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Herrengedeck

Herrengedeck

Titel: Herrengedeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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heute und werden glücklich bis ans Ende unserer Tage. Gelegentlich denke ich mit leichter Melancholie an die zurückliegenden vier Wochen, die doch irgendwie die irrsten und spannendsten Tage meines Lebens waren.
     
    Möglichkeit Nr. 2: Ich sage Nein!
    Katja macht mir eine Riesenszene und bewirft mich mit den Köstlichkeiten vom Büffet. Ich werde von der Party rausgeschmissen und beschließe, erst einmal alleine zu bleiben. Nach ein paar Wochen treffe ich zum Beispiel Viola vom Speeddating wieder und heirate sie. Gelegentlich denke ich
mit leichter Melancholie an die zurückliegenden vier Wochen, die doch irgendwie die irrsten und spannendsten Tage meines Lebens waren.
     
    18:03 Uhr: Gibt es noch eine dritte Möglichkeit? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich in diesen vier Wochen (die doch irgendwie die irrsten … usw.) ein anderer Mensch geworden bin. Damit meine ich nicht nur, dass ich keinen Bart und keine Bauchkomplexe mehr habe, dafür aber einen Hund, einen Porsche und vor allem wieder den Glauben an mich selbst.
    Damit meine ich, dass ich etwas gelernt habe. Zum Beispiel, dass ich mir vorstellen kann, OHNE SIE ZU LEBEN. Das war vorher undenkbar. Unmöglich. Der reinste Horror …
     
    18:05 Uhr: Weiß jetzt, was die dritte Möglichkeit ist. Ich sage weder Ja noch Nein. Ich sage überhaupt nichts.
     
    18:06 Uhr: Und so tue ich es dann auch. Ich stehe auf, drücke Katja einen vorsichtigen Kuss auf die Wange. Und gehe.
    »Stefan?«, ruft sie hinter mir her. »Stefan! Was soll das heißen? Wohin gehst du? Wieso sagst du denn nichts? Stefan, komm zurück! Stefan, bitte!«

Das ende vom ende
    Seit der Hochzeit sind weitere vier Wochen vergangen und mir geht es einfach gut. Ich hatte Sex. Und zwar so viel davon, dass sich mein Schwanz anfühlt wie der Tankrüssel an einer Zapfsäule, an der das Benzin umsonst ist. Mit Claudia läuft es gut. Sie bedeutet mir eine Menge. Viel mehr, als ich erwartet habe.
    Okay, nach der Sache auf der Hochzeit war es nicht ganz einfach zwischen uns. Ich musste ihr eine ganze Menge erklären, und mir war klar, dass ich nicht gerade eine gute Figur dabei gemacht habe. Aber am Ende hat sie mir verziehen. Mehr als das: Am Ende haben wir uns etwas versprochen. Wir wollen es miteinander versuchen. Und wir wollen es besser machen. Besser als das, was wir beide in den zurückliegenden Wochen hinter uns gelassen haben.
    Mir ist in der Zwischenzeit vieles klargeworden. Über mich, über Katja, und darüber, was man im Leben richtig und was man falsch machen kann.
    Die Quintessenz ist recht simpel: Ab und zu musst du die Dinge einfach in die Hand nehmen. Du musst Entscheidungen treffen, auch wenn sie schmerzen. Weil die Zeit für Veränderungen gekommen ist. Der größte Fehler, den du
begehen kannst, besteht darin, an Dingen festzuhalten, deren Zeit abgelaufen ist.
    Das Ganze habe ich übrigens auch im Job beherzigt. Ich habe ein paar Wohnungen verkauft und werde es mit ein wenig Glück sogar zum Mitarbeiter des Monats schaffen. Nicht, dass ich wirklich Wert darauf lege. Aber es zahlt sich nun einmal aus. Und darauf lege ich Wert. Weil ich schließlich die Leasingraten für den Porsche wuchten muss. Habe ihn nämlich doch gekauft. Er erinnert mich an das, was in dieser ganzen Zeit passiert ist.
    Bernd hat es mir übrigens vor kurzem nachgemacht. Das mit dem Mut zur Entscheidung. Und zum Ausbruch. Vor ein paar Tagen lud er Andy und mich ein, weil er uns etwas zeigen wollte. Etwas, das uns garantiert von den Socken hauen würde, weil es so unglaublich cool wäre, dass sogar mein Porsche nicht dagegen ankäme. Wir mussten die Augen zumachen und versprechen, bestimmt nicht zu blinzeln. Dann führte er uns hinter sein Haus. »Und jetzt dürft ihr gucken«, sagte er mit einer Stimme, die vor Stolz glühte. Vor dem Carport stand ein nigelnagelneues Karmann-Wohnmobil, Modell Colorado, mit Chemieklo, Klappbett und eingebautem TomTom-Navi. »Na, was sagt ihr? Ist das der Hammer, oder was? Wenn ihr wollt, können wir direkt eine kleine Spritztour machen!« Seine Frau Ulrike und seine beiden Kinder standen daneben und freuten sich so für ihren Bernd, dass Andy und ich es nicht übers Herz brachten, ihn zu enttäuschen. Wir gratulierten ihm von Herzen. Zum Ausbruch.
    Ich verdrückte mich dann ziemlich schnell mit Andy, und wir gingen in unsere neue Stammkneipe, den Zapfhahn , wo uns Hannes, der Wirt, begrüßte wie alte Freunde. Ohne zu
fragen bediente er uns mit zwei Herrengedecken: Kölsch und

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