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Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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derjenige!« stellte der Vermummte mit einer Stimme fest, die kaum menschlich klang.
    Botschaft legte beruhigend die Hand auf den Nacken des zitternden Pferdes und betrachtete die dunkle Gestalt vor sich. Er spürte die Wellen des Hasses, die ihm von ihr entgegenschlugen, und wuß-
    te, daß er diesen einen mehr fürchten mußte als irgend jemanden oder irgend etwas sonst. Trotzdem blieb er, zu seiner eigenen Ver-wunderung, völlig ruhig und furchtlos.
    Der Vermummte lachte gehässig. »Du bist ein Narr, Knabe«, sagte er. »Fürchte mich, denn der Tag wird kommen, da ich dich sicherlich vernichten werde.«
    »Nicht sicherlich«, antwortete Botschaft ungerührt. Er betrachtete die schattenumhüllte Gestalt näher und erkannte sofort, daß sie, so stofflich sie auch wirkte, genausowenig wirklich hier war wie sei-nerzeit jene auf dem schneeigen Hügel, die sich Cyradis genannt hatte. Doch wo immer der Vermummte sich auch in Wirklichkeit befand, er übertrug seinen Haß hierher. »Außerdem«, fuhr Botschaft fort, »bin ich nicht mehr so klein, daß ich mich vor Schatten fürchte.«
    »Wir werden uns in Fleisch und Blut gegenüberstehen, Knabe«, knurrte der Schatten. »Und dann wirst du sterben!«
    »Das ist noch nicht entschieden«, entgegnete Botschaft. »Deshalb müssen wir uns ja stellen – um zu entscheiden, wer von uns bleibt und wer gehen muß.«
    Der Vermummte zog zischend den Atem ein. »Genieße deine Jugend, Knabe«, knarrte er. »Denn mehr wirst du vom Leben nicht haben. Ich werde überleben.« Mit diesen Worten schwand die finstere Gestalt.
    Botschaft holte tief Luft und blickte zum Himmel und dem krei-senden Beldin. Ihm wurde bewußt, daß nicht einmal der Blick der scharfen Falkenaugen die dichten Äste über dem Vermummten hatte durchdringen können. Und so wußte Beldin auch nichts von dieser Begegnung. Botschaft drückte sanft gegen die Weichen des Hengstes, und nun galoppierten sie im goldenen Sonnenschein den Rest des Weges.

7
    ie folgenden Jahre verliefen für das Haus im Tal und seine Be-Dwohner ruhig und friedlich. Belgarath und Beldin waren häufig längere Zeit unterwegs, und wenn sie müde und voll Reisestaub zurückkehrten, hatten ihre Gesichter gewöhnlich den enttäuschten Ausdruck von jemandem, der nicht gefunden hatte, was er suchte.
    Obgleich Durnik viel Zeit am Bach verbrachte und seine ganze Aufmerksamkeit dem Problem widmete, irgendeine wachsame,
    schlaue Forelle davon zu überzeugen, daß das daumennagelgroße Stück Metall an ein paar Fäden roten Garns nicht nur genießbar, sondern unbeschreiblich köstlich wäre, hielt er das Haus und die unmittelbare Umgebung in jenem geradezu peinlich ordentlichen Zustand, der lauter als Worte verkündete, daß sein Besitzer ein Sendarier war. So verliefen gewöhnliche Gatter meist leicht im Zickzack. Durnik aber beharrte darauf und sorgte dafür, daß sein Zaun schnurgerade war und blieb. Offenbar war Durnik nicht imstande, um ein Hindernis herumzugehen, und so kam es, daß er jeden Stein, der seinem Zaun im Wege war, ausgrub und zur Seite schaffte.
    Polgara war ganz Hausfrau. Das Hausinnere war makellos. Die Schwelle vor der Eingangstür wurde nicht nur gefegt, sondern geschrubbt. Die Bohnen-, Rüben- und Kohlreihen im Gemüsegarten waren so gerade wie Durniks Gatter, und Unkraut hatte in ihrem Garten keine Chance. Ihre Miene, wenn sie diesen schier niemals endenden Arbeiten nachging, verriet verträumte Zufriedenheit, und sie summte bei der Arbeit oder sang sehr alte Lieder.
    Der Junge, Botschaft, streifte lieber herum. Das hieß nicht, daß er faul war, doch viele der Arbeiten auf einem so abgelegenen, ländlichen Besitz waren langweilig und wiederholten sich ständig. Brennholz aufzustapeln gehörte nicht gerade zu seinen Lieblingsbeschäf-tigungen. Jäten erschien ihm sinnlos, denn das Unkraut wuchs über Nacht nach. Und Geschirr abzutrocknen war töricht, da es von selbst trocknen würde, wenn man es einfach stehen ließ. Er bemühte sich sehr, Polgara davon zu überzeugen, und sie hörte sich seine unwiderlegbare logische Erklärung ernst an und nickte zustimmend, wenn er ihr mit all der ihm gegebenen Beredtheit klarmachte, daß das Geschirr nicht wirklich getrocknet zu werden brauchte. Und wenn er mit der brillanten Darlegung seiner Argumente fertig war, lächelte sie und sagte: »Ja, Liebes!« und drückte ihm unerbittlich das Geschirrtuch in die Hand.
    Botschaft war jedoch durchaus nicht mit undankbarer Arbeit überlastet.

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