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Herrengedeck

Herrengedeck

Titel: Herrengedeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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Video angesehen (Danach waren meine Filme verschwunden. Undankbares Stück …).
    Wenn ich an diese ganzen Geschichten denke, dann glaube ich, dass es gar keine Rolle spielt, ob ich im Laufe unserer Beziehung mehr Plus-als Minuspunkte gesammelt habe. Weil es doch eigentlich nur darauf ankommt, dass wir in diesen Jahren so unglaublich viel zusammen erlebt haben. Und ich gerne noch viel mehr mit ihr erleben möchte.
     
    12:13 Uhr: Trost durch Michi Strunz von den Gewerbeimmobilien und Horst Peffekoven von den Grundstücksverwaltern. Die beiden rollen mit ihren Bürostühlen in meine Richtung und fordern mich zu einem Cart-Wettkampf heraus. Dazu bauen wir zwischen den Schreibtischen auf der Etage eine Art Rundparcours, auf dem wir uns auf unseren Bürostühlen ein Rennen liefern. Alles ist erlaubt, außer aufzustehen. Das Wagenrennen bei Ben Hur ist nichts im Vergleich mit den Duellszenen, denen wir uns hier aussetzen.
    Tut gut, mich auszupowern. Laune wieder im grünen Bereich. Alles wird gut.
     
    19:05 Uhr: Mein Wohnzimmer verwandelt sich in einen Schulungsraum für Nachwuchsmanager. Das Thema des Abends lautet Flirten und die Lehrer sind Andy und Bernd. Ausgerechnet. Der eine ist ein männlicher Nymphomane, der nicht flirtet, sondern direkt mit jeder Frau ins Bett geht,
und der andere hat seit fünfzehn Jahren keine andere Frau angesehen als seine eigene.
    Aber sie wollen mir nun einmal helfen. Damit ich nicht doch noch wegen Katja aus dem Fenster springe - nur um ihr zu beweisen, dass ich noch durchs Fenster passe.
    Ich lasse mich in meinen Sessel plumpsen und betrachte mir das Chaos, das die beiden angerichtet haben. Überall liegen vollgekritzelte Papiere herum und die freie Wand zwischen Fernseher und Fenster ist mit angehefteten Notizzetteln übersäht. Diese haben sie in drei Kategorien sortiert:
    Wo lerne ich eine Frau kennen?
    Wie lerne ich sie kennen?
    Wann lerne ich sie kennen?
    Kurz gefasst lauten die Antworten so:
    Überall!
    Egal!
    Sofort!
    Die Langfassung sieht so aus, dass ich mein Leben in den kommenden vier Wochen in eine Art Dating-Stundenplan quetschen soll. Sprich: Ich werde jede freie Minute dazu nutzen, der Frau meiner Träume zu begegnen.
    »Übertreibst du es nicht ein bisschen?«, frage ich Andy entgeistert.
    »Wieso? Die meisten Männer leben immer so. Außerdem hast du doch nur begrenzt Zeit. Du musst dich also ranhalten, Alter!«
    Außerdem rät Andy mir dann, wieder Sport zu treiben. Die Sache mit der neuen Frau sei zwar die halbe Miete in Sachen Katja. Aber für die andere Hälfte könne es nicht schaden, wenn ich mich mal wieder ein wenig in Form bringe.

5. Tag: Mittwoch
    6:15 Uhr: Der Fernseher geht an (Timerfunktion!) und noch bevor ich die Augen so richtig aufhabe, höre ich den Schmalzsound einer Telenovela, in der es um eine grenzdebile Blondine geht, die dreihundert Folgen braucht, um zu kapieren, dass ihr smarter Kollege genauso verknallt in sie ist wie sie in ihn.
    Katja hat das an manchen Morgen fertiggebracht. Sie stand morgens um halb sieben mit einer Tasse Kaffee und einem Zwieback in der Hand vor dem Fernseher und heulte (wegen der Blondine). Und das, nachdem sie mich am Abend zuvor dafür kritisiert hatte, dass ich mir auf Das Vierte die hundertste Wiederholung der hundertsten Folge von Die Profis angesehen habe (… und dabei auch geheult habe. Weil Bodie so cool ist, dass es schmerzt).
     
    6:27 Uhr: 100,6 Kilo. Komisch. Obwohl ich seit zwei Tagen kaum gefrühstückt habe, ist kein Fortschritt zu erkennen. Könnte daran liegen, dass ich die fehlenden Kalorien vom Morgen mit Schokocroissants und einer gut gezuckerten Latte macchiato am Vormittag ausgeglichen habe (plus ausgiebigem Lunch beim Italiener, plus Bestellpizza am Abend).

     
    6:31 Uhr: Ich schlüpfe fröhlich pfeifend in meine Jogginghose und mein Asics-Shirt, das übrigens aus einer so dermaßen intelligenten Faser besteht, dass es um diese Uhrzeit vermutlich besser denken kann als ich selbst. Im Flur begrüße ich meine Joggingschuhe wie gute alte Bekannte: »Lange nicht gesehen, Jungs, ihr habt euch gar nicht verändert. Ach, ich schon? Was soll das heißen? Dass ich zugenommen habe und deswegen nicht mehr in euch reinpasse? Blödsinn! Einfach mal die Fresse halten. Sonst kommt ihr in den Schuhcontainer und könnt euch auf einen Lebensabend im Rote-Kreuz-Shop irgendwo in der Dritten Welt einstellen. Also, los geht’s!«
     
    6:40 Uhr: Hopse gut gelaunt durch unsere Straße in Richtung Park. Joggen ist

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