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Herrengedeck

Herrengedeck

Titel: Herrengedeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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auf eine Art, die das blöde Vieh hoffentlich zu würdigen weiß. »Und weißt du auch, warum?«
    »Nein.«

    »Weil du all die Jahre der einzige Kollege in der Firma warst, der mich nicht blöd angegraben hat. Und ich finde, dass es auch so bleiben sollte.«
    »Und das gerade eben?«
    »Das vergessen wir einfach.«
    Die Energiesparlampe hat inzwischen zu ihrer endgültigen Helligkeit gefunden. Und die steht der einer konventionellen Glühbirne gar nicht so sehr nach. Ich seufze, schüttle noch einmal den Kopf aus Verwunderung über mich selbst und sage: »Du hast Recht, Birgit. Ich bin wirklich ein Schluffi. Tut mir leid. Nur eines musst du mir glauben. Ich mag dich wirklich. Ungefähr so doll …« Ich nehme ihr Adam aus dem Arm und knuddle ihn nun meinerseits auf eine Art, die das blöde Vieh hoffentlich zu würdigen weiß.
    Was folgt, ist der entspannteste und coolste Abend, den ich seit langem verbracht habe. Weil es einfach klasse ist, neben einer Superfrau wie Birgit zu sitzen und nichts von ihr zu wollen. Nichts außer einer wunderbaren Freundschaft, die hoffentlich noch lange anhält.

28. Tag: Freitag
    8:35 Uhr: Im Laufe der Nacht (schlaflos) ist mir klar geworden, dass es überhaupt nicht cool ist, was ich getan habe. Ich bin einfach nur ein Volltrottel, der seine einzige Chance vergeben hat, die er hatte.
    Um es deutlicher zu sagen: ich hab’s versaut mit Birgit. Und was das bedeutet, ist klar. Es sind noch gute vierundzwanzig Stunden bis zu meinem Wiedersehen mit Katja. Und von einer neuen Frau an meiner Seite ist weit und breit nichts zu sehen!
    Ich bin mir nicht sicher, ob die verbliebene Zeit genügt, um den Schaden wieder gutzumachen. Aber eines steht fest. Ich werde es versuchen.
     
    10:35 Uhr: Was ist die erste und wichtigste Regel in so einer Situation? Ruhe bewahren! Rufe als Erstes bei Michi in der Firma an und sage ihm wieder einmal, dass ich krank bin. Dann: Frühstück. Dann: zurück ins Bett, ausschlafen.
     
    16:32 Uhr: Bin endlich aufgestanden und habe erst mal meine ganzen Dating-Accounts nach etwas Brauchbarem durchforstet. Aber so richtig vielversprechend fand ich keine
einzige der verbliebenen Kandidatinnen. Bin kuriert vom Internetflirten. Ziehe in Sachen Frauen doch die reale Welt vor.
    Danach spiele ich erst einmal ein paar ausgiebige Partien Onlinepoker. Das hat Katja übrigens auch immer wahnsinnig gemacht. Nicht das Pokern, sondern die Tatsache, dass ich in Zeiten der größten Not ein Verhalten wie ein Faultier auf der Flucht zeige: einfach hängen bleiben und hoffen, dass sich die Dinge von selbst regeln.
     
    17:15 Uhr: Sogar ein Faultier kann nervös werden. Sollte mir vielleicht doch mal etwas überlegen.
     
    18:07 Uhr: Meine kleine Schwester Bea ruft an und fragt, ob ich nicht Lust hätte, sie auf eine Release-Party zu begleiten.
    »Eine was?«, frage ich zurück.
    Bea erklärt mir, dass ein namhaftes Plattenlabel den Erstverkaufstag einer neuen CD feiert. »Es gibt ein Wahnsinns-Rahmenprogramm und die Band wird ein paar Stücke live spielen. Die Karten zu der Party werden im Internet für Hunderte von Euro gehandelt.«
    »Meinst du, da kommen ein paar Single-Frauen?«
    Bea gluckst und sagt: »Hey, Brüderchen. Wir reden über Rockmusik. Da sind mehr tolle Frauen als bei einem Formel-1-Rennen. Und anders als bei Boxenludern brauchst du nicht mal einen Ferrari, um sie rumzukriegen. Es reicht, wenn du so tust, als seiest du ein Rockstar.«
    »Wann kann ich dich abholen, Bea? Übrigens mit meinem Porsche. Ein schicker Wagen kann ja schließlich auch nicht schaden, oder?«

    20:35 Uhr: Stapfe mit Bea über das Abbruchgelände einer alten, von tausend farbigen Scheinwerfern angestrahlten Fabrikhalle. Die Außenwände des Gebäudes sind mit allen möglichen Werbetransparenten und Fahnen geschmückt, allen voran denen einer berühmten Zigarettenmarke und einer noch berühmteren Whiskeymarke. Vor der Halle ist eine Cateringlandschaft aufgebaut und von drinnen dröhnt laute Musik. Bea begrüßt alle möglichen Leute mit Wangenküssen und großem Hallo. Sie kennt jeden und jeder kennt sie. Ich bin ziemlich beeindruckt. Meine kleine Schwester! Wer hätte das gedacht.
     
    20:53 Uhr: Bea hat in Sachen Frauen wahrlich nicht übertrieben. Jede Menge hochklassige und hochhackige Supergirls da. Das Bussi-Getue stört mich überhaupt nicht, vor allem solange ich die Bussis abbekomme. Die meisten Frauen sind groß, schlank, stark geschminkt und haben Mähnen bis in die Kniekehlen.

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