Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
anblickte?
    Abrupt hielt er inne. Sie hatte doch noch etwas gesagt. An den genauen Wortlaut erinnerte er sich nicht, aber in etwa, daß er nur sehen würde, wenn er…
    Diese Welle des Abscheus überschwemmte ihn so stark, daß sein Magen sich umdrehte. Rasch wirbelte er herum, um dem verhaßten Schriftstück wieder den Rücken zuzuwenden. Dabei schlug der Griff von Eisenfausts Schwert schmerzhaft gegen seinen Kopf. Ver-
    ärgert langte er über die Schulter nach dem Griff, um ihn zurückzu-schieben, doch statt dessen berührte er das Auge Aldurs. Sofort schwand dieses Ekelgefühl. Sein Kopf wurde klar. Das Licht! Natürlich! Er mußte die Schrift im Licht des Auges lesen! Das war, was sowohl die trockene Stimme als auch Poledra ihm zu sagen versucht hatten. Unbeholfen griff er hoch und nach hinten und legte die Hand um das Aldurauge. »Laß dich schon lösen!« brummte er. Mit leichtem Klicken kam der Stein frei. Das plötzliche Gewicht des riesigen Schwertes auf seinem Rücken zwang ihn fast auf die Knie.
    Erstaunt wurde ihm bewußt, daß die scheinbare Leichtigkeit der mächtigen Waffe dem Auge zu verdanken war. Unter der schweren Bürde plagte er sich mit dem Verschluß des Riemens an seiner Brust ab und ließ das Schwert den Rücken hinabgleiten. Mit lautem Krachen landete es auf dem Boden.
    Nunmehr hielt Garion den Stein vor die Augen, drehte sich um und blickte auf die Schrift. Er vermeinte ein wütendes Knurren in der Luft zu hören, doch sein Kopf blieb klar. Er trat an den Tisch, öffnete die Schrift mit einer Hand und hielt mit der anderen den leuchtenden Stein darüber.
    Endlich erkannte er die Bedeutung des Kleckses, der ihn fast zur Verzweiflung gebracht hatte. Es war gar nicht wirklich ein versehentlicher Tintenklecks. Die Botschaft war da – die ganze, doch die Worte waren alle übereinander-geschrieben! Die gesamte Prophezeiung befand sich in diesem einen vermeintlichen Klecks! Im blauen, ruhigen Licht des Aldurauges schien sein Blick hinein und unter die Oberfläche des Pergaments zu tauchen. Die Worte, die Äonen verborgen gewesen waren, stiegen wie Blasen auf.
    Doch habt acht, der Stein, der im Mittelpunkt des Lichtes liegt, wird rot brennen, und meine Stimme wird zum Kind des Lichtes sprechen und den Namen des Kindes der Finsternis kundtun. Und das Kind des Lichtes wird nach dem Schwert des Hüters greifen und ausziehen, um zu suchen, was verborgen ist. Lang wird diese Suche sein und dreifach. Und es wird er-kenntlich sein, daß die Suche begonnen hat, wenn das Geschlecht des Hü-
    ters einen Erben hat. Hütet den Nachkommen des Hüters gut, denn es wird keinen anderen geben. Hütet ihn gut, denn sollte er in die Hand des Kindes der Finsternis fallen und zu dem Ort gebracht werden, wo das Böse haust, kann nur der blinde Zufall den Ausgang entscheiden. Sollte des Hüters Sohn geraubt werden, muß der GELIEBTE und EWIGE den Weg weisen.
    Und er wird den Pfad zu jenem Ort finden, wo das Böse in den Mysterien verborgen ist. Doch in jedem Mysterium wird nur ein Teil des Pfades liegen und er muß sie alle finden – alle –, denn wenn nicht, wird der Pfad in die Irre führen und die Finsternis triumphieren. Haste deshalb zu der Begegnung, bei der die dreifache Suche endet. Diese Begegnung findet statt an einem Ort, der nicht mehr ist, und dort wird die Wahl getroffen.
    Garion las diese Stelle ein zweites und drittes Mal. Eine unheil-drohende Kälte befiel ihn, während diese Worte in seinem Kopf dröhnend widerhallten. Schließlich erhob er sich und trat an die Tür des Gewölbes. »Ich brauche etwas zum Schreiben«, sagte er zu dem Priester, der unmittelbar davor stand. »Und schickt jemanden zum Fluß. Er soll den Kapitän meines Schiffes anweisen, es für eine rasche Abfahrt klarzumachen. Sobald ich hier fertig bin, trete ich die Rückreise an.«
    Mit großen Augen starrte der Priester auf den leuchtenden Stein.
    »Steht nicht herum, Mann!« befahl ihm Garion. »Es geht um das Wohl der ganzen Welt!«
    Der Priester blinzelte und eilte davon.

    Am folgenden Tag war Garion in Kotu, und eineinhalb Tage später erreichte er Aldurfurt. Wie der Zufall es wollte, wurde gerade eine Herde halbwilder algarischer Rinder auf dem Weg nach Muros über diese weite, seichte Stelle des mächtigen Stromes getrieben, und Garion hielt sogleich Ausschau nach dem Oberhirten. »Ich brauche zwei Pferde«, sagte er ohne Umschweife. »Eure besten. Ich muß noch vor Ende der Woche im Aldurtal sein.«
    Der Oberhirte, ein

Weitere Kostenlose Bücher