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Herrentier

Herrentier

Titel: Herrentier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Joseph
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Unterlagen vollständig vorhanden waren. Ihre Mitarbeiter haben sie ja gemeinsam mit uns erarbeitet und zusammengestellt, eben damit die Sache reibungslos verläuft«, sagte Jeanette. »Wir könnten die bei dem Brand zerstörten Dokumente nachreichen.«
    Gertrud Landgräfe überlegte, indem sie einen Moment ausdruckslos ins Leere sah. »Wie ich schon sagte: Ohne die ausstehenden Unterlagen sind mir die Hände gebunden.«
    Evelyn Hammer sprang auf. Ihre Oberschenkel knallten gegen die Tischkante, die Gläser schwankten gefährlich. Aber das massive Möbelstück bewegte sich keinen Zentimeter von der Stelle, und so blieb sie unbequem mit eingeknickten Beinen zwischen Stuhl und Tischkante stehen. Ihrer Wut tat die wenig vorteilhafte Haltung aber keinen Abbruch.
    »Ich brauche Sie nicht, Frau Landgräfe«, schnaubte Evelyn. »Sie und Ihre Papageienfrisur.«
    Die derart Angegangene stand etwas gemessener auf und schob dabei ihren Stuhl zurück. Selbst voll aufgerichtet war sie allerdings immer noch einen Kopf kleiner als Evelyn Hammer.
    »Und ich bin nicht erpressbar. Ich werde für Sie und Ihren Zoo keinerlei Sonderregelungen geltend machen, darauf können Sie sich verlassen, Sie Piratenbraut.«
    Evelyn zwängte sich aus ihrer Sitzecke heraus und verließ mit großen Schritten den Gastraum. Gertrud Landgräfe blieb unschlüssig am Tisch stehen, Jeanette Albrecht und Professor Kramer sahen der Davoneilenden fassungslos hinterher.
    Draußen setzte sich Evelyn auf einen der stählernen Poller direkt am Wasser. Ihr Herz polterte, und sie atmete in tiefen Zügen die kühle Abendluft, um sich wieder zu beruhigen. Sie hatte keinen Sinn in diesem Treffen gesehen und fühlte sich jetzt auf wenig befriedigende Weise bestätigt. Kramer hatte ihr dazu geraten, und bislang hatte er mit solchen Vorschlägen oft Recht gehabt. Man muss manchen Menschen auch etwas entgegenkommen, hatte er gesagt. Gerade so eitlen Personen wie der Bauamtschefin. Evelyn hatte das eingesehen. Aber jetzt waren die Fronten verhärteter als je zuvor, der Erweiterungsbau rückte in weite Ferne. Evelyn hörte Schritte hinter sich. Jeanette.
    »Jetzt ist die Landgräfe aber eingeschnappt«, sagte sie.
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?«, fragte Evelyn.
    »Nein, ich denke, weil sie ihr Essen jetzt doch alleine zahlen muss.« Jeanette musste schon wieder kichern.
    »Und Kramer kann sein Essen ebenfalls allein bezahlen. Manchmal frage ich mich, auf wessen Seite der überhaupt steht.«
    »Du kannst dich auf Kramer verlassen. Leider steht ihm seine Aufgeblasenheit manchmal sehr im Weg. Aber mit der Piratenbraut hat sie nicht ganz unrecht.« Jeanette kicherte wieder.
    »Dafür war das mit dem Papageienschnitt noch stark untertrieben«, sagte Evelyn und zog ihr Kopftuch tief in die Stirn bis über die Augenbrauen. Sie stützte die Ellenbogen auf ihre Oberschenkel und sah ins Wasser. »Ich kann es nicht fassen«, seufzte sie. »Wir sind so dicht davor, aber dauernd wirft uns jemand etwas in den Weg. Die Landgräfe hat doch kein vernünftiges Argument außer ihrem Papierkram. Ich möchte wissen, was dahinter steckt, dass die uns blockiert.«
    »Oder: wer dahinter steckt«, philosophierte Jeanette.
    »Egal.« Evelyn stand auf. »So kommen wir nicht weiter. Ab jetzt greifen wir an.«

Qualle

    Evelyn tanzte wie Rumpelstilzchen. Aber dabei lagen ihr keine fröhlichen Reime über ein blaublütiges Kind auf den Lippen, sondern handfeste Flüche.
    »Hier und hier und hier«, brüllte sie, sprang und trampelte auf dem Areal hinter dem  Darwineum  herum. Der wellige Waldboden ertrug sie geduldig, bis sie mit ausgestreckten Armen auf die verbliebenen Bäume wies und schrie: »Die kommen auch alle weg. Jeder einzelne, dann haben die Umweltschützer was zu meckern!« In diesem Moment erhob sich vor ihr eine elastische Wurzel, und Evelyn schlug lang hin.
    Jeanette starrte sie mit offenem Mund an, Gregor sah betreten zur Seite. Nicht weil es ihm unangenehm war, dass eine ausgewachsene Frau auf derart unvorteilhafte Weise auf dem Boden lag. Sondern weil Evelyn ihr Kopftuch verloren hatte und nun ihre sonst sorgsam gehütete Übergangsfrisur ein groteskes Erscheinungsbild ergab.
    Evelyn rappelte sich auf, stülpte ihr Tuch über den Kopf und trat zu den beiden anderen.
    »Verzeihen Sie meinen Ausrutscher«, sagte sie zu Gregor und reichte ihm die Hand. »Ich habe gar nicht gemerkt, dass Sie schon da sind.« Sie sammelte Tannennadeln von ihrer Fleecejacke.
    »Frau Dr. Hammer war im

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