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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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– in einem Ton,
der dem Wort der Herrin seinen Sinn nahm. Denholm warf ihm
einen warnenden Blick zu, aber Malcolm ignorierte ihn und
fuhr fort: »Ich will Euch nicht zu nahe treten, aber wir leben
seit Jahrhunderten hier unten, während Ihr erst seit wenigen
Tagen hier seid und nicht wissen könnt –«
»Ich weiß genug«, unterbrach ihn Serena. »Auf jeden Fall genug, um zu begreifen, daß ihr nichts als eine Bande von Feiglingen seid. Ihr habt euch mit den Fischmenschen arrangiert,
scheint mir. Aber damit ist es nun vorbei.«
Es fiel Malcolm sichtbar schwer, die Beherrschung zu bewahren. Mike wunderte sich, daß es ihm noch gelang – die Situation
erschien ihm geradezu absurd. Malcolm war ein erwachsener
Mann, und Serena sprach in einem Ton mit ihm, als wäre er ihr
Sklave. »Ja, wir haben uns arrangiert«, sagte er. »Es war das
einzige, was uns blieb, müßt Ihr wissen. Am Anfang führten
wir Krieg mit ihnen. Viele von uns sind dabei gestorben und
viele von ihnen auch. Aber wir haben begriffen, daß das nur zu
unserem Untergang führen konnte. Und sie wohl auch. Diese
Welt ist groß genug für uns beide. Sie leben auf ihrer Seite der
Bucht und wir auf unserer. Aber wenn wir den Gefangenen nicht
freilassen, dann wird die alte Feindschaft wieder aufflammen.«
»Und wenn!« antwortete Serena. »Laßt sie nur kommen! Wir
werden sie schlagen, und wenn es sein muß, dann werde ich es
sogar ganz allein tun! Ihr seid doch nichts als erbärmliche Feiglinge!«
Malcolm wurde blaß. Er sagte nichts, aber das war
auch
nicht notwendig. Seine Gedanken blieben Serena nicht verborgen.
Ihre Augen weiteten sich, und ihr Gesicht verlor jede Farbe.
»Was… was erdreistest du dich?« keuchte sie. »Weißt du überhaupt, wer ich bin? Weißt du, was ich bin?« Sie machte eine
weit ausholende Handbewegung
und trat herausfordernd auf den
viel größeren und weit älteren Mann zu.
»Das alles hier gehört mir!« sagte sie. »Diese Stadt und dieser
Hafen wurden von meinen Vorfahren erbaut! Meine Mutter war
die Königin dieses Landes, und mein Vater sein König!«
»Das mag sein«, antwortete Malcolm ruhig. »Aber es ist lange
her, und –«
»Zu lange, scheint mir!« fiel ihm Serena ins Wort. »Ihr scheint
vergessen zu haben, daß ihr nichts als Gäste hier seid! Ich bin
die rechtmäßige Herrscherin über diese Stadt, und ihr habt
meinen Befehlen zu gehorchen! Und ich sage euch, daß wir mit
diesen Ungeheuern aufräumen werden!«
»Serena!« sagte Mike. Eine innere Stimme warnte ihn, daß es
vielleicht besser war, sich nicht einzumischen, aber er war viel
zu überrascht und viel zu entsetzt über das, was er erlebt hatte,
um sich zurückzuhalten.
Serena fuhr mit einem Ruck zu ihm herum. In ihren
Augen
blitzte es zornig, aber ihre Stimme klang eher belustigt, als sie
antwortete: »Ach, unser kleiner Held ist ja auch da.« Ihr Blick
ließ den Mikes los und fixierte den Kater auf seiner Schulter.
»Und du?« fragte sie. »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst in
meiner Nähe bleiben? Komm sofort hierher!«
Astaroth sprang tatsächlich gehorsam von Mikes
Schulter
herunter und trottete zu Serena hinüber, aber Mike hatte das
Gefühl, daß er es sehr unwillig tat. Die schwarzweiße Katze lief
an ihm vorbei und versuchte Astaroth zu folgen, aber Serena
verscheuchte sie mit einer Handbewegung, ehe sie sich wieder
zu Denholm und den anderen herumdrehte.
»Der Gefangene bleibt, wo er ist«, sagte sie entschieden. »Ich
werde bis morgen früh beschließen, was mit ihm zu geschehen
hat.«
Malcolm versuchte ein letztes Mal, an Serenas Vernunft zu
apellieren. »Bitte, tu das nicht!« sagte er beschwörend. »Die
Folgen könnten unabsehbar –«
»Das reicht!« unterbrach ihn Serena. »Du wagst es,
dich
meinen Befehlen zu widersetzen? Gut, du hast es nicht anders
gewollt! Nehmt ihn gefangen, und schafft ihn weg!«
Die Worte galten Denholm und seinen Begleitern. Aber die
Männer zögerten, dem Befehl zu gehorchen. Erst als Denholm –
wenn auch mit sichtlichem Widerwillen – nickte, traten sie neben Malcolm und ergriffen ihn an den Armen.
Malcolm riß sich mit einer Armbewegung los. »Das ist nicht
nötig«, sagte er zornig. »Ich begleite euch freiwillig. Und ich bin
euch auch nicht böse. Schließlich gehorcht ihr nur den Befehlen
eurer Herrin.«
»Ja, das tun sie«, sagte Serena. »Anders als du, du Dummkopf.
Und über das, was du gerade gedacht hast«, fügte sie hinzu, »reden wir später.«
Mike beobachtete vollkommen

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