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Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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dieser Stunde im Thronsaal verloren?«
    erkundigte sich Belgarath angespannt.
    »Ich schlief«, antwortete Garion. Dann errötete er leicht. »Nun, noch nicht richtig. Ce'Nedra und ich haben uns bis spät in die Nacht unterhalten. Wir hatten in letzter Zeit kaum noch miteinander gesprochen, deshalb hatten wir uns viel zu sagen. Jedenfalls hat er mich angewiesen, zum Thronsaal zu gehen.«
    Belgarath wandte den Blick Botschaft zu. »Und du?«
    »Er hat mich aufgeweckt«, antwortete Botschaft. »Und er…«
    »Warte!« unterbrach ihn Belgarath mit scharfer Stimme. »Wer hat dich aufgeweckt?«
    »Derselbe, der Garion aufweckte.«
    »Du weißt, wer er ist?«
    »Ja.«
    »Und du weißt, was er ist?«
    Botschaft nickte.
    »Hat er je zuvor schon einmal zu dir gesprochen?«
    »Nein.«
    »Aber du hast sofort gewußt, wer und was er ist?«
    »Ja. Er hat mir gesagt, daß er mich im Thronsaal braucht. Also bin ich aufgestanden, habe mich angezogen und bin gegangen. Als ich ankam, färbte sich das Auge Aldurs rot, und die Stimme sagte, wir sollen uns vor Zandramas hüten.«
    Belgarath runzelte die Stirn. »Ihr seid beide völlig sicher, daß der Stein die Farbe gewechselt hat?«
    »Ja, Großvater«, versicherte ihm Garion. »Und er hat sich auch anders angehört. Gewöhnlich ist es eine Art Klingen, wie der Nach-hall einer Glocke. Doch da war es völlig anders.«
    »Und ihr seid ganz sicher, daß er sich rot färbte? Ich meine, es war nicht lediglich ein dunkleres Blau?«
    »Nein, Großvater. Es war ohne Zweifel ein glühendes Rot.«
    Belgarath erhob sich, und sein Gesicht wirkte mit einemmal grimmig. »Kommt mit«, forderte er sie auf und trat zur Tür.
    »Wohin gehen wir?« fragte Garion.
    »Zur Bibliothek, ich muß etwas nachsehen.«
    »Was?«
    »Warten wir, bis ich es gelesen habe. Es ist sehr wichtig, und ich möchte sicher sein, daß ich es auch richtig verstehe.«
    Als sie am Tisch vorbeikamen, griff Botschaft nach dem Käse und brach ein Stück ab. Während er Belgarath und Garion aus dem Gemach folgte, biß er davon ab. Sie eilten durch die von Fackeln nur düster beleuchteten Gänge und eine Treppe hoch. In den letzten Jahren hatte Belgaraths Gesicht einen etwas schrulligen Zug angenommen und eine Spur müßiger Gleichgültigkeit verraten. Das war jetzt vorbei, und seine Augen waren wachsam. In der Bibliothek nahm der Alte zwei Kerzen von einem staubbedeckten Tisch und zündete sie an einer Fackel vor der Tür an. Dann kehrte er in die Bibliothek zurück und stellte eine der Kerzen auf ein Tischchen.
    »Mach die Tür zu, Garion«, sagte er, mit der anderen Kerze in der Hand. »Wir wollen nicht gestört werden.«
    Wortlos schloß Garion die Tür. Belgarath trat an die Wand, hob die Kerze und ließ aufmerksam den Blick über die Reihen um Reihen staubiger, ledergebundener Bücher wandern und über die ordentlich aufbewahrten, in Seide gehüllten Schriftrollen. »Dort«, rief er und deutete auf das oberste Fach. »Hol mir die in blaue Seide gewickelte Schriftrolle herunter, Garion.«
    Garion stellte sich auf Zehenspitzen und zog die gewünschte Schriftrolle heraus. Er warf einen neugierigen Blick darauf, ehe er sie seinem Großvater aushändigte. »Bist du sicher?« fragte er. »Das ist nämlich nicht der Mrin-Kodex, weißt du?«
    »Nein«, bestätigte Belgarath, »ist sie nicht. Versteif dich nicht so auf den Mrin-Kodex, daß du alle anderen prophetischen Schriften ignorierst.« Er setzte seine Kerze ab und öffnete behutsam die silberne Quastenkordel der Rolle, dann zog er die blaue Seidenhülle herunter und rollte das knisternde Pergament auf. Seine Augen schweiften über die uralte Schrift. »Da ist es!« sagte er schließlich.
    »›Höret‹«, las er, »›an dem Tage, da Aldurs Auge in glühendem Rot leuchtet, offenbart sich der Name des Kindes der Finsternis. ‹«
    »Aber Torak war das Kind der Finsternis!« rief Garion. »Was hast du da für ein Pergament?«
    »Die Darinschrift«, antwortete Belgarath. »Sie ist nicht immer so zuverlässig wie der Mrin-Kodex, doch ist sie die einzige, die dieses Geschehnis erwähnt.«
    »Was bedeutet es?« erkundigte sich Garion und blickte ihn verwirrt an.
    »Das ist etwas kompliziert«, erwiderte Belgarath mit gespitzten Lippen und ohne den Blick von der Stelle auf dem Pergament zu nehmen. »So einfach wie möglich gesagt: Es gibt eigentlich zwei Prophezeiungen.«
    »Ja, das ist mir bekannt, aber ich dachte, als Torak starb, daß die andere, nun…«
    »Nicht unbedingt. Ich

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