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Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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derjenige zu sein, der den wackeligen Hundehalter – gerne auch H.H. genannt – bei der Hand nimmt und ihm mit fester Stimme sagt: »Pass auf, wir beide machen das jetzt mit meinem fabelhaft abgekürzten S.Y.S.T.E.M.«
    Typisch Mensch. Was einen famosen Namen hat, muss funktionieren. Ist aber müßig, weiter darüber nachzudenken. Einen TV-Krause können wir uns nicht leisten. Insofern bleibt uns dieser Ansatz erst einmal verschlossen.
    S.D.T.S. also!
    Böse Zungen munkeln, bei der Konkurrenz sei bereits das Partner-und-Partner-System P.U.P.S. in der Entwicklung sowie W.U.R.S.T., das Wolf Unique Race System Training.
    Die Sprachlosen jedenfalls sind der festen Überzeugung, dass in Bezug auf Lernprozesse alle Hunde guten Gewissens über einen Kamm geschoren werden können. Die Art und Weise, wie ein Hund lernt, sei bei allen Hunden gleich, das Ergebnis des Lernprozesses ebenso.
    Ich sehe das komplett anders, aber vermutlich werden die sagen, genau deshalb hätte ich ja Ärger mit meinem Hund.
    Alleine kriege ich das sowieso nicht in den Griff, entnehme ich der sprachlosen Website. Was mir fehle, sei der P.H.T., der Problemhundtherapeut. Bei so einer Bezeichnung
schrillen bei mir sämtliche Alarmglocken. Wer sich Problemhund-Therapeut nennt, muss Probleme therapieren. Wenn kein Problem, kein Hund oder kein Therapiebedarf vorliegt, ist der P.H.T. arbeitslos. Also muss er Therapiebedarf schaffen, um das Geschäftsmodell am Laufen zu halten.
    »Schauen Sie mal, mein Hund atmet.«
    »O mein Gott, da müssen wir sofort was tun!!!«
    Netterweise halten die P.H.T.s von S.D.T.S. für den ahnungslosen H.H. siebenunddreißig Seiten zum Download bereit. Erziehungsirrtümer heißt der schmale, virtuelle Erguss, in dem es von Anfang an zur Sache geht.
    Rundumschlag mit der ganz großen Keule!
    Luna und ich werden aller Illusionen beraubt. Nichts von dem, was wir jemals angepackt haben, ist richtig. Alles verkehrt. Ein Wunder, dass wir zwei noch nicht eingeschläfert worden sind. Wir sind die wandelnde Zeitbombe, bei der der Wecker klemmt.
    Es fängt damit an, dass außer den P.H.T.s alle Krauses doof sind, egal wie sie sich nennen. Hundepsychologen, Dog Communicator, Dog Master, Dog Whisperer, Hundesachverständiger, Kynopädagoge, Personal Dog Trainer, Problemhunde-Coach, alle doof.
    Außerdem seien die Welpenspielgruppen an allem schuld. So etwas Albernes gebe es draußen in der Wildnis nicht. Das hinterlasse bleibende Schäden. Spielen sei Stress, Hunde spielten nicht, die hätten nur Hierarchiekämpfe. Zweitens sei Bestrafen und Korrigieren Unfug. Das hemme die Lernbereitschaft. Man dürfe nicht warten, bis der Hund Fehler macht. Vorher loben und das Gute bestätigen soll man. Hunde seien Opportunisten. Sie zeigten nur dann ein Verhalten, wenn es sich für sie lohne. Alles, was sich nicht lohne, stellten sie automatisch ein.

    Ich blicke nachdenklich auf die Trulla zu meinen Füßen. Für sie lohnt es sich seit Jahren immens, wenn sie nicht an der Leine zerrt. Braves Fuß gehen zieht eine Flut von Leckereien nach sich. Luna zerrt trotzdem wie eine Lok. Manche Hunde sind offensichtlich Anarchisten, nicht Opportunisten!
    Tapfer lese ich weiter und lande prompt in der Heititei-Abteilung. Zerrspiele seien gar nicht gut, heißt es da. Das Tau gehöre mir, ich sei der Scheff, mir dürfe niemals eine Ressource abgenommen werden. Nein solle man nicht sagen, das sei kein Kommando und zu negativ. Hund ignorieren gehe auch nicht, denn der Hund leide, weil er ein Rudeltier sei, das gemeinschaftliche Zuwendung braucht. Futterspiele mit Kong oder Dummy machten den Menschen überflüssig, weil der Hund zu beschäftigt sei und den Menschen ausblende. Schlimmer noch, der Hund verwalte die Ressource Futter selber, was in der Erziehung der Ursprung vieler Probleme sei. Außerdem sei es sowieso tödlich, den Hund fürs Beutemachen zu belohnen, weil so Aggressionen entstünden.
    Mein lieber Mann! Ich hole tief Luft. Die lassen ja gar nichts aus.
    Den Rest lese ich quer und erfahre, problematisch seien überdies Flexileinen, Geschirr, Schnauzgriff, Mehrhundehaltung, Leinenruck, Nackenschütteln, Sprühhalsbänder, Strom, Kopfhalfter, Klicker und Tierheimhunde.
    Wer jetzt noch glaubt, er könne seinen Hund im Alleingang zähmen, findet im Anhang eine kleine Rassekunde auf Problembasis. Die listet auf, was mit ziemlicher Sicherheit auf einen zukommen wird, wenn man sich für einen reinrassigen Hund entscheidet. Mischlingsbesitzer dürfen die

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