Herren des Wetens
schleudern jetzt Felsbrocken auf die Nordklippen«, erklärte Garion leise. »Und Anheg fährt mit der Flotte los.«
Barak knirschte: »Ich habe ihm gesagt, er soll warten, bis die Katapulte unschädlich gemacht sind!«
»Sorg dich nicht so um dein Schiff«, murmelte Silk. »Es ist sehr schwierig, mit einem Katapult zu zielen, wenn man Geschossen ausweichen muß!«
»Jemand landet vielleicht einen Zufallstreffer!«
Angespannt warteten sie, bis es heller wurde. Der Geruch von Salzwasser und Immergrün stieg Garion in die Nase, während er das schwere Tor studierte.
Wir sehen die Stadt jetzt, Garion, meldete Tante Pol.
Warnschreie waren aus der Stadt zu hören, und Garion sah, wie die Bewaffneten auf dem Wehrgang der Mauer zur Fjordseite der Stadt rannten. »Bereit?« flüsterte er seinen beiden Freunden zu.
»Fangen wir an«, entgegnete Silk.
Garion stand auf und konzentrierte sich. Als er seine Willenskraft sammelte, spürte er etwas wie auf ihn einströmende Luft, und während die ungeheure Kraft in ihm wuchs, war ihm, als prickle er am ganzen Körper. Grimmig zog er Eisenfausts mächtiges Schwert, das er bisher in der Scheide gelassen hatte, damit sein blaues Glühen nicht bemerkt würde. Das Auge begann zu flammen. »Es geht los«, murmelte Garion. Er richtete das Schwert auf das Tor, das sich schwer und scheinbar uneinnehmbar etwa dreihundert Fuß vor ihm erhob. »Berste!« rief er. Seine ganze gestaute Willenskraft drang in das Schwert und quoll aus dem flammenden Knauf.
Etwas hatte Garion übersehen: Daß das Auge ebenfalls helfen wollte. Die Kraft, die gegen das Tor von Jarviksholm schlug, war, gelinde gesagt, übertrieben. Das massive Holz verschwand völlig, und später fand man teerbeschmierte Splitter davon bis zu fünf Meilen entfernt. Die dicke Steinmauer, in der es sich befunden hatte, barst ebenfalls, und viele der gewaltigen, roh behauenen Steine segelten wie Sandkörner durch die Luft und platschten in den Hafen und den Fjord, weit von der Stadt entfernt. Der größte Teil dieser Mauerseite zerbröckelte und fiel zusammen. Der Krach war furchterregend.
»Belar!« fluchte Barak erstaunt, während er dieser fast völligen Vernichtung zusah.
Einen Augenblick schwiegen alle wie gelähmt, dann erschallte ein Kriegsgebrüll am Rand des Waldes, als Hettar und Mandorallen ihre rivanischen und cherekischen Truppen zum Sturm in die Stadt führten.
Es war nicht, was Krieger einen guten Kampf nennen würden.
Der Bärenkult bestand nicht ausschließlich aus gesunden Kämpfern, er hatte auch alte Männer und Frauen sowie Kinder angelockt.
Durch den Fanatismus der Kultanhänger sahen die in die Stadt Ein-dringenden sich häufig genötigt, auch solche zu töten, die sie üblicherweise verschont hätten. Am Spätnachmittag gab es nur noch ein paar kleinere Widerstandsnester im Nordviertel von Jarviksholm, und der größte Teil der Stadt stand in Flammen.
Garion, dem fast übel war von dem Rauch und dem Gemetzel, stolperte durch die brennende Stadt zurück, hinaus aus der zerbrök-kelten Mauer und auf die offenen Wiesen. Der Magen drehte sich ihm um, während er sich müde dahinschleppte, bis er auf Silk stieß, der es sich auf einem Felsblock bequem gemacht hatte und müßig auf die Stadt blickte, die der Zerstörung anheimfiel. »Ist es bald zu Ende?« fragte der kleine Mann.
»Fast«, antwortete Garion. »Es sind nur noch ein paar Häuser, in denen sie Widerstand leisten.«
»Wie war es?«
»Entsetzlich. Auch eine Menge alte Leute und Frauen und Kinder fanden den Tod.«
»Das läßt sich manchmal nicht vermeiden.«
»Hat Anheg gesagt, was er mit den Überlebenden vorhat? Ich glaube, es dürfte des Tötens genug sein.«
»Schwer zu sagen«, antwortete Silk. »Unsere cherekischen Vettern neigen manchmal zur Barbarei. In den nächsten Tagen wird sich einiges tun, wobei du vermutlich nicht zusehen möchtest – wie das da!« Er deutete an den Waldrand, wo eine Schar Chereker mit etwas beschäftigt waren. Ein Querbalken wurde am oberen Teil einer Stange befestigt und ein Gefangener an dieses Kreuz gebunden.
»Nein!« rief Garion.
»Ich würde mich nicht einmischen«, riet Silk. »Immerhin ist es Anhegs Reich, und er kann mit Verrätern und Verbrechern tun, was er für richtig hält.«
»Das ist barbarisch!«
»Auf gewisse Weise, ja. Wie ich bereits sagte, steckt in den Cherekern eine schlummernde Brutalität.«
»Aber sollten wir die Gefangenen nicht wenigstens zuerst befragen?«
»Das macht
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