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Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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eurem Hund umgehen. Nehmt einen Klicker und lasst eure Hunde die Kommandos selber erarbeiten.«
    Dann wird das Jahr vorbei sein. Luna und ich werden ein zweites Mal unter einer fahlen Wintersonne stehen und Krause acht wird unser gesamtes letztes Übungsjahr mit einem Satz in die Tonne hauen: »An der Leine geben wir kein Fuß- Kommando, das Einrasten des Karabiners ist als Hörzeichen für das Fuß -Kommando zu betrachten.«
    Luna wird mich ansehen und seufzen.
    Ich werde zurückseufzen.
    Von alldem habe ich nicht den Hauch einer Ahnung, als wir im Familienkreis unsere Luna-Liste erstellen und ich mich aufs Geratewohl bei einer ortsansässigen Hundeschule anmelde, in der nicht nach Großväter Sitte herumgeschrien wird.

    Genauso wenig Ahnung wie von der Tatsache, dass Fuß weiß Gott nicht das einzige Thema ist, bei dem die Krauses sich in den Haaren liegen.
    O nein.
    Da wären noch Sitz, Platz, Bleib, Steh, Aus, Nein, Hier, Komm, Laut, Pfui, Peng, Rechts, Links, Außen, Bei, Nase, Männchen, Stehchen, Indianer, Rauf, Runter, Durch, Stell, Revier, Voraus, Such, Bring, Lauf, Hepp, Hopp, Schau, Hol, Rolle, Spüli, Pfötchen, Tauschen, Winkewinke und Ganzschnellrausda.

    Ein hektischer Tag in meinem Büro unter dem Dach. Das ist da, wo die Marder wohnen. Ich sause an Luna vorbei die Treppe hinunter, um mir aus der Küche im Erdgeschoss einen Kaffee zu holen. Damit die neugierige Trine nicht hinterherkommt, sage ich im Vorbeilaufen Platz und verschwinde nach unten. Nach einiger Zeit tauche ich mit der dampfenden Tasse wieder auf. Der Hund liegt nicht, sondern sitzt. Ich bemerke es nicht, weil ich in Eile bin, und korrigiere ihn nicht.
    I:O für die Krawallmaus.
    Es gibt Hunde, denen ist so ein Vorkommnis egal. Sie verzeihen jede Art von Ungenauigkeit. Luna zählt nicht zu dieser Spezies. Wenn mir morgens ein solcher Fehler unterläuft, kann ich sicher sein, dass der Spaziergang am Abend aus dem Ruder läuft. Da denkt sich Madame, wenn Platz nicht mehr Platz ist und ich stattdessen Sitz hinschlampen kann, dann werde ich jetzt mal ausprobieren, ob Hier noch Hier ist und Nein noch Nein, und ob überhaupt noch alles gilt, was jemals gegolten hat.
    Schon ackert sich Herrchen wund, um seiner bockigen
Hündin schlüssig zu beweisen, dass sich an ihrem Verhältnis nichts, aber auch gar nichts ändert, nur weil er morgens beim Kaffeeholen ausnahmsweise einmal pennt.
    Sieht Luna den kleinen Finger, denkt sie: Och, die ganze Hand wäre aber auch nicht schlecht. Auf der einen Seite sind diese Eigenständigkeit und diese Dickköpfigkeit bewundernswert, auf der anderen Seite wirklich anstrengend. Himmel nochmal, ich möchte einfach mal pfuschen dürfen, ohne gleich die Quittung dafür zu bekommen!
    Angesichts des dramatischen Platz-Sitz -Vorfalles wiegen mehrere zurate gezogene Krauses bedeutungsschwanger ihre Häupter hin und her: »Du hast eine sehr anspruchsvolle Hündin. Wenn du nicht konsequent als Scheff auftrittst, wird sie über kurz oder lang den Larry mit dir machen.«
    Ich gucke mein unschuldiges Fellbündel mit den Riesentatzen an und denke: Aha, den Larry also. Da ich vor vierzig Jahren zwei Goldhamster besessen habe und danach nichts Vierbeiniges mehr kam, weiß ich nicht allzu viel über Tiererziehung. Ich tendiere dazu, den Krauses Glauben zu schenken, auch wenn die sich bei näherem Nachfragen prompt in zwei Jekylls und zwei Hydes spalten.
    »Wie jetzt?«, fragt Stella abends beim Essen.
    »Na ja«, fasse ich die Ergebnisse der jüngsten Sachverständigenrunde zusammen, »Krause sagt, den Scheff rauskehren bedeutet nicht anderes als im Rudel den Alphastatus zu übernehmen und konsequent und hart durchzugreifen.«
    »Hart? Spinnt der? Guck mal, wie süß die guckt. Da können wir doch noch nicht hart durchgreifen.«
    »Deshalb meint der andere Krause ja auch, das ganze Geheimnis des Schefftums liege darin, den Hund konsequent, aber liebevoll zu führen.«
    »Ohne schimpfen?«

    »Dazu hat er so genau nix gesagt. Aber ich vermute mal, ja, ohne schimpfen.«
    »Aber dann macht unsere Trine doch, was sie will?«
    »Deshalb schwört der dritte Krause ja auch darauf, konsequent Zuckerbrot und Peitsche einzusetzen. Das täten Alphatiere im Rudel auch. Wenn wir die Rudelchefs werden wollten, führe da kein Weg dran vorbei.«
    »Welches Rudel denn? Wir haben doch nur einen Hund.«
    »Schon, aber wir zählen mit. Wir sind quasi ein gemischtes, zwei-vier-beiniges Rudel mit sechs Individuen, du, die Kinder, der Hund und ich.

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