Herren des Wetens
ihnen und gleichermaßen unwillige Ehrerbietung und verzweifelte Furcht. In blindem Gehorsam stürmten ein Dutzend Kultangehörige mit gezückten Schwertern durch den Matsch auf Garion zu. Doch noch ehe sie weit kamen, stürzte einer nach dem anderen zuckend in den nassen Schnee. Pfeilschäfte ragten aus ihren Körpern.
»Ho, Garion!« rief Lelldorin begeistert von einem nahen Dach, und vor den Augen der Beobachter verschwammen seine Hände schier, als er seine Pfeile abschoß.
»Ho, Lelldorin!« rief Garion, während er, das flammende Schwert schwingend, durch die pelzgekleideten Männer stürmte. Die Aufmerksamkeit der Schar um den Karren galt ausnahmslos dem er-schreckenden Anblick des Rivanischen Königs mit seinem sagenhaf-ten Schwert. Deshalb sah auch keiner Durnik, der sich geduckt wie eine Katze entlang der Wand eines Hauses näherte.
Der Mann auf dem Karren hob erneut die Hand, hielt plötzlich eine Kugel puren Feuers in der Hand und warf sie verzweifelt gegen Garion. Garion wischte die Feuerkugel mit dem Schwert zur Seite, ohne in seinem grimmigen Ansturm innezuhalten. Seine flammende Klinge bahnte ihm einen Weg durch die verstörten Männer in Bä-
renpelzen, die er kaum bemerkte, da er den Blick nicht von dem Schwarzbärtigen mit dem bleichen Gesicht nahm, das nun Panik verriet. Wieder hob der Mann die Hand, doch mit einemmal kippte er nach vorn, vom Karren in den braunen Matsch. Durniks Keule hatte ihn am Hinterkopf getroffen.
Schreckensschreie wurden laut, als der Kultführer fiel. Mehrere seiner Leute versuchten verstört, den Reglosen hochzuheben, doch Durniks Keule, die immer wieder durch die Luft pfiff und traf, ließ es nicht zu. Andere bemühten sich, mit ihren Körpern einen Wall zu bilden, um zu verhindern, daß Garion den mit dem Gesicht im Matsch liegenden Ulfgar erreichte, doch Lelldorins Pfeilhagel schlug eine Bresche in diese pelzige Mauer. Garion stapfte auf seltsame Weise abwesend und unbeeindruckt durch dieses Blutvergießen und schwang sein mächtiges Schwert weit ausholend inmitten der panikerfüllten Verteidiger. Es war ihm kaum bewußt, wenn die Klinge durch Fleisch und Knochen schnitt, und nachdem er etwa ein Dutzend niedergestreckt hatte, ergriff der Rest die Flucht.
»Lebt er noch?« wandte er sich keuchend an den Schmied.
Durnik drehte den reglosen Ulfgar um und zog eines seiner Lider hoch. »Ja, er weilt noch unter uns«, antwortete er. »Ich habe ihn mit großer Vorsicht niedergeschlagen.«
»Gut«, lobte Garion. »Schnüren wir ihn zusammen und binden ihm ein Tuch vor die Augen.«
»Warum die Augenbinde?«
»Wir sahen, wie er sich der Zauberei bediente. Damit wäre diese Frage beantwortet, denn ich glaube, daß es schwierig ist, sie gegen jemanden zu richten, den man nicht sehen kann.«
Durnik dachte darüber nach, während er dem Bewußtlosen die Hände fesselte. »Ich glaube, du hast recht«, sagte er schließlich. »Es wäre wirklich etwas schwierig.«
25
lfgars Gefangennahme brach den Widerstandswillen der Kult-Uangehörigen. Einige der fanatischeren kämpften zwar noch weiter, die meisten streckten jedoch die Waffen. Grimmig trieben Garions Truppen sie zusammen und durch die schneeigen, blutbe-sudelten Straßen zum Stadtplatz.
Silk und Javelin verhörten kurz einen mürrischen Gefangenen mit einer blutigen Binde um den Kopf, dann schlossen sie sich Garion und Durnik an, die den noch bewußtlosen Ulfgar bewachten. »Ist er das?« fragte Silk neugierig und polierte abwesend einen seiner Ringe an seinem grauen Wams.
Garion nickte.
»Er sieht nicht sonderlich beeindruckend aus, nicht wahr?«
»Das große Haus da drüben ist seines.« Javelin deutete auf einen fast quadratischen Bau mit rotem Ziegeldach.
»Nicht mehr«, entgegnete Garion. »Jetzt gehört es mir.«
Javelin lächelte flüchtig. »Wir werden es sorgfältigst durchsuchen.
Manche Leute vergessen hin und wieder, verräterische Schriftstücke zu vernichten.«
»Am besten, wir bringen auch Ulfgar dorthin«, meinte Garion.
»Wir müssen ihn befragen und können es genausogut dort tun.«
»Ich hole die anderen«, erbot sich Durnik und nahm seinen topf-förmigen Helm ab. »Glaubt ihr, es ist jetzt sicher genug, daß wir Pol und die anderen Damen in die Stadt bringen können?«
»Dürfte es eigentlich sein«, meinte Javelin. »Nur noch im Südostviertel wird geringer Widerstand geleistet.«
Durnik nickte und überquerte mit klirrendem Kettenhemd den Platz.
Garion, Silk und Javelin hoben den
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