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Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Gereizt drehte sich Tupik um. »Poppi!« keckerte er verärgert. »Geh heim!«
    »Nein«, antwortete Poppi ruhig.
    »Du mußt tun, was ich sage!« Tupik stampfte mit den Füßen.
    »Warum?«
    Tupik starrte sie offensichtlich verwirrt an, dann fragte er Garion:
    »Sind sie alle so?«
    »Alle was?«
    »Alle Frauen«, sagte Tupik mißmutig.
    »Die meisten ja.«
    »Wie geht es Vordai?« erkundigte sich Garion.
    Poppi gab einen kummervollen, wimmernden Laut von sich.
    »Unsere Mutter hat uns verlassen«, antwortete sie traurig.
    »Das tut mir leid.«
    »Sie war sehr müde«, sagte Tupik.
    »Wir haben sie mit Blumen bedeckt und dann ihr Haus geschlossen«, erklärte Poppi.
    »Das hätte ihr sicher gefallen.«
    »Sie wußte, daß du eines Tages wiederkehren würdest«, sagte Tupik. »Sie war sehr weise.«
    »Ja.«
    »Sie sagte, wir sollten warten, bis du kommst und dir dann etwas ausrichten.«
    »Oh?«
    »Etwas Böses wendet sich gegen dich.«
    »Das vermutete ich bereits.«
    »Mutter befahl uns, dir zu sagen, daß das Böse viele Gesichter hat und sie nicht immer einig sind, doch was dahintersteckt, hat gar kein Gesicht und kommt von viel weiter her, als du denkst.«
    »Das verstehe ich nicht ganz.«
    »Es ist von jenseits der Sterne.«
    Garion starrte ihn an.
    »Das ist, was Mutter uns auftrug, dir zu sagen«, versicherte ihm Poppi. »Tupik hat es genauso ausgerichtet, wie Mutter es ihm sagte.«
    »Erzähl Belgarath von Mutter«, bat Tupik nun. »Sie läßt ihm danken.«
    »Das werde ich.«
    »Leb wohl, Belgarion«, verabschiedete sich der Sumpfling. Poppi stieß einen kehligen, zärtlichen Laut aus, schlurfte herbei und schmiegte kurz den Kopf an Garions Hand.
    Dann glitten die beiden wieder über die Reling und ver-
    schwanden im dunklen Wasser des Sumpfes.
    Garion seufzte.

16
    s war ein trostloser Ort. Das Dorf kauerte am Ufer, am Rand Eeiner eintönigen Ebene, die mit hartem Gras bewachsen war.
    Der Boden darunter war angeschwemmter Lehm, grau und unan-sehnlich, und gleich hinter der breiten Biegung des Mrin lag die endlose grüne und braune Weite des Sumpfes. Die Ortschaft bestand aus etwa zwei Dutzend lehmfarbenen Häusern, dicht um den gedrungenen Steinbau des Tempels. Wacklige Piers aus knochen-weißem Treibholz ragten wie Geisterfinger in den Fluß, und Fi-schernetze hingen zum Trocknen an Stangen. In der feuchten Luft sirrten Schwärme von Stechmücken.
    Garions Schiff legte gegen Mittag an. Sofort eilte er über den knar-renden Pier. Auf der schlammigen, gefurchten Straße ging er langsamer, um nicht auszurutschen. Er spürte die neugierigen Blicke der Dorfbewohner auf sich und dem mächtigen Schwert der Rivanischen Könige, das er sich auf den Rücken geschnallt hatte.
    Die Belarpriester, die den Tempel hüteten, waren unterwürfig, ja fast kriecherisch, als er am mit Grünspan überzogenen Tor ankam und Einlaß begehrte. Sie führten ihn über die Steinplatten eines Hofes und deuteten stolz auf den verrottenden Zwinger und den dik-ken, teerüberzogenen Pfosten mit seinem Stück verrostender Kette, an der der umnachtete Mrin-Prophet seine letzten Tage zugebracht hatte.
    Im Tempel stand der übliche Altar mit seinem großen, aus Holz geschnitztem Bärenkopf. Garion entging nicht, daß das Tempelinne-re einer dringenden Reinigung bedurft hätte, und daß die Priester selbst ungewaschen waren und nicht auf ihre Gewandung achteten.
    Ihm war bereits aufgefallen, daß eines der ersten Anzeichen religiö-
    ser Begeisterung eine starke Abneigung gegen Wasser und Seife war. Heilige Stätten – und jene, die sie hüteten – schienen immer unangenehm zu riechen.
    Ein kleines Problem ergab sich, als sie das Gewölbe erreichten, in dem der vergilbte Original-Kodex in seinem Kristallkästchen, mit je einer mannshohen Kerze an beiden Seiten, aufbewahrt wurde. Ein Priester – ein wildäugiger Fanatiker, dessen Haar und Bart einem vom Wind gerüttelten Strohhaufen glich – protestierte schrill, fast hysterisch, als Garion höflich darum ersuchte, den Kristallbehälter zu öffnen. Der Priester jedoch, der über ihm stand, war Politiker genug, das Recht des Rivanischen Königs anzuerkennen, jegliches heilige Objekt zu studieren – um so mehr, da er das Auge Aldurs trug. Garion hatte wieder einmal das merkwürdige Gefühl, daß viele Alorner ihn selbst für ein heiliges Objekt hielten.
    Der Fanatiker zog sich schließlich zurück, nicht ohne deutlich immer wieder »Blasphemie« zu murmeln. Das Kristallkästchen wurde mit

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