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Herrengedeck

Herrengedeck

Titel: Herrengedeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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schenken würde.«

    Nochmal Ups. Und dann bin ich derjenige, der nichts anderes tut, als sie anzustarren. Innerlich aber verhalte ich mich wie eine von diesen modernen Energiesparbirnen. Bei denen dauert es halt auch ziemlich lange, bis ein Licht aufgeht. »Dann ist es gar nicht Gabriel?«, frage ich schließlich leise.
    »Nein, der Mann, um den es geht, heißt Matthias. Und er hat mir sehr viel bedeutet.«
    »Willst du mir davon erzählen?«
    »Klar. Sogar gerne.« Dann erzählt Birgit mir ausführlich von ihrer Beziehung zu diesem Matthias, der alles war, was sie sich immer gewünscht hat. Nur eines nicht: treu.
    »Darum hast du Schluss gemacht?«, erkundige ich mich.
    »Es ging nicht anders.«
    »Bereust du es denn?«
    »Nein. Es war die richtige Entscheidung. Ich konnte einfach nicht mehr. Aber traurig bin ich halt dennoch. Er hat mich ziemlich verletzt.«
    Ich merke, dass die Stimmung des Abends gerade abzurutschen droht. Ich nehme ihre Hand, hebe mein Glas und sage: »Lass uns anstoßen, Birgit. Darauf, dass die Dinge immer anders kommen, als man denkt. Und darauf, dass sie vielleicht Teil eines Plans sind, den wir gar nicht kennen. Und der alles zu einem guten Ende führt.«
    Sie sieht mich an und lächelt auf eine verletzliche Art, die ich bisher kaum von ihr kenne. Und die mich nicht gerade stolz macht, wenn ich an das denke, warum ich eigentlich hier bin.
    Wir gehen hinein, wo Birgit einen perfekten Tisch für uns gedeckt hat. Sie zündet ein paar Kerzen an und serviert uns
Tagliatelle mit Shrimps-Kapern-Sauce. Dazu gibt es Salat, den ich für uns am Tisch anmache. Im Hintergrund sülzt Andrea Bocelli italienische Liebesarien vor sich hin. Alles ist perfekt, und sie beschwert sich nicht einmal darüber, dass ich akribisch den Rucola aussortiere, weil ich ihn nun einmal hasse.
    Nach dem Essen machen wir es uns auf ihrer Sofaecke bequem. Andrea Bocelli wird von R. Kelly abgelöst, und während Birgit mal eben verschwindet, dimme ich das Licht herunter und werfe ein paar Pfefferminzdrops ein.
    Birgit kommt zurück, sieht mich schmunzelnd an, sagt aber nichts. Sie streckt sich wie ein Playmate auf dem Sofa aus und gibt mir mit eindeutiger Miene zu verstehen, dass ich mich neben sie setzen soll. Dicht neben sie, auch wenn sie das vielleicht nicht ganz so eindeutig sagt. »Ich freue mich sehr, dass wir jetzt nicht mehr einfach nur Kollegen sind, Stefan«, sagt sie mit leiser Stimme. »Wir sind …«
    »… mehr füreinander?«, vervollständige ich ihren Satz.
    »Ich denke schon.«
    Ihr zarter blonder Marzipanduft steigt mir in die Nase. Schlagartig ist es um mich geschehen. Ich verspüre eine klare, erfrischende, sehr direkte Lust. Auf Marzipan. Ich beuge mich zu ihr hinüber. Sie schließt die Augen. Ich schließe die Augen. Ich bewege meinen Mund auf ihren Mund zu. Dies ist der Moment, auf den ich fast vier Wochen hingearbeitet habe und der endlich in Erfüllung geht. Hier ist sie, die Frau, die mein Leben wieder in Ordnung bringt. Perfektes Timing.
    Nur zum Kuss kommt es leider nicht. Weil da, wo gerade noch ihre Lippen waren, gar nichts ist, und deswegen falle ich vornüber und lande mit einem lauten Scheppern auf dem
Fußboden. Adam jault vor Schreck auf und verdrückt sich winselnd in die Ecke.
    Birgit, die inzwischen in sicherer Distanz auf einem Sessel sitzt, beobachtet mich mit einem Gesichtsausdruck, als würde sie gerade ihre Lieblingsshow auf Comedy Central sehen. »Kann es sein, dass es ein kleines Missverständnis zwischen uns gibt?«, fragt sie mit glucksender Stimme, als ich wieder auftauche.
    »Ich hoffe nicht. Sagtest du nicht gerade, dass wir jetzt mehr als Kollegen füreinander sind?«
    »Ich dachte dabei an so etwas wie Freunde .«
    »Oh, ich doch auch, Birgit«, sage ich hüstelnd.
    »Und küsst du alle deine Freunde? Oder versuchst es jedenfalls?«
    Mein Gesicht dürfte inzwischen die Farbe ihres Lippenstifts haben. Mir fällt gar nichts mehr ein. Ich sitze da und fühle mich wie ein Gartenschlauch, auf den jemand seinen Fuß gestellt hat. Platze gleich. Vor Scham, Enttäuschung, Peinlichkeit.
    Birgit kommt zum Sofa und setzt sich wieder neben mich. Dicht neben mich. Sie sieht mir tief in die Augen und fast wäre es erneut um mich geschehen. Zum Glück fällt mir diesmal ein, dass ich ja eigentlich gar kein Marzipan mag.
    »Ach, Stefan«, sagt sie seufzend. »Weißt du eigentlich, wie gerne ich dich mag?«
    »Nein.«
    »So gerne …«, sagt sie, hebt Adam vom Boden hoch und knuddelt ihn

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