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Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Tatsächlich verging kein Tag, an dem er nicht stunden-lang frei wie der Wind auf dem Fuchshengst im Grasland um das Haus herumstreifen konnte.
    Außerhalb des zeitlosen, goldenen Schlummers des Aldurtals nahm die Welt ihren Lauf. Trotz der Abgelegenheit des Hauses waren Besucher keine Seltenheit. Hettar kam oft angeritten, und manchmal begleiteten ihn Adara, seine hochgewachsene, liebrei-zende Frau, und ihr kleiner Sohn. Wie ihr Mann war Adara ein echtes Kind Algariens und ebenso auf dem Pferderücken zu Hause wie in ihrem Heim. Botschaft mochte sie sehr. Obwohl ihr Gesicht immer ernst wirkte, versteckte sich unter dieser Unbewegtheit ein ironischer, treffender Witz, von dem er begeistert war. Doch war es mehr als das. Die dunkelhaarige junge Frau mit den makellosen Zügen und der Alabasterhaut hatte einen eigenen wundersamen Duft, den er irgendwie immer am Rand seines Bewußtseins wahr-nahm. An diesem Wohlgeruch war etwas Unfaßbares und doch seltsam Anziehendes. Einmal, als Polgara mit dem Baby spielte, ritt Adara mit Botschaft zur Kuppe eines nahen Hügels und dort erzähl-te sie ihm, wie es zu dem Duft kam, der ihr eigen war.
    »Du weißt doch, daß Garion mein Vetter ist?« fragte sie Botschaft.
    »Ja.«
    »Wir ritten eines Tages aus der Festung – es war im Winter, als Frost alles erstarren ließ. Das Gras war braun und ohne Leben, und die Bäume hatten ihr Laub verloren. Ich fragte Garion über Zauberei
    – was sie sei und was er damit tun könne. Ich glaubte nicht wirklich an Zauberei – ich wollte es zwar, aber ich konnte es trotzdem nicht.
    Da griff er nach einem Zweig, wickelte ein bißchen dürres Gras herum und verwandelte ihn vor meinen Augen in eine Blume.«
    Botschaft nickte. »Ja, genau das ist, was Garion tun würde. Hat es dir geholfen zu glauben?«
    Sie lächelte. »Nicht sogleich – zumindest nicht ganz. Denn da war etwas anderes, das ich ihn bat zu tun, aber er sagte, das könne er nicht.«
    »Was war das?«
    Sie errötete sanft, dann lachte sie. »Ich werde immer noch verlegen, wenn ich daran denke. Ich wollte, daß er seine Gabe dazu benutzt, daß Hettar mich liebt.«
    »Aber das war gar nicht nötig, weil Hettar dich bereits liebte, nicht wahr?« Botschaft blickte sie an.
    »Nun, er brauchte einen kleinen Anstoß, damit es ihm bewußt wurde. Jedenfalls tat ich mir an jenem Tag entsetzlich leid. Als wir in die Festung zurückritten, ließ ich versehentlich die Blume auf der geschützten Seite des Hügels liegen. Ein Jahr später war der ganze Hang dort mit niedrigen Büschen und wunderschönen lavendelfar-bigen Blüten bedeckt. Ce'Nedra nennt sie ›Adararosen‹, und Ariana meint, sie könnten vielleicht heilkräftig sein, aber wir fanden nichts, wogegen sie gewirkt hätten. Ich mag den Duft dieser Blume, und auf gewisse Weise ist sie auch mein, deshalb verteile ich ihre Blütenblätter in die Truhen, in denen ich meine Kleidung aufbewahre.« Sie lachte ein winziges bißchen verrucht. »Der Duft macht Hettar sehr zärtlich.«
    »Ich glaube nicht, daß das nur an dem Duft liegt«, meinte Botschaft.
    »Möglich. Aber ich will da kein Risiko eingehen. Wenn der Duft mir einen Vorteil verschafft, nutze ich ihn auch.«
    »Verständlich.«
    »O Botschaft«, rief sie lachend, »du bist ein wundervoller Junge!«
    Diese Besuche waren nicht immer nur rein privater Natur. Hettars Vater war König Ho Cho-Hag, das Oberhaupt der Stammeshäuptlinge von Algarien. Und Ho Cho-Hag, der nächste der alornischen Monarchen, hielt es für seine Pflicht, Polgara über die Ereignisse in der Welt außerhalb des Aldurtals auf dem laufenden zu halten. Von Zeit zu Zeit informierte er sie über den Stand des endlosen, blutigen Krieges im südlichen Cthol Murgos, wo Kal Zakath, der Kaiser von Mallorea, seinen unerbittlichen Feldzug über die Ebenen von Hagga in den großen Wald von Gorut fortsetzte. Die Könige des Westens fanden keine Erklärung für 'Zakaths scheinbar grundlosen Haß auf seine murgonischen Vettern. Es gab Gerüchte über eine persönliche Beleidigung in vergangener Zeit, doch sie hatte mit Taur Urgas zu tun, und Taur Urgas war in der Schlacht von Thull Mardu gefallen.
    'Zakaths Feindschaft gegen die Murgos war jedoch mit dem Tod des Wahnsinnigen nicht erloschen, der ihr Herrscher gewesen war. Jedenfalls führte er nun seine Malloreaner in einem gnadenlosen Feldzug gegen die Murgos an, der offenbar dazu diente, sie so völlig auszurotten, damit nichts bleibe, was die Menschen an sie erinnert

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