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Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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die mitten im normalen Text erhalten waren. Zu seiner Überraschung fand er viele davon an den unwahrscheinlichsten Stellen versteckt. In den meisten Fällen war offensichtlich, daß die Schreiber sich überhaupt nicht bewußt geworden waren, was hier eingefügt war. Oft brach ein Satz ab, die Prophezeiung folgte, dann fuhr der Satz genau da fort, wo er unterbrochen worden war. Garion war überzeugt, daß der unbewußte Prophet nicht einmal sah, was er da geschrieben hatte, wenn er den Text noch einmal durchlas.
    Der Mrin-Kodex jedoch und, in geringerem Umfang, die Da-
    rinschrift, blieben der Kern des Ganzen. Stellen aus anderen Schriften klärten und erweiteten manches, doch die beiden Hauptprophe-zeiungen brachten alles in unverfälschter Form. Garion machte sich daran, während des Lesens Querverweise anzulegen. Er gab allen neuen Hinweisen eine Nummer und versah sie dann mit den Buch-staben, mit denen er die Absätze des Mrin-Kodex gekennzeichnet hatte. Er stellte fest, daß jeder dieser Absätze gewöhnlich drei oder vier erhärtende oder erklärende Zeilen in anderen Werken hatte –
    alle, außer jener wichtigen Stelle mit dem Klecks.
    »Wie bist du heute bei deiner Suche vorangekommen, Liebling?«
    erkundigte sich Ce'Nedra gutgelaunt, als er eines Abends mürrisch in die königlichen Gemächer zurückkehrte. Sie stillte gerade Geran, und die Zärtlichkeit, mit der sie das Baby an die Brust hielt, leuchtete aus ihrem Gesicht.
    »Ich habe gute Lust, es aufzugeben«, antwortete er und ließ sich in einen Sessel fallen. »Ich glaube, das beste ist, wenn ich die Bibliothek zusperre und den Schlüssel wegwerfe.«
    Sie blickte ihn liebevoll an und lächelte. »Du weißt doch genau, daß das nichts nützen würde, Garion. Nach ein oder zwei Tagen würdest du es nicht mehr aushalten, und es gibt keine Tür, so fest sie auch ist, die du nicht einbrechen könntest.«
    »Dann sollte ich diese Bücher und Schriftrollen vielleicht lieber verbrennen«, brummte er. »Ich kann mich auf nichts anderes mehr konzentrieren. Ich weiß, daß unter dem Klecks etwas verborgen ist, kann jedoch nicht den geringsten Hinweis darauf finden, was es sein könnte.«
    »Wenn du die Bibliothek verbrennst, wird Belgarath dich wahrscheinlich in einen Rettich verwandeln«, warnte sie lächelnd. »Du weißt, was Bücher ihm bedeuten!«
    »Es wäre vielleicht ganz schön, eine Weile ein Rettich zu sein«, knurrte er.
    »Es ist doch im Grund genommen ganz einfach, Garion«, sagte sie mit ihrer aufreizenden Gelassenheit. »Da offenbar alle Kopien einen Klecks aufweisen, solltest du im Original nachsehen.«
    Garion starrte sie an.
    »Es muß doch irgendwo sein, oder nicht?«
    »Ja – das ist anzunehmen.«
    »Dann finde heraus, wo, und sieh nach – oder laß es zu dir bringen.«
    »Daran habe ich nie gedacht.«
    »Offenbar. Es macht ja auch viel mehr Spaß, den Kopf hängenzu-lassen oder zu toben.«
    »Weißt du, das ist wirklich eine gute Idee, Ce'Nedra.«
    »Natürlich, ihr Männer neigt ja dazu, die Dinge immer zu komplizieren. Wenn du das nächste Mal ein Problem hast, Schatz, dann komm damit gleich zu mir. Ich sage dir, wie es gelöst werden kann.«
    Das überging er.
    Als erstes am nächsten Morgen ging Garion in die Stadt hinunter und besuchte den Rivanischen Dekan des Belartempels. Der Rivanische Dekan war ein gütiger Mann mit ernstem Gesicht. Im Gegensatz zu den Belarpriestern in den Haupttempeln auf dem Festland, die sich gewöhnlich mehr mit Politik befaßten als mit ihren Schäfchen, beschäftigte sich das Oberhaupt der Rivanischen Kirche fast ausschließlich mit dem Wohlergehen – sowohl dem körperlichen wie seelischen – des einfachen Volkes. Garion war schon von Anfang an von ihm sehr angetan gewesen.
    »Ich habe das Original des Mrin-Kodex nie selbst gesehen, Eure Majestät«, entgegnete der Dekan auf Garions Frage, »aber soviel ich gehört habe, wird es in dem Tempel am Ufer des Mrin aufbewahrt –
    er liegt zwischen dem Rand des Sumpflandes und Boktor.
    Die alten Drasnier errichteten ihn an der Stelle, wo man den Mrin-Propheten in Ketten gelegt hatte. Nach dem Tod des Bedauerlichen befahl König Stiernacken, daß dort eine Gedenkstätte errichtet wür-de. Sie erbauten den Tempel direkt über seinem Grab. Das Original wird in einem Kristallkästchen aufbewahrt. Priester bewachen es.
    Den üblichen Sterblichen würde es sicher nicht erlaubt werden es zu berühren. Aber da Ihr der König von Riva seid, werden sie bestimmt eine

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