jahr.
    Es gibt allerdings auch Hunde, die erarbeiten sich mit spielerischer Leichtigkeit einen Tausender nach dem anderen. Da kannst du dich wundscheffen. Gegen diese Dickschädel ist kein Kraut gewachsen. Eddie ist so einer.
    Beagles gehören zum Knuffigsten, was auf vier Pfoten läuft. Sie sind gesellig, aufgeweckt, temperamentvoll und knuddelig. Ich möchte keinen geschenkt haben.
    Eddie schon gar nicht.

Eddie the Beagle
    Niemand hat mir jemals erklärt, warum der Jaberg Jaberg heißt. Diese beschauliche Erhebung mit großer Hundewiese davor, dichtem Wald dahinter und tiefen Kaninchenlöchern obendrauf liegt genau zwischen Haan und Hilden. Für Ortsunkundige: zwischen Düsseldorf und Wuppertal, noch gröber gesagt, irgendwo zwischen Frankreich und Polen. Hier trifft man bei jedem Wetter mehrere Dutzend freilaufender Hunde samt Haltern, von denen sich mindestens zwei immer massiv in den Haaren liegen.
    Aufgebrachte Dame: »Hallo, Sie? Ja, Sie! Ist das Ihr Hund, ja?«
    Knallrotgesichtiger Herr: »Wieso? Ja? Ja.«
    Vielleicht deshalb Jaberg.
    Für Hundeschulen jedenfalls ist dieses Revier ein echter Segen. Hier kann man unter extrem realitätsnahen Bedingungen Gehorsam unterrichten. Herausforderungen lauern hinter jedem Busch und jeder Hecke.
    Unser kleiner Scheff-Kurs trifft sich einmal pro Woche bei Sonnenschein. Unter Sonnenschein verstehe ich als abgebrühter Hundehalter alles außer tennisballgroßem Hagel. An diesem Samstag scheint sie aber wirklich. Wir stehen Witze reißend – ja, noch lachen wir! – unter dem blauen Himmel und warten auf unseren Scheff-Krause. Der kommt immer zu spät. Unsere fünf Hunde kennen sich bereits aus
der Welpengruppe, sind knapp ein Jahr alt und wie üblich in diesem Alter schwer erziehbar.
    Emma ist ein kreuzbraves Irgendwas mit mindestens fünfundzwanzig Prozent American-Staffordshire-Anteil.

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