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Herrentier

Herrentier

Titel: Herrentier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Joseph
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Er hatte sieben Jahre lang täglich das Wetter aufgezeichnet, die sogenannten Planetenjahre, die immer wieder von vorn beginnen und somit auch deren Wetter.« Sie hob den Kopf und schaute schräg nach oben. »Saturn, Mond, Venus, Mars, Jupiter – auf die anderen beiden komme ich nicht. Ich glaube die Sonne galt auch noch als Planet.«
    »Vielleicht Merkur?«
    Jeanette juchzte kurz auf und stupste ihn mit dem Ellbogen in den Bauch. »Sie sind gut!« Er merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss.
    »Kommen Sie, lassen Sie uns nicht über das Wetter reden. Sonst wird uns kalt. Sie sollen sich doch nicht umsonst in eine so flotte Sportschale geworfen haben.«
    Ein Zucken durchfuhr ihn, während sie locker lostrabten.
    »Touché! Joggen gehört nicht gerade zu meinem gewohnten Morgenprogramm. Hätten Sie sich mit mir zum Fechten verabredet, wäre ich wahrscheinlich genau so gekommen.«
    »In Badeshorts und Festivalshirt?«
    »Ich weiß es nicht. Darüber wollte ich auch nicht mit Ihnen sprechen. Ich habe gestern am späten Abend Post vom Affenmörder bekommen.«
    Sie drehte sich entsetzt zu ihm. »Wie bitte?«
    Während sie an Yachten und Segelbooten hoch zur Holzhalbinsel liefen, berichtete Gregor, was sich zugetragen hatte.
    »Sie dürfen diese Bilder unter keinen Umständen veröffentlichen.«
    »Ich bin Journalist. Ich lebe davon. So tragisch es auch ist, der Mord an dem armen Tier ist eine Story, die die Leser interessiert.«
    »Aber nicht so etwas, das ist widerwärtig und ich nehme ihnen nicht ab, dass Sie das wirklich wollen.« Er meinte etwas Drohendes zu vernehmen, was ihn bei einer Frau wie ihr einschüchterte. Er spürte und verfluchte seine aufkommende Nachgiebigkeit.
    »Was ich will, spielt keine Rolle. Mein Redaktionsleiter verlangt frische Informationen. Ich weiß nicht, wer diese Bilder noch hat und wer außerdem von ihnen weiß.«
    Sie zog das Tempo an, sodass er Mühe hatte, Schritt zu halten. Er keuchte. »Geben Sie mir etwas anderes. Etwas …«, sein Puls raste, »… etwas, das nicht auf der Pressekonferenz gesagt wurde, … Hintergründe … Sie haben doch sicher einen Verdacht. Ich könnte helfen … beim Recherchieren. Könnten wir vielleicht etwas langsamer laufen?«
    Sie zog noch einmal an. »Erst wenn Sie mir versprechen, dass Sie die Bilder nicht veröffentlichen.«
    »Wie bitte? Das ist doch nicht Ihr Ernst?«, rief er ihr hinterher. Sie stoppte und sah ihn durchdringend an. »Versprechen Sie es!«
    Er wischte sich mit einem Ärmel über sein schweißnasses Gesicht. Ein stechender Schmerz loderte in seinem Zwerchfell. »Niemand bricht einfach so in den Zoo ein und tötet einen Affen. Wenn er sich an Tieren vergehen will, kann er das leichter haben. Die Gefahr, erwischt zu werden, selbst vom Affen verletzt zu werden, ist viel zu groß. Da steckt mehr dahinter. Ich dachte auch die ganze Zeit an einen Perversen, gerade weil er mir die Bilder zugeschanzt hat, aber das alles erscheint mir nicht spontan genug, nicht aus einer wie auch immer gearteten Lust heraus«, sagte er, seinen Bauch massierend. Er musterte sie. Jeanette sah aus, als wäre sie noch nicht einmal losgelaufen.
    »Affen sind stark und schnell. Damit liegen Sie schon mal richtig. Menschen können es nicht mit ihnen aufnehmen.« Gregor bemerkte, wie es in ihrem hübschen Kopf arbeitete. Nach einer kurzen Pause sagte sie mit nachdenklicher Stimme: »Und ja, es steckt mehr dahinter. Wir haben ebenfalls Post erhalten. Besser gesagt, Frau Hammer.«
    Gregor sah sie erwartungsvoll an.
    »Ein Foto, das in einem an Frau Hammer adressierten Umschlag lag. Es zeigte sie schlafend, bei sich zu Hause. Die Aufnahme wurde durch das Fenster gemacht und kann kaum älter als eine Woche sein. Sie war danach fix und fertig.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Darunter stand, dass sie innerhalb von zwei Tagen 220 000 Euro in bar auftreiben soll. Weitere Instruktionen würden folgen.«
    »Geld vom Zoo zu erpressen, warum sollte jemand auf so eine Idee kommen?«
    »Wie Sie wissen, beginnen wir bald mit dem Erweiterungsbau des  Darwineums . Natürlich läuft das meiste über Fördergelder und Kredite, aber der Zoo hat auch sehr viele Spenden gesammelt. Für die gesamte Anlage immerhin über eine Million Euro, die allerdings zum großen Teil schon verwendet wurden.«
    »Stimmt, jetzt wo Sie es sagen, erinnere ich mich auch wieder. Das steht in jeder zweiten Pressemeldung. War noch mehr in dem Brief enthalten?«
    »Nein. Aber wissen Sie, was mich

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