Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
beiden Seiten.
    Garion benutzte das letzte Tageslicht, um sorgfältig jeden Zoll des Steilhangs zu studieren, den er und seine Männer in wenigen Stunden erklimmen würden. Eine sanfte Bewegung hoch über ihm lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Beim Aufblicken sah er etwas Fahlweißes lautlos durch die stille Luft gleiten. Eine einsame weiße Feder schwebte herab und landete auf dem Deck ganz in der Nähe.
    Ernst ging Hettar darauf zu und hob sie auf.
    Eine kurze Weile später kam Polgara, in ihren blauen Umhang gehüllt, herunter aufs Deck und gesellte sich zu ihnen. »Ihr müßt sehr vorsichtig sein, wenn ihr euch den Werften nähert«, mahnte sie Anheg. »Sie haben Katapulte herunter an die Ufer geschafft, um euch aufzuhalten.«
    »Ich hatte nichts anderes erwartet.« Er zuckte gleichmütig die Schultern.
    »Hör auf sie, Anheg«, warnte Barak. »Denn wenn du mein Schiff versenken läßt, reiße ich dir jedes Barthaar einzeln aus!«
    »Welch ungewöhnliche Weise, zu seinem König zu sprechen«, flüsterte Silk Javelin zu.
    »Wie stark ist die Abwehr auf der anderen Seite der Stadt?« fragte Garion Polgara.
    »Die Mauer ist ungewöhnlich hoch«, antwortete sie, »und das Tor sieht sehr massiv aus. Aber es gibt nicht viele Wachen.«
    »Gut.«
    Hettar händigte ihr stumm die Feder aus.
    »Wie lieb von dir«, bedankte sie sich. »Ich hätte sie vermißt.«
    Der Hang zu der welligen Hochebene war noch steiler, als Garion sich von Deck des Seevogels aus vorgestellt hatte. Kleineres Geröll, das in der mitternächtlichen Dunkelheit nicht zu sehen war, löste sich unter den Füßen, und die starren Zweige von verkrüppelten Bäumen und von Sträuchern schienen ihm beim Klettern fast wie mit Absicht ins Gesicht und gegen die Brust zu stoßen. Sein Kettenhemd war schwer, und bald rann ihm Schweiß in Strömen über den Rücken.
    »Eine Tortur«, bemerkte Hettar lakonisch.
    Eine dünne Mondsichel stand am Himmel, als sie endlich oben angekommen waren und sahen, daß ein dichter Nadelwald vor ihnen lag.
    Barak beäugte das ineinander verwachsene Unterholz. »Ich fürchte, wir werden etwas länger brauchen, als ich dachte.«
    Garion blieb stehen, um Luft zu holen. »Halten wir mal kurz an«, wandte er sich an seine Freunde. Er starrte düster auf den Wald, der ihnen den Weg versperrte. »Wenn wir alle einen Weg hindurchbah-nen, werden unweigerlich Zweige brechen, und dieses Knacken wird die Männer an den Katapulten alarmieren. Ich glaube, wir sollten erst einmal ein paar Kundschafter ausschicken, die nach einem Pfad Ausschau halten.«
    »Überlaß das mir«, bat Silk.
    »Gut, nimm ein paar Männer mit.«
    »Sie würden mich bloß aufhalten. Ich bin bald zurück.« Mit diesen Worten verschwand der kleine Mann zwischen den Bäumen.
    »Er ändert sich auch nie«, stellte Hettar fest.
    Barak lachte bellend. »Hattest du das wirklich erwartet?«
    »Wie viele Stunden sind es noch bis zum Morgengrauen?
    Was meinst du, mein Freund?« wandte Mandorallen sich an den riesenhaften Chereker.
    »Zwei oder drei«, antwortete Barak. »Wir haben viel Zeit für diesen steilen Hang gebraucht.«
    Lelldorin, der sich den Bogen um den Rücken geschlungen hatte, schloß sich ihnen am Rand des dunklen Waldes an. »General Brendig macht sich an den Aufstieg«, berichtete er.
    »Ich frage mich, wie er es schafft, mit einem Arm zu klettern«, sagte Barak kopfschüttelnd.
    »Ich glaube nicht, daß du dir um ihn Sorgen zu machen
    brauchst«, antwortete Hettar. »Er schafft gewöhnlich, was er sich vornimmt.«
    »Er ist ein guter Mann«, bestätigte Barak.
    Sie warteten in der milden Sommerdunkelheit, während die
    Mondsichel langsam den östlichen Himmel emporklomm. Von tief unten hörte Garion Anhegs Männer, die sich etwas zuriefen, und das Scharren des Ankerspills. Die Seeleute bemühten sich, möglichst viel Krach zu machen, um die Geräusche zu übertönen, die Brendigs Trupp unvermeidlich machte, während er sich den mit Sträuchern überwucherten Hang hochkämpfte. Schließlich tauchte Silk lautlos aus dem Unterholz. »Etwa eine Viertelmeile südlich von hier ist so was wie eine Straße«, berichtete er. »Sie führt offenbar nach Jarviksholm.«
    »Großartig!« freute sich Mandorallen. »Dann laßt uns aufbrechen, meine Lords. Die Stadt harret unser!«
    »Na, hoffentlich nicht«, sagte Garion. »Unser Plan ist, sie zu überraschen.«
    Die schmale Straße, die Silk aufgespürt hatte, erwies sich als ein Holzfällerweg. Er schlängelte sich mehr

Weitere Kostenlose Bücher