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Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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seine Unterkleidung betrachtet. Wir wollen herausfinden, wer verantwortlich ist, und diese Tote ist unser einziger Hinweis. Ich will wissen, wer sie war und woher sie kam. Je schneller ich das erfahre, desto schneller können wir das Öl zum Kochen bringen.«
    »Öl?«
    »Ich werde den Verantwortlichen in Öl sieden!«

14

    olgara kam spät am selben Nachmittag an. Niemand fragte, wie Psie die Hunderte von Meilen statt in Wochen in Stunden zu-rückgelegt hatte. Der Wachmann, der auf dem Wehrgang seine Runden gezogen und sie zum Krankengemach geleitet hatte, wirkte jedoch sehr verstört, als habe er etwas gesehen, über das er lieber nicht sprechen wollte.
    Im Augenblick ihrer Ankunft hatte Garion gerade eine Mei-
    nungsverschiedenheit mit einem der Hofärzte, bei der es um den therapeutischen Wert von Aderlaß ging. Die Auseinandersetzung hatte den Punkt erreicht, da er das Schwert zückte und sich vor den betroffenen Mediziner stellte, der sich dem Bett mit einer Lanzette in der Hand nähern wollte. »Wenn Ihr versucht, damit eine Vene meiner Gemahlin zu öffnen«, drohte der junge König heftig, »öffne ich Eure hiermit!«
    »Schon gut, Garion«, sagte Polgara scharf, »das genügt.« Sie nahm ihren Umhang ab und hängte ihn über eine Stuhllehne.
    »Tante Pol!« hauchte er erleichtert.
    Sie hatte sich bereits zu den vier Ärzten umgedreht, die sich um die Wiederherstellung der kleinen Königin bemüht hatten. »Habt Dank, meine Herren«, wandte sie sich an sie. »Wenn ich euch brauche, werde ich euch rufen.« Das war eine unmißverständliche Ver-abschiedung, und die vier verließen ohne Widerrede das Gemach.
    »Lady Polgara«, rief Ce'Nedra schwach vom Bett.
    Sofort wandte Polgara sich an sie. »Ja, Liebes.« Sie nahm Ce'Nedras winzige Hände in ihre. »Wie fühlst du dich?«
    »Meine Brust schmerzt, und es gelingt mir nicht wachzubleiben.«
    »Wir haben dich bald wieder auf den Beinen, Liebes«, versicherte ihr Polgara. Sie musterte das Bett. »Ich brauche mehr Kissen, Garion«, sagte sie. »Ich möchte sie aufsetzen.«
    Garion eilte durchs Nebengemach zur Tür, die auf den Korridor führte.
    »Eure Majestät?« Der Posten blickte Garion fragend an.
    »Würdet Ihr mir etwa ein Dutzend Kissen holen?«
    »Selbstverständlich, Eure Majestät.« Der Mann ging los.
    »Lieber zwei Dutzend!« rief Garion ihm nach, dann kehrte er ins Schlafgemach zurück.
    »Es ist mein Ernst, Lady Polgara«, sagte Ce'Nedra gerade mit schwacher Stimme. »Wenn es dazu kommen sollte, daß Ihr die Wahl treffen müßt, dann rettet mein Baby. Denkt gar nicht an mich!«
    »Ich verstehe«, sagte Polgara ernst. »Ich hoffe, damit hast du dir diesen Unsinn von der Seele geredet!«
    Ce'Nedra starrte sie an.
    »Bei Melodramatik wird mir immer leicht übel.«
    Ce'Nedra errötete.
    »Das ist ein gutes Zeichen«, versicherte ihr Polgara. »Wenn du er-röten kannst, bedeutet es, daß du dich gut genug fühlst, auch auf Unwichtiges zu achten.«
    »Unwichtiges?«
    »Wie Verlegenheit über deine wirklich dumme Bemerkung. Deinem Baby geht es gut, Ce'Nedra. Im Augenblick besser als dir. Es schläft gerade.«
    Ce'Nedras Augen weiteten sich, und sie legte schützend die Hän-de auf den Bauch. »Ihr könnt es sehen?« fragte sie.
    »Sehen ist nicht gerade das richtige Wort, Liebes.« Polgara mischte zwei Pulver in einem Glas. »Ich weiß, was es tut und was es denkt.« Sie goß Wasser auf die Mischung und rührte um. Aufmerksam beobachtete sie, wie der Trank sprudelte. »Hier, trink das!«
    Dann drehte sie sich zu Garion um. »Leg ein paar Scheite nach. Wir haben Herbst, und wir möchten doch nicht, daß sie friert.«

    Brand und Silk hatten die zerschmetterte Leiche der Meuchlerin sorgfältig untersucht und sich ihrer Kleidung zugewandt, als Garion sich am Abend zu ihnen gesellte. »Habt ihr etwas herausgefunden?«
    fragte er.
    »Wir wissen, daß sie eine Alornerin war«, antwortete Brand mit seiner tiefen Stimme. »Und etwa fünfunddreißig. Sie mußte für ihren Lebensunterhalt nicht arbeiten, zumindest nicht so schwer, daß sie sich Schwielen an den Händen zugezogen hätte.«
    »Das ist nicht sehr viel«, meinte Garion.
    »Es ist etwas, wovon man ausgehen kann.« Silk untersuchte soeben den Saum des blutigen Gewandes.
    »Es deutet auf den Bärenkult hin, nicht wahr?«
    »Nicht unbedingt«, antwortete Silk. Er legte das Gewand zur Seite und griff nach dem Linnenunterhemd. »Wenn man selbst unerkannt bleiben will, nimmt man sich einen Meuchler aus einem

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