Herren des Wetens
stecken nur eine Weile fest, nichts weiter.«
»Wieviel Zeit werden Eure Truppen brauchen, um sich auszuruhen, ehe sie sich am Angriff beteiligen können, Brendig?« fragte Belgarath.
Brendig zuckte die Schultern. »Ein Tag müßte genügen, Ehrwürdiger.«
»Das gibt uns Zeit, unsere Pläne auszuarbeiten«, sagte der alte Mann. »Sorgen wir erst einmal für Lager und Verpflegung für Eure Leute, dann kann Garion Euch ins Bild setzen, wie es hier aussieht.«
Bei der strategischen Besprechung am Abend im Hauptzelt mit seinen leuchtenden Teppichen feilten sie ihren verhältnismäßig einfachen Angriffsplan aus. Mandorallens Katapulte sollten die Stadt den ganzen nächsten Tag bis in die späte Nacht hinein weiter bom-bardieren. Am folgenden Morgen wollte man einen Scheinangriff auf das Südtor vornehmen, um damit so viele Kultleute wie nur möglich von ihren hastig errichteten Befestigungen in der Stadt ab-zuziehen. Ein anderer Trupp sollte das Nordviertel verlassen und mit der Besetzung der Häuser unmittelbar jenseits der ›Grenze‹ beginnen. Ein weiterer Trupp – und dieser gute Vorschlag stammte von General Brendig – würde Sturmleitern als Brücken einsetzen, damit die Männer von Dach zu Dach hinter die neuerrichteten Mauern in der Stadt gelangen konnten.
»Das Wichtigste ist mir, diesen Ulfgar lebend zu überwältigen!«
mahnte Garion. »Wir brauchen unbedingt Antworten auf einige Fragen. Ich muß um jeden Preis erfahren, welche Rolle er in der Entführung meines Sohnes spielte und wo Geran jetzt ist, falls Ulfgar das weiß.«
»Und ich muß wissen, wie viele und welche Offiziere meiner Streitkräfte für ihn arbeiten«, fügte Königin Porenn hinzu.
»Ich habe das Gefühl, daß es viel zu reden geben wird«, warf Yarblek mit boshaftem Grinsen ein. »In Gar og Nadrak haben wir eine Menge sehr unterhaltsamer Methoden, Zungen zu lösen.«
»Darum kümmert sich Pol«, bestimmte Belgarath. »Sie bekommt die Antworten, die wir brauchen, ohne sich dergleichen Mittel bedienen zu müssen!«
»Wirst du weichherzig, Belgarath?« fragte Barak.
»Wohl kaum«, brummte der alte Zauberer. »Aber möglicherweise läßt Yarblek sich allzusehr hinreißen, und von einem Toten bekommt man keine Antworten mehr.«
»Aber danach?« fragte Yarblek eifrig.
»Eigentlich ist es mir egal, was Ihr danach mit ihm macht.«
Am nächsten Tag zog Garion sich in einen kleinen abgetrennten Teil des Hauptzeltes zurück und studierte seine Karten und sorgsam aufgestellten Listen, um sich zu vergewissern, daß er nichts übersehen hatte. Seit einiger Zeit hatte er das Gefühl, als drücke die Last der ganzen Armee erbarmungslos seine Schultern nieder.
»Garion!« rief Ce'Nedra und trat in die Abtrennung. »Ein paar Freunde sind angekommen.«
Er blickte auf.
»Die drei Söhne Brands«, erklärte sie, »und dieser Glasbläser Joran.«
Garion runzelte die Stirn. »Was wollen sie hier? Ich wies sie doch ausdrücklich an, in Riva zu bleiben!«
»Sie sagen, sie müßten dir etwas Wichtiges mitteilen.«
Er seufzte. »Dann bitte sie rasch herein.«
Brands drei Söhne, in grauen Umhängen, und Joran mit dem ernsten Gesicht traten ein und verbeugten sich. Ihre Kleider waren schlammbespritzt, und ihre Gesichter wirkten müde.
»Wir handeln nicht absichtlich wider Eure Befehle, Belgarion«, versicherte ihm Kail rasch, »aber wir entdeckten etwas sehr Wichtiges, das Ihr gleich wissen solltet.«
»Oh? Was denn?«
»Nachdem Ihr mit der Armee Riva verlassen hattet, Eure Majestät«, fuhr nun Kails älterer Bruder Verdan fort, »beschlossen wir, die Westküste der Insel Zoll um Zoll abzusuchen. Wir hofften, irgendwelche Spuren zu finden, die wir bei der ersten Suche übersehen hatten.«
»Außerdem«, fügte Brin hinzu, »hatten wir nichts anderes zu tun.«
»Jedenfalls entdeckten wir schließlich das Schiff, mit dem diese Chereker zur Insel gekommen waren.«
»Ihr Schiff?« Garion richtete sich abrupt auf. »Ich dachte, der Entführer meines Sohnes hätte es benutzt, um die Insel zu verlassen.«
Verdan schüttelte den Kopf. »Das Schiff war mit voller Absicht versenkt worden, Eure Majestät! Man hat es mit Steinen und Felsbrocken gefüllt und dann Löcher in den Schiffsboden gehauen! Wir segelten fünfmal darüber, ehe wir es an einem ruhigen Tag ohne Brandung bemerkten. Es lag auf dem Meeresgrund, an einer etwa fünfunddreißig Fuß tiefen Stelle.«
»Wie hat der Entführer dann die Insel verlassen?«
»Das fragten auch wir uns,
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