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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewehrt!« verteidigte sich der Mann.
»Gewehrt?« Malcolm lachte. »Wer soll das glauben?
Zwölf
Männer gegen drei Fischmenschen, das nenne ich nicht gewehrt! Sie haben euch ja nicht einmal angegriffen!«
»Natürlich haben sie das!« protestierte der andere. »Sie sind
plötzlich aus dem Meer aufgetaucht –«
»– und sofort mit Kriegsgeheul über euch hergefallen, wie?
Immer einer gegen drei von euch, nehme ich an.« Malcolms
Stimme troff vor Hohn. »Willst du das wirklich behaupten?«
Diesmal zögerte der andere einen Moment, zu antworten. Als
er es tat, wich er Malcolms Blick aus, und seine Hände spielten
nervös mit dem zerfransten Strick, den er anstelle eines Gürtels
um die Hüften trug. »Nicht direkt«, gestand er, fügte aber nach
einer Sekunde in fast trotzigem Ton hinzu: »Aber warum sollten
sie sonst gekommen sein? Sie wissen genau, daß diese Seite der
Bucht uns gehört, und kommen normalerweise nie hierher!«
»Eben!« sagte Malcolm zornig. »Ist dir vielleicht der Gedanke
gekommen, daß sie sich möglicherweise nur verirrt haben oder
Hilfe brauchten?« Er wartete die Antwort des anderen nicht ab,
sondern fuhr in bitterem Ton fort: »Du Narr hast vielleicht unseren Untergang heraufbeschworen! Wenn sie ihn vorher nicht
hatten – jetzt haben sie einen Grund, uns anzugreifen!« »Das
genügt!« unterbrach ihn eine scharfe, helle Mädchenstimme.
Eine Gestalt löste sich aus dem Schatten im Hintergrund des
Raumes, und Mike erkannte Serena, die bisher offenbar wortlos dabeigestanden und dem Streit zugehört hatte.
Der Anblick verschlug Mike schier die Sprache. Serena
trug
nicht mehr das einfache, weiße Gewand, sondern ein prachtvolles, mit goldenen und silbernen Stickereien verziertes Kleid, das
aussah, als wäre es für eine Königin gemacht worden und das
wahrscheinlich von einem der Schiffe unten im Hafen stammte. Dazu hatte sie ein prachtvolles Kollier um den Hals, das ihr
etwas Majestätisches verlieh. Er hatte niemals, in seinem
ganzen Leben nicht, ein schöneres Mädchen gesehen. So etwas solltest du nicht zu laut denken, warnte ihn Astaroth. Sie mag das
nicht besonders. Mike dachte an seine letzte Begegnung mit
Serena zurück und nahm sich vor, die Warnung des Katers zu
beherzigen. Aber Serena war wohl im Moment ohnehin viel zu
sehr damit beschäftigt, sich in den Streit zwischen Denholm und
Malcolm einzumischen, als daß sie seine Gedanken hätte lesen
wollen.
»Ich habe mir das jetzt lange genug mit angehört!« sagte sie.
»Wie könnt ihr in meiner Gegenwart einen solchen Ton anschlagen?«
Malcolm fuhr zusammen, sagte aber nichts, während
sich
Denholm mit einem Ruck zu dem Mädchen herumdrehte. In seinem Gesicht tobte ein lautloser Kampf. Aber nach einer Sekunde senkte er demütig das Haupt und flüsterte: »Verzeiht,
Herrin.«
Herrin? dachte Mike überrascht. Was geht hier vor?
»Nein, ich verzeihe nicht!« sagte Serena hochmütig. Ihre Augen blitzten. »Niemand wagt es, in meiner Gegenwart so zu reden!« Sie wandte sich Malcolm zu, und ihr Gesicht verdüsterte
sich vor Zorn. »Und du? Was fällt dir ein, diese tapferen Männer anzugreifen? Sie haben genau das Richtige getan! Sollten
sie etwa abwarten, bis diese Ungeheuer hierherkommen und
uns überfallen?«
Mike sah eine Bewegung aus den Augenwinkeln und drehte
sich halb herum, aber es war nur die schwarzweiße Katze, die
hinter ihm den Raum betreten hatte und Astaroth und ihn aufmerksam ansah. Der Kater regte sich auf seinem Arm, aber
nicht, um zu Boden zu springen. Statt dessen kletterte er mit einer raschen Bewegung (unter Zuhilfenahme sämtlicher Krallen)
auf Mikes Schulter hinauf und begann es sich dort bequem
zu
machen. Da er gute zehn oder zwölf Pfund wiegen mußte, war
dies für Mike allerdings alles andere als angenehm.
»Verzeiht, Sere –«, begann Malcolm, biß sich auf die Unterlippe und setzte noch einmal neu an: »Verzeiht, Herrin, aber ich
glaube nicht, daß Ihr wirklich versteht, worum es geht. Wir
leben seit Jahrhunderten mit den Fischmenschen in Frieden, und
–«
»Unsinn!« unterbrach ihn Serena. »Mit diesen Kreaturen kann
man nicht in Frieden leben. Vielleicht haben sie euch bisher
nicht angegriffen, aber dann nur, weil der Moment nicht günstig war. Oder sie glaubten, euch nicht fürchten zu müssen. Aber
das wird sich nun ändern.« Sie schüttelte seufzend den Kopf.
»Ich glaube, es war wirklich an der Zeit, daß ich hergekommen bin.«
»Ihr irrt Euch, Herrin«, antwortete Malcolm

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