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Herrengedeck

Herrengedeck

Titel: Herrengedeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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nett, mit dir und Adam zu plaudern. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder.«
    »Ja, vielleicht«, sage ich.
    »Sag auf Wiedersehen, Leo.«
    Er bellt. Ich sage: »Tschüss, Leo. War nett mit dir.«

25. Tag: Dienstag
    8:35 Uhr: Streit mit Andy am frühen Morgen. Er ruft an, um zu erfahren, wie es gelaufen ist.
    »Sie wollte von mir wissen, ob ich bellen kann. Ich musste es ihr sogar vormachen«, erkläre ich ihm.
    »Und? War sie zufrieden?«
    »Spinnst du? Ich hab’s nicht getan. Es war ein Fehlschlag. Als Nächstes hätte sie vermutlich von mir verlangt, Männchen zu machen!«
    »Man muss die Leute nehmen, wie sie sind. Besonders Frauen.«
    »Nicht, wenn ich mich dafür verbiegen muss.«
    »Solltest du aber. Denn wenn du weiterhin so überkritisch bist, bleibst du bis ans Ende deiner Tage Single.«
    »Ach, Quatsch«, antworte ich. »Ich schaff das schon. Glaub mir. Es wird klappen. Ich spüre das.«
    »Deine Ruhe möchte ich haben.«
     
    8:45 Uhr: »Braver Adam. Guter Hund. Sehr gut gemacht.«
    Adam, den ich über Nacht im Bad eingesperrt habe, hat auf die Waage gekackt. Was bedeutet, dass die Waage im Müll landet, wo sie auch hingehört.

    »Ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft«, sage ich zu ihm, was er mit einem rührenden Winseln bestätigt.
     
    8:49 Uhr: Habe Hunger, als hätte ich den Ärmelkanal durchschwommen. Wie jeden Morgen eigentlich. Aber heute werde ich mir seit langem mal wieder etwas Herzhaftes gönnen. Der restliche Darmflora-Joghurt, das Knäckebrot und der Magerquark, den ich in den vergangenen Tagen konsumiert habe, landen auch im Müll. Und der Schnittlauch darf einen sorglosen Tag auf der Fensterbank verbringen. Ich will so bleiben wie ich bin. Nämlich voller Appetit und guter Laune.
     
    9:05 Uhr: Nur zur Erklärung: Ich habe nur noch vier Tage, bis Katja wieder da ist. Das heißt, ich habe nur noch vier Tage, um das zu tun, was ich will. Und zu essen, was ich will. Danach ist sie ja wieder da und macht mir Vorschriften. So ist sie nämlich.
    Darum bereite ich mir ein Omelett mit ein paar speziellen Zutaten zu, unter anderem Käse, Salami, Bacon, Putenstreifen, einer Dose Mais, einer Dose Corned Beef und einer Dose Thunfisch. Da das schon wirklich reichlich ist, halte ich mich ansonsten zurück. Eine halbe Packung Toastbrot. Und den Kaffee, den spare ich mir ganz. Will ja mein Herz-KreislaufSystem schonen. Trinke stattdessen was Gesundes. Einen ganzen Liter frische Milch mit Nesquick.
    Während ich dasitze und genüsslich reinhaue, merke ich, dass irgendetwas anders ist. Oder genauer gesagt: Ich bin anders. Weiß zuerst gar nicht, woran es genau liegt. Gut, ich habe keinen Bart mehr, esse wieder ohne schlechtes Gewissen
und werde gleich in einen Porsche steigen, von dem ich immer noch nicht weiß, ob er eigentlich mir gehört oder nicht. Aber diese Äußerlichkeiten meine ich gar nicht. Irgendetwas in mir hat sich verändert. Oder mit mir. Keine Ahnung, wie ich es ausdrücken soll. Vermutlich liegt es an diesen ganzen Dates, die ich in den vergangenen drei Wochen hatte. Irgendetwas ist dadurch mit mir passiert.
    Ich habe zum Beispiel gemerkt, dass es sehr wohl noch andere Frauen gibt als Katja. Nicht, dass ich das vorher nicht gewusst hätte. Aber da ich nun einmal nicht der Seitensprung-Typ bin, habe ich es in den zurückliegenden Jahren niemals darauf angelegt, eine näher kennenzulernen. Vielleicht hatte ich sogar so etwas wie Angst davor. Klingt zwar bescheuert, ist aber ehrlich. Ich hatte Angst davor, weil ich wusste, dass es mich in Schwierigkeiten gebracht hätte. Wenn man auf Diät ist, geht man ja auch nicht in ein Restaurant und sieht sich das Büfett an. Genauso ist es bei Frauen. Vielleicht ist es das, was anders geworden ist: Ich bin nicht mehr auf Diät. Weder beim Essen noch bei Frauen. Dass Katja dennoch meine Lieblingsspeise ist und ich hoffentlich bald wieder an ihr naschen kann, daran hat sich allerdings nichts geändert. Aber ich weiß jetzt halt, dass ich ohne sie nicht verhungern würde. Das ist neu. Das ist anders. Und es fühlt sich gut an.
     
    10:37 Uhr: Routinetag im Büro. Kurzer Plausch mit Birgit, von der ich eigentlich dachte, dass ich sie heute dank meiner guten Stimmung endlich rumkriegen würde. Sie aber tut geschäftig und würdigt mich kaum eines Blickes. (Beobachte sie genau, als Gabriel in den Raum kommt. Auffällig, wie unauffällig sich die beiden benehmen.)

     
    23:15 Uhr: Anders als geplant verbringe ich den Abend nicht

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