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Herrentier

Herrentier

Titel: Herrentier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Joseph
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was von gut durch. Ketchup oder Semf.« Er sagte wirklich  Semf , was Gregor amüsierte. Eine Woge der Sympathie ergriff ihn. Durch Hans fühlte er sich an seine Kindheit erinnert, an Bekanntschaften seiner Eltern im Sportverein oder auf dem Zeltplatz. Irgendwie schien ihm früher alles durchmischter gewesen zu sein,  gleicher . Professoren und Werftarbeiter begegneten sich auf Augenhöhe. Die Sprache unterschied sie vielleicht, aber nicht das Auto. Und spätestens am FKK-Strand war einer wie der andere. Seinen Teller in die Höhe haltend, blickte er Hans Schlegel an.
    »Gerne Ketchup. Bitte.«
    »Hier min Jung, nu lang ma schön zu. Dein Magen klang ja wie ein Schiffsdiesel. Bei der  RAZ , so so.«
    Ein wohliger Schauer übermannte Gregor, als er den ersten Bissen nahm.
    »Das ist ja fantastisch. Wo haben Sie denn das Fleisch her?«
    »Alter Kollege sein Sohn hat ’n großen Hof. Na, und der schlachtet immer ma. Auch noch eins?« Er reichte die nächste Flasche Bier rüber. Gregor, dem schon etwas düselig war, nickte.
    »Können Sie, kannst du etwas für dich behalten?«
    Hans Schlegel zog mit Daumen und Zeigefinger einen unsichtbaren Reißverschluss vor seinem Mund zu. »Wie ein Fisch«, murmelte er mit geschlossenem Mund.
    »Der Zoo wurde erpresst. Das wissen noch nicht mal die Kollegen in Uniform da drüben. Glaub ich jedenfalls.« Sie schauten beide zum Schwarck’schen Haus. Im Fenster erkannte Gregor einen der beiden Hauptkommissare, Schwarz oder Behnke. »Wenn ich jetzt mal spekulieren soll, dann würde ich sagen, dass dein Nachbar offenbar so mächtige Geldsorgen hatte, dass ihm nichts anderes einfiel, als den Zoo zu erpressen. Irgendwie ist er an belastende Informationen gekommen, was ihm als Sicherheitschef vielleicht nicht allzu schwer gefallen ist.«
    Gregor nahm ein weiteren Schluck Bier, ehe er fortfuhr. »Die Zoochefin ging allerdings nicht auf die Drohungen ein. Und um den Druck zu erhöhen, hat er dann den Affen umgebracht. Vielleicht wollte er das gar nicht, keine Ahnung, ich will deinen Nachbarn nicht schlechtreden. Aber Evelyn Hammer, so heißt die Zoochefin, wurde immer noch nicht weich, vielleicht weil sie ihre Karriere in Gefahr sah oder diesen Erweiterungsbau, von dem in letzter Zeit in Rostock so viel die Rede ist.« Zum ersten Mal schwieg Hans und hörte nur zu. Gregor kratzte sich an der Stirn und überlegte. »Dann zündet Henning Schwarck eines Nachts das Verwaltungsgebäude an. Ein Mann stirbt dabei. Und kurz darauf wird Frau Hammer in ihrem Haus überfallen. Es würde mich wundern, wenn es jemand anderes als Schwarck gewesen ist.«
    »Henning? Nee!« Hans Schlegel war sichtlich entsetzt.
    »Vielleicht sind ihm die Sachen entglitten, er war verzweifelt, weil alles so furchtbar schiefgelaufen ist. Wahrscheinlich dachte er, das Zoogebäude sei leer, als er es anzündete. Dann lief auch noch die Geldübergabe gegen den Baum. Bei Frau Hammer war er dann wie ein umzingeltes Raubtier, das nach allen Seiten schnappt. Das war dann möglicherweise auch zu viel, weshalb er sich das Leben genommen hat.«
    »Doch nicht Henning!«, entgegnete Hans schwach.
    »Was denkst du, warum so viele von den Kripoleuten da sein Haus auf den Kopf stellen?«
    »Oh Mann, Jung, meinst du? In echt? Ich mein, du bist vonne Presse, du weißt das bestimmt. Ich bin ja man son einfacher Rentner. Oh Henning, diese Scheißrussen!«
    Gregor sah ihn verdutzt an, während er sich das letzte Stück Fleisch auf der Zunge zergehen ließ. »Russen?«
    »Na, Globalisation und so. Wenn die nicht … dann hätten wir noch unsere Werft.«
    »Aber …«, Gregor rang nach Worten und wusste nun nicht, wo er anfangen sollte. In diesem Moment schwang die Vorgartentür auf. Behnke und Schwarz standen auf dem Rasen.
    »Vorsicht da vorn, da hab ich grad Stockrosen gesetzt!«, blaffte Hans zur Begrüßung.
    »Entschuldigen Sie, Hauptkommissar Behnke mein Name, das ist Hauptkommissar Schwarz. Kripo Rostock. Wir hätten ein paar Fragen.«
    »Na, denn man tau«, erwiderte Hans Schlegel, der beunruhigt zu seinen Rosen schaute.
    »Herr Simon, würden Sie uns derweil entschuldigen?«, fragte Behnke mit einem unmissverständlichen Unterton.
    »Trink ruhig noch aus, min Jung, so lang haben die Herrn Kommissare sicher noch Zeit. Wollen Sie auch ein Steak? Hat Muttern gestern eingelegt.«

ZWEITER TEIL
    Acht aufeinander folgende Dienstagabende schon hatte ein tadellos gepflegter Volvo 760, Baujahr 1982, vor dem frisch gestrichenen

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