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Herrentier

Herrentier

Titel: Herrentier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Joseph
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des Affen die gleiche wie die des Menschen?«
    »Vergleichbar. Wenn man uns auf den Schädel schlägt, ist es für alle gefährlich. Für Menschen wie Affen. Letztere haben vielleicht einen etwas härteren Kopf und ein wenig mehr Platz darin.«
    »Machen Sie das öfter – Tiere sezieren?«
    »Wir nennen das Nekropsie, Herr Simon. Wir nehmen keinen Frosch auseinander und halten die Eingeweide gegen das Licht. Wir suchen nach Todesursachen. Und: Nein, wir machen das nicht öfter. Nur wenn die Polizei oder die Veterinärmediziner uns einen solchen Fall zutragen.«
    »Läuft so eine Untersuchung ab wie beim Menschen?«
    »Ganz genau so. Erst wird die äußere Erscheinung protokolliert. Dann wird mit einem Schnitt der Hals geöffnet und das Lungen-Gaumen-Kehlkopf-Paket entnommen …«
    »So genau wollte ich das nicht wissen«, unterbrach Gregor ihn und sah angestrengt aus dem Fenster. Sie passierten die bei Tageslicht überaus trostlosen Studentenclubs, holperten über die Bahnschienen und reihten sich in die Rechtsabbiegerschlange ein.
    »Eines vielleicht noch«, meinte Leitmeyer. »Aber nur, wie heißt das doch so schön: Unter dreien.«
    »Na los, Gott und ich hören.« Gregor, dem immer noch ein wenig schlecht war, bemühte sich, gelassen zu wirken.
    »Wie ich schon sagte. Das Tier hatte vielfältige schwere Verletzungen. Am Schädel, an der Schulter, im Brustbereich, am Becken. Eine Orgie war das.«
    »Der Verdächtige, den die Polizei gestern festgenommen hat, ist groß und kräftig. Und er hat eine Kampfschwimmer-Ausbildung, wie ich zufällig weiß. Aber ein perverses Gewaltverbrechen kommt doch gar nicht mehr in Frage, Professor Leitmeyer.«
    »Nein, kein Perverser. Auch nicht unbedingt jemand mit Ausbildung. Im Gegenteil, ein Mensch wie du und ich. Jemand mit einer Nahkampfausbildung schlägt gezielt zu, der weiß auch im Affekt, wohin er treffen muss. Unser Affenmörder hat um sich geschlagen. Ziellos. Der wollte den Affen vermutlich nicht umbringen. Die Situation muss eskaliert sein, oder er hat es einfach mit der Angst zu tun bekommen. Der Kampf währte nur kurz, die Affenfrau war schnell tot, weil schon einer der ersten Schläge gesessen haben muss. Trotzdem haben wir unter einem ihrer Fingernägel ein Stück Stoff gefunden. Blaues, festes Material. Uniform, würde ich sagen. Wird noch genauer untersucht.«
    Sie waren die Satower Straße entlanggefahren und hielten jetzt direkt vor dem Friedhof. Leitmeyer zog die Handbremse.
    »Herr Simon«, er drehte sich zu Gregor und sah ihm fest in die Augen. »Schreiben Sie, was Sie wollen. Aber das mit dem Stoffrest muss noch geheim bleiben. Sonst bekommen Sie nie wieder auch nur den Funken einer Information von mir.«
    Er zog den Zündschlüssel ab. »Wir sind da.«
    »Was wollen Sie auf dem Friedhof?«, fragte Gregor.
    »Topfgucker«, sagte Leitmeyer, warf seine Autotür zu und verschloss den Wagen. »Kommen Sie mit.«
    Sie betraten das Krematorium.
    »Wie viele heute?«, fragte Leitmeyer zwei Männer, die ihn mit Handschlag begrüßten. »Herr Simon hier ist von der Presse, macht aber keine Fotos, nicht wahr, Herr Simon?«
    »Sechs, Herr Professor«, antwortete einer der beiden.
    Sie gingen in einen Saal, in dem sechs schlichte Särge aufgereiht waren. Simon zog sich der Magen zusammen. Er hatte noch nie einen Toten gesehen, aber schon oft überlegt, wer es beim ersten Mal sein würde. Seine Mutter? Sein Vater? Die Eltern von Madeleine? Die Krematoriumsmitarbeiter hoben den Deckel ab, und ehe Gregor sich abwenden konnte, sah er sie. Seine erste Tote. Eine alte Frau mit weichem grauen Haar und einem entspannten Gesicht.
    »Adele Birnbaum«, las Leitmeyer laut aus einer Art Krankenakte. »98 Jahre, und sieht noch so frisch aus. Lungenentzündung. Gute Nacht, Adele«, sagte er und nickte den beiden Männern zu. Die legten den Deckel wieder auf den Sarg. Gregor ging in die Knie. Die beiden Mitarbeiter nahmen ihn unter den Achseln und lehnten ihn an eine Wand, an der Gregor mit dem Rücken nach unten rutschte und sitzen blieb.
    »Hat er sich wohl ein bisschen übernommen«, sagte der eine.
    Gregor hielt die Augen geschlossen. Er sah die alte Frau vor sich.
    Die drei anderen schritten zur nächsten Leiche. »Professor Krawinkel«, hörte er Leitmeyer rufen. »Davon habe ich schon gehört. 82, schönes Alter. Diagnose eindeutig. Gute Nacht, Herr Kollege.«
    Nur an einem Sarg blieb Leitmeyer etwas länger stehen. Untersuchte den Körper, studierte die Akte, murmelte vor

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