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Herrengedeck

Herrengedeck

Titel: Herrengedeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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Langohr-Quatsch ansieht. Andererseits?! Ich hole mein Handy. Und tue es.
    Liebe Katja-Maus. Komm zurück zu mir. Dein Stefan-Bär.
    Das Kaninchen liest vor, ich kacke innerlich total ab. Wie tief bin ich gesunken? Ich muss die Scharte sofort auswetzen.
    Hallo, Katja. Bleib wo du bist. Du bist echt ***. Blöde ***. Denk bloß nicht, dass ich ***. Dein ***
    Man versteht zwar kein Wort wegen dem ganzen Gepiepse. Aber ich fühle mich schon sehr viel besser.

Der 24. Tag: Montag
    7:29 Uhr: Einhundertzwei Kilo Komma fünf. Das Frustfressen am Wochenende hat Spuren hinterlassen. Erinnere mich wieder an den Cluburlaub in der Türkei mit Katja. Am dritten Tag erklärte sie mir, dass es bestimmt kein schlechtes Wetter gibt, wenn man bei einem All-You-Can-Eat-Büfett nicht alles aufisst. Am nächsten Tag hat sie dann heimlich mein rotes Gummiarmband gegen ein gelbes getauscht, so dass wir ab dem Tag nur noch Übernachtung und Frühstück hatten.
    Will sagen: Ich bräuchte zum Abnehmen so ein gelbes Gummiarmband als Dauer-Tattoo.
     
    15:12 Uhr: Andy ruft mich in der Firma an und kündigt mir für den Abend wieder einmal das ultimative Mittel an, um eine Frau kennenzulernen. Diesmal wirklich eine todsichere Sache. Etwas, das gar nicht schiefgehen könne.
    »Und was?«, frage ich ihn.
    »Lass dich überraschen.«
     
    18:14 Uhr: Bin zu Hause. Es klingelt an der Tür, aber als ich aufmache, ist niemand da. Oder doch, da ist etwas. Es ist
ungefähr so groß wie ein Kaninchen, hat riesige Ohren, ein plattgedrücktes Gesicht und Augen wie Pingpongbälle. Wenn es grün wäre, würde ich sagen, Meister Joda ist zu Besuch gekommen.
    »Komm her«, sage ich nur, und damit meine ich nicht das französische Bulldoggenbaby, das gerade auf meine Fußmatte pisst. Ich meine Andy. Er taucht grinsend aus seinem Versteck hinter der Treppe auf, tätschelt dem Vieh den Kopf und sagt gut gelaunt: »Das ist Adam. Das ist die versprochene Lösung deines Problems.«
    »Und wie soll das gehen?«
    »Adam wird dir dabei helfen, Eva kennenzulernen. Oder irgendein anderes attraktives Frauchen.«
    Ich stelle mir vor, wie ich mit Andy und Adam zum Tierarzt komme und zum Doktor sage: »Es fällt mir wirklich schwer, aber könnten Sie ihn bitte einschläfern?«
    »Wieso? Ist er krank?«, würde er mich fragen.
    »Keine Ahnung. Fragen wir ihn doch einfach selber: Andy, bist du krank?«
    Andererseits weiß ich, dass Andy Recht hat. Ein Hund ist eine Kontaktanzeige auf vier Pfoten. Besser als Internet, besser als Disco, besser als Fitnessstudio.
     
    18:56 Uhr: Ich laufe mit einem schnaufenden und aufgeregt an der Leine zerrenden Adam durch den Stadtgarten, einem Park im Zentrum von Köln. Andy begleitet uns und sagt: »Achtung, Jack Russell auf elf Uhr. Und sieh dir das andere Ende der Leine an! Was für eine Rasse.«
    Wieder einmal wird mir klar, dass Andy und ich einen höchst unterschiedlichen Geschmack in Sachen Frauen haben.
Das heißt, er hat eigentlich keinen Geschmack. Er liebt sie alle.
    Das, was am anderen Ende der Leine dahinwackelt, ist eine ungefähr ein Meter achtzig große Kunstblondine auf stelzenhohen High Heels, die die Leine kaum halten kann, weil ihre Fingernägel zehn Zentimeter lang sind und ihr IQ unter dem ihres Jack Russells liegt. Statt elf Uhr navigiere ich in Richtung fünfzehn Uhr, also genau in die andere Richtung.
    »Was machst du, Stefan. Dreh um. Los! UMDREHEN!«, schreit Andy hinter mir her.
    Das Problem ist: Selbst wenn ich wollte, könnte ich gar nicht umdrehen. Adam hat nämlich das Kommando übernommen. Obwohl er mir nicht einmal ans Knie reicht, verfügt er über beeindruckende Körperkräfte, vor allem wenn er Witterung aufgenommen hat.
    Adam führt mich zielstrebig auf die große Hundefreifläche in der Nähe der Uni-Mensa. Es dauert keine fünf Minuten und ich bin umringt von einer Meute kläffender Pudel, quietschender Chihuahuas, mehrerer altersschwacher und nach Schimmelpilzen riechender Golden Retriever und einem glücklich dem Kochtopf entflohenen Faltenhund.
    Wiederum fünf Minuten später weiß ich, dass ein Hund wirklich funktioniert. Ich komme mir vor wie der Typ aus der Axe-Werbung, der sich dank seines Pheromon-Deos vor Frauen nicht retten kann. Von allen Ecken und Enden der Wiese stürmen aufgeregte Frauchens auf mich zu und rufen dabei in einer Art Massenkanon Pfui und Aus und Hör auf und Platz . Als sie in Sprechweite sind, bestürmen sie mich außerdem mit allerlei Fragen, auf die ich keine Antwort

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