Herrchenjahre
man Foren durch Heititei zum Explodieren bringt. Sie wollen uns gezielt in den Bluthochdruck treiben. Fast täglich machen sie neue Threads auf. Schimpfen und Bestrafen helfen nicht weiter …, oder?! heißt es da oder Heute ist freudiges Wie-wer-wo …!!? Die Forscher machen sich gewissenhaft Notizen. Wer verliert wann die Contenance? Wer frisst vor Verzweiflung rohe Blutwurst? Wer haut nach dem Tippen seinen Hund? Kurz bevor ich ins Bett gehe, stelle ich ein Fake ins Forum. Was die Soziologen können, kann ich schon lange.
Zwei Uhr neununddreißig.
Der Wahnsinn postet zurück.
Hundeforum > Erziehung > Hund unfreundlich …?! Staubsauger?
Heute 02:39
krawallmaus
#1
Ich begegne IMMER öfter HH mit leinenaggressiven Hunden, die berichten, dass ihre Hunde als Welpen von Toastern angegriffen wurden. Sie haben jetzt ein Problem mit allen Lebewesen, die Brot essen. Wollte mal sagen, ein Hund, der artgerecht Brot isst, KAUT … Geräuschvoll?! Immer … Nach wie vor lehren Hundeschulen die Desensibilisierung von Alltagsgeräuschen. Kann Gewöhnung an Toaster hier nicht kontraproduktiv sein? Meine, ein Toaster ist nicht freundlich und nicht leise … Wenn doch, dann … Schön, wenn hier der Halter einzeln abgeholt werden kann. Das soll keine Kritik an Hundehaltern sein, die Brot rösten, nur ein Denkanstoß. HEITITEI belebt das Forum … meint still und stumm – der krawallfühler
Manche Forennächte dauern länger. Da läuft man anderntags ein bisschen neben der Spur und kann nicht glauben, was man hört. So auch, als der schlaksige Horst mit Dreitagebart und blondem Hovawart auf der Hundewiese am Jaberg auftaucht und verkündet, er hätte seinen Artus aus einer Heititei-Zucht. Natürlich sagt er nicht Heititei, sondern sozialverträglich. Mein erster Gedanke ist: Jetzt erzieht der Hundefühler nicht nur, er züchtet schon.
Nein, meint Horst, sein Züchter heiße nicht Hundefühler, sondern Kasinski und würde nur sozial hochkompetente Rüden und Hündinnen verpaaren. Daraus entstünden Wurf für Wurf problemlose, verträgliche Familienhunde, freundliche Wesen, die man so gut wie nicht erziehen müsse, schon gar nicht mit Nachdruck.
»Und? Funktioniert’s?«, will ich wissen.
»Im Großen und Ganzen schon«, sagt Horst. Es habe mit Artus bisher auch nur fünfzehn Beißvorfälle gegeben. Jedes Mal sei aber der andere Hund schuld gewesen. Der sei zu direkt auf Artus zugekommen oder habe von weitem schon irgendwie so komisch geguckt. Überhaupt seien die meisten völlig überraschend auf Artus losgegangen, es habe von Artus’ Seite praktisch nur reine Notwehrmaßnahmen gegeben. Am Hund könne es jedenfalls nicht liegen. Der sei ja wie gesagt sozialverträglich gezüchtet.
Bei so viel Bullshit reibt sich der Krawallmausbesitzer ungläubig die Augen. Wie kann man so doof sein? Bei uns war bereits nach der dritten Klopperei klar, wie Luna tickt.
Auf den ersten Blick sieht Artus alles andere als sozialverträglich aus. Er ist ein hochgradig unsicherer Hund, der aus der Haut fährt, sobald eine mit Bier sedierte Nacktschnecke zu schnelle Bewegungen macht. Das würde man sofort erkennen, wenn man nicht Horst hieße, kehliges Grollen als
freundliche Spielaufforderung interpretierte und tiefe Fleischwunden für liebevolle Knutschflecken hielte.
Vermutlich werden heititei-gezüchtete Hunde nur an Menschen abgegeben, die von blauäugigen, grundnaiven Eltern abstammen und als besonderes Merkmal »umfassend ahnungslos« im Pass stehen haben.
Rotti und das Küchenkraut
Wir sind noch immer tapfer auf Heititei-Kurs. Eines Tages erwischt mich eine resolute Hardliner-Krause dabei, wie ich kommentarlos meine geifernde Diva an ihrem Pudel vorbeizerre und sie fünf Meter weiter für das nun einsetzende, seelenruhige Fuß gehen lobe.
»So geht das aber gar nicht«, wettert die Hardliner-Krause hinter mir her und schiebt energisch ihre Brust in meine Richtung. Es handelt sich dabei um eine Brust, zu der man noch Büste sagen muss, weil sie so zementartig daherkommt. »Ein Hund muss immer wissen, was Sache ist, junger Mann. Zur Not schreit man eben mal ordentlich! Passen Sie mal auf. SIIITZ!!!«
Luna setzt sich verblüfft auf den Hintern.
»Sehen Sie«, triumphiert sie.
»Das ist keine Kunst«, sage ich und schreie ihren Pudel an, bis er ebenfalls sitzt.
Hardliner können uns mal. Durch dieses tiefe Tal sind wir bereits geschritten. Einige Techniken aus dieser Erziehungsecke beherrsche ich heute noch. Ich habe nur keine
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