Herren des Wetens
Javelin bereits.«
Garion beobachtete die Soldaten eine Weile. »Tut mir leid«, sagte er, an seinem Ekel würgend, »aber das geht wirklich zu weit! Ich muß dem einfach ein Ende setzen!«
»Halt dich heraus, Garion!«
»O nein – nicht, wenn er anfängt, Frauen zu kreuzigen!«
»Wa-as?« Silk drehte sich um und starrte auf die Soldaten. Plötzlich wurde er kreidebleich und sprang auf. Dicht gefolgt von Garion raste er über die Wiese. »Habt Ihr völlig den Verstand verloren?«
brüllte er den knochigen drasnischen Sicherheitschef an, der ruhig an einem grobgehauenen Tisch zwischen einem Trupp Soldaten saß.
»Wo liegt Euer Problem, Kheldar?«
»Wißt Ihr, wen Ihr da gerade kreuzigen laßt?«
»Natürlich, ich habe sie selbst verhört.« Javelin spielte fast gleichmütig mit seinen Fingern, doch da Silk direkt vor dem Tisch saß, konnte Garion die Hände des hageren Mannes nicht sehen.
»Holt sie sofort herunter!« rief Silk, aber seine Stimme hatte irgendwie die Schärfe verloren.
»Warum kümmert Ihr Euch nicht um Eure eigenen Angelegenheiten, Kheldar?« knurrte Javelin. Er wandte sich an einen stämmigen Chereker neben ihm. »Fürst Kheldar und der Rivanische König möchten gehen.« Seine Stimme klang kalt. »Begleitet sie, bitte. Ich glaube, sie würden sich zumindest eine Viertelmeile von hier entfernt besser fühlen.«
»Ich bringe ihn um!« keuchte Silk, während er und Garion wegge-führt wurden. »Ich bringe ihn mit bloßen Händen um!«
Kaum hatten die Soldaten sie in die angegebene Entfernung von Javelin gebracht und waren zu ihrem gräßlichen Handwerk zurückgekehrt, gewann der kleine Mann erstaunlich schnell seine Fassung wieder.
»Was ist plötzlich in dich gefahren?« fragte Garion.
»Das Mädchen, das er gerade kreuzigen ließ, ist seine eigene Nichte, Liselle«, erwiderte Silk ruhig.
»Das kann nicht dein Ernst sein!«
»Ich kenne sie seit ihrer Kindheit. Er versprach, später alles zu er-klären. Aber wehe, wenn es keine gute Erklärung ist, denn dann schneide ich ihn in Streifen!« Er holte einen langen Dolch unter dem perlgrauen Wams hervor und prüfte mit dem Daumen seine
Schneide.
Nach Einbruch der Dunkelheit suchte Javelin nach ihnen. »Steckt das weg, Kheldar!« sagte er mit einem Blick auf Silks Dolch angewi-dert.
»Ich werde ihn vielleicht gleich brauchen«, entgegnete Silk. »Also fangt zu reden an, Javelin, und wehe Euch, wenn Ihr mich nicht ü-
berzeugen könnt!«
»Ihr seid offenbar sehr erregt!«
»Das fällt Euch also auf? Wie scharfsinnig Ihr seid!«
»Was ich tat, geschah aus einem ganz bestimmten Grund.«
»Wie schön, ich dachte schon, Ihr wolltet Euch lediglich amüsieren!«
»Genug Eures Sarkasmus, Silk! Ihr dürftet inzwischen wissen, daß ich nichts grundlos tue. Seid beruhigt, was Liselle betrifft. Sie ist vermutlich bereits frei.«
»Frei?«
»Entkommen, genauer gesagt. In dem Wald lauerten Dutzende von Kultanhängern. Mit Euren Augen muß etwas nicht stimmen, wenn Ihr sie nicht bemerkt habt. Jedenfalls ist inzwischen jeder Gefangene befreit, den wir kreuzigten, und auf dem Weg in die Berge und in Sicherheit.«
»Wollt Ihr mir nicht verraten, was das alles soll, Javelin?«
»Es ist wirklich ganz einfach. Wir versuchen seit Jahren jemand in die oberen Ränge des Bärenkults zu schleusen. Und die Anhänger haben soeben eine richtige Heldin befreit – eine Märtyrerin ihrer guten Sache. Liselle ist klug genug, das zu nutzen, um selbst ganz oben offene Türen zu finden.«
»Wie ist sie überhaupt hierhergekommen?«
Javelin zuckte die Schultern. »Sie schlüpfte in ein Kettenhemd, und ich schmuggelte sie auf Trellheims Schiff. Nachdem der Kampf fast vorüber war, habe ich sie zu den anderen Gefangenen gesteckt.«
»Werden die anderen, die ebenfalls befreit wurden, nicht sagen, daß sie überhaupt nicht in der Stadt war?« gab Garion zu bedenken.
»Nein, Eure Majestät, das glaube ich nicht«, erwiderte Javelin.
»Sie wird sagen, daß sie im Nordostviertel von Jarviksholm gewohnt hat. Die anderen, die wir kreuzigten, stammen alle aus dem Südwestviertel. Jarviksholm ist eine ziemlich große Stadt. Niemand könnte mit Sicherheit sagen, daß sie nicht schon die ganze Zeit dort war.«
»Ich kann immer noch nicht glauben, daß Ihr ihr das wahrhaftig antun könnt!« brummte Silk.
»Es gehörte große Überredungskunst dazu, bis sie mich soweit hatte«, gestand Javelin.
Silk starrte ihn an.
»O ja«, sagte Javelin. »Hattet Ihr denn gedacht?
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