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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das frei von jedem Spott und
jeglicher Schadenfreude war. Plötzlich begriff er, daß er nahe
daran gewesen war, sich nicht anders zu benehmen als Serena
vorhin Denholm gegenüber.
»Ich… weiß nicht«, gestand er unsicher. »Sie ist… so
völlig
anders, als ich dachte.«
»Ich kann verstehen, was du fühlst«, sagte Trautman. »Uns allen erging es nicht anders, auch wenn wir nicht so von Serena
fasziniert waren wie du. Und vielleicht waren wir auch alle ein
bißchen zu naiv. Immerhin ist sie die Tochter eines Königs, der
unvorstellbar mächtig gewesen sein muß.«
»Deswegen braucht sie sich nicht so anmaßend aufzuführen«,
knurrte Ben. Trautman lächelte verzeihend. »Ich bin sicher,
sie meint es nicht so«, sagte er. Er machte eine weit ausholende
Handbewegung. »Denkt daran, daß ihre Vorfahren all das hier
erschaffen haben. Und vielleicht noch viel mehr. Wir wissen
nicht viel über das Volk der Atlanter, aber ich komme mehr und
mehr zu der Überzeugung, daß sie weiter entwickelt waren als
wir.«
»Etwas wie die NAUTILUS können wir jedenfalls bis heute
nicht bauen«, pflichtete ihm Juan bei, aber Ben schnaubte nur
abfällig.
»Das ist doch immer noch kein Grund, sich so zu benehmen«,
sagte er.
»Natürlich nicht«, sagte Trautman. »Aber ich glaube
nicht,
daß sie es böse meint. Ich glaube, daß sie nicht einmal weiß, wie
ihr Benehmen auf andere wirkt. Für sie ist das wahrscheinlich
alles ganz selbstverständlich.«
»Was?« fragte Ben. »Vorlaut, unhöflich und herrschsüchtig zu
sein?«
»Sich wie jemand zu gebärden, der die absolute Macht besitzt«,
verbesserte ihn Trautman. »Sie ist so erzogen worden, verstehst
du, Ben? Ihre Eltern waren absolute Herrscher, die von ihren
Untertanen wahrscheinlich wie Götter verehrt wurden. Vermutlich ist ihr vom ersten Tag an jeder Wunsch von den Augen
abgelesen worden. Sie weiß gar nicht, was es bedeutet, Widerspruch zu hören oder die Entscheidung eines anderen zu akzeptieren.«
»Dann wird es Zeit, daß sie es lernt«, stellte Ben fest. Sein Tonfall begann Mike nun doch wieder zu ärgern, aber er beherrschte
sich und fügte mit einem Nicken hinzu: »Vielleicht sollte man
es ihr wirklich erklären. Sie braucht möglicherweise mehr Zeit,
um sich in unserer Welt zurechtzufinden.«
Trautman lächelte. »Das ist das Problem an der Sache, Mike.
Strenggenommen ist das hier nicht unsere Welt, sondern vielmehr ihre. Und ich fürchte, sie glaubt tatsächlich, daß sie ihr
gehört.«
Mike dachte an die häßliche Szene zurück, deren Zeuge er geworden war. Trautman war mit seiner Vermutung der Wahrheit
nähergekommen, als er selbst ahnte. »Denholm und die anderen werden das nicht hinnehmen«, sagte er. »Früher oder
später wird sie lernen müssen, daß sie keine Königin mehr ist.«
»Nein, das denke ich nicht«, sagte Trautman.
»Wieso?« fragte Mike beunruhigt.
»Nun, du hast erlebt, wie schnell sie deine Verletzungen geheilt hat«, antwortete Trautman. »Und erinnere dich, was sie
auf der LEOPOLD getan hat. Serena verfügt über magische
Kräfte.«
»Ich weiß«, antwortete Mike. »Und?« Er riß ungläubig die Augen auf. »Sie glauben doch nicht, daß sie sie gegen diese Leute
hier einsetzen würde?«
»Ich fürchte doch«, sagte Trautman in ernstem Ton. »Ich
fürchte sogar, sie hat es schon getan. Natürlich nicht so dramatisch wie auf der LEOPOLD, aber eindringlich genug, um zu
demonstrieren, daß es nicht viel Sinn hätte, sich gegen sie zu
stellen.«
»Das glaube ich nicht!« sagte Mike überzeugt. Trautman
würde ihn nie belügen, aber er weigerte sich, zu glauben, was er
hörte. Serena mochte ein wenig eigensinnig sein, aber sie würde
doch niemals diesen Menschen hier etwas zuleide tun!
Er setzte dazu an, Trautman zu antworten, doch bevor er
auch nur ein Wort herausbekam, hörte er einen so
gellenden
Hilfeschrei, daß er erschrocken in die Höhe sprang. Trautman
und die anderen blickten alarmiert auf.
»Was ist los?« fragte Trautman. »Was hast du?«
»Was ich habe?« Mike starrte Trautman ungläubig an.
»Aber… aber habt ihr es denn nicht gehört?«
»Was?« fragte Ben.
»Den Schrei!« antwortete Mike. »Jemand hat um Hilfe
gerufen!«
Niemand antwortete, aber das war auch nicht nötig –
ein
einziger Blick in die Gesichter der anderen machte Mike sofort
klar, daß er der einzige war, der den Hilferuf gehört hatte.
Genau in diesem Moment hörte er ihn wieder. Und jetzt begriff
er, daß dieser Schrei nirgendwo anders als

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