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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unangenehmes. Er war sicher, die Antworten auf all ihre Fragen zum Greifen nahe vor sich zu haben, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Er mußte eigentlich nur hinsehen.
Aber es gelang ihm nicht. Es war, als hätte er alle Teile eines
gewaltigen Puzzles vor sich, ohne das Gesamtbild zu kennen und
ohne es richtig zusammensetzen zu können. Es war zum Verrücktwerden!
»Natürlich!« sagte Trautman plötzlich. Er hob die Hand, als
wolle er sich damit vor die Stirn schlagen, führte die Bewegung aber nicht zu Ende, sondern deutete auf das Relief. »Erinnert euch – Denholm hat es uns selbst erzählt! Dieser Stein
war schon hier, als die ersten Menschen hierherkamen. Und
das heißt, daß nicht sie, sondern andere ihn geschaffen haben.«
»Stimmt«, sagte Mike verständnislos. »Und?«
»Und welche anderen außer dem Volk gibt es hier noch?«
fragte Trautman.
Diesmal war es an Mike, ungläubig die Augen aufzureißen.
»Die… die Fischmenschen!« murmelte er.
»Genau!« antwortete Trautman. Er deutete aufgeregt auf das
steinerne Bild. »Und das bedeutet, daß sie dieses Relief erschaffen haben. Sie haben gewußt, daß Serena kommen wird – oder
jemand wie sie. Wahrscheinlich haben sie es einfach gespürt!«
»Und sind gekommen, um sie zu holen«, flüsterte Juan schaudernd. »Weil sie ihr Feind ist.«
»Vielleicht«, sagte Trautman. »Ich muß die ganze Zeit über an
etwas denken. Erinnert ihr euch, wie wir vor dem Sturm geflohen sind? Serena hatte diese Alpträume – und sie ist schreiend
daraus aufgewacht und hat gesagt: die Alten. Auch dein Vater
hat diese Alten erwähnt. Ich konnte mir nie einen Reim darauf
machen, aber vielleicht…« Er seufzte. Ein Ausdruck von tiefer
Sorge breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Diese Alten… vielleicht waren es die Feinde der alten Atlanter.
Und möglicherweise sind sie nichts anderes als das,
was
Denholm und die anderen hier die Fischmenschen nennen.«
Mike wandete sich an Astaroth. »Stimmt das?« fragte er.
Vielleicht, antwortete Astaroth. Er versuchte ein menschliches
Schulterzucken nachzuahmen. Das Ergebnis sah allerdings einigermaßen albern aus. Ich weiß sowenig wie ihr. Aber für einen
Menschen ist dieser Gedanke ziemlich scharfsinnig.
»Seht mal!« sagte Chris plötzlich. Er war dichter an das Relief
herangetreten und deutete mit dem ausgestreckten Finger auf
eine kleine Zeichnung in der unteren linken Ecke. »Was ist
denn das hier?«
Mike beugte sich neugierig vor. Das Bild war so klein, daß er
es bisher nicht bemerkt hatte. Als er es genauer ansah, konnte
er ein eisiges Schaudern nicht mehr ganz unterdrücken. Das
Bild zeigte ein Ungeheuer, das wie eine bizarrre Kreuzung zwischen einem Menschen, einer Krake und einem häßlichen Vogel
aussah. Etwas Düsteres und ungemein Drohendes schien von
dieser Abbildung auszugehen, obwohl sie viel kleiner als die
meisten anderen auf dem Bild und offensichtlich und mit nicht
sehr viel Geschick in den Stein hineingekratzt worden war.
»Irgendein Unsinn«, sagte Ben. »Auf solchen Bildern
wimmelt es doch immer von Dämonen und Geistern.«
Irgendwie spürte Mike, daß es nicht die Wahrheit war – und
eine Sekunde später bekam er den Beweis für dieses Gefühl.
Auch Astaroth war neugierig herangekommen, um einen
Blick auf das steinerne Relief zu werfen, und die
kleine
Schwarzweiße war keinen Schritt von seiner Seite gewichen.
Im gleichen Moment jedoch, in dem ihr Blick auf das Bild des
unheimlichen Krakenwesens fiel, stieß sie ein erschrockenes
Fauchen aus und wich ein Stück zurück.
Mike sah das Tier überrascht an. Die Augen der Katze
funkelten. Ihr Fell hatte sich gesträubt, und sie hatte drohend die
Zähne gebleckt und die Krallen ausgefahren. Ein tiefes, warnendes Knurren drang aus ihrer Brust.
»Was hat sie?« fragte Mike. Die Frage galt Astaroth, der ebenfalls den Kopf gedreht hatte und die Schwarzweiße aus seinem
einzelnen Auge durchdringend ansah.
Woher soll ich das wissen? antwortete Astaroth.
    Mikes Geduld mit dem Kater neigte sich allmählich dem
Ende zu. »Kannst du nun Gedanken lesen oder nicht?« fragte
er unwillig.
    Sie ist ein Tier! antwortete Astaroth beleidigt. Du willst mir
doch nicht zumuten, die Gedanken eines Tieres zu lesen?
Mike packte blitzschnell zu, ergriff den Kater im
Nacken
und schüttelte ihn so derb, daß Astaroth ein erschrockenes Kreischen ausstieß und nach ihm schlug. Aber Mike hatte damit
gerechnet und wich den Krallen des Katers ohne Mühe aus. »Ich
mute

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