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Herrentier

Herrentier

Titel: Herrentier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Joseph
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Hinterzimmer, ohne das geringste Signal einer baldigen Rückkehr zu geben.
    Verdammter Idiot, dachte Gregor und schaute ungeduldig auf die Uhr seines Handys. Er war viel zu spät. War hier irgendwo ein Wegweiser, der ihn in das Büro von Kommissar Behnke lotste? Nichts, nur Phantombilder von Männern mit dünnem Oberlippenbärten und schulterlangen Haaren oder grobpixelige Fotos von kahl rasierten Stiernacken. Warum gab es von Verbrechern eigentlich immer nur Bilder, die aussahen, als wären sie aus 300 Metern Entfernung im Halbdunkel aufgenommen worden?
    Als Gregor nach weiteren Minuten des Wartens die Geduld verlor und einfach losgehen wollte, um Kommissar Behnke auf eigene Faust zu suchen, rief eine forsche Stimme: »Hallo? Wo soll es denn hingehen?« Wie ein Schuljunge, der beim Ladendiebstahl auf frischer Tat ertappt worden war, blieb Gregor stehen.
    »Ich suche das Büro von Kommissar Behnke«, gestand er dem Beamten, der unvermittelt wieder in seinem Glaskasten aufgetaucht war.
    »Da müssen Sie sich zunächst einmal anmelden!«, ließ ihn der Beamte wissen, mit einem Blick, als ob Gregor nach dem nächsten Vergehen eine Nacht in Untersuchungshaft verbringen würde.
    »Ich habe einen Termin und weiß nicht, wo sich das Büro befindet.«
    »Kann ich mal Ihren Personalausweis sehen?«
    Gregor kramte nervös in seiner Tasche und zog das Dokument hervor, erleichtert es überhaupt bei sich zu haben. Nach Sekunden des Schweigens musterte ihn der Beamte eindringlich. Sein Blick sprang immer zwischen dem Ausweis, Gregor und einem großen Flachbildschirm hin und her.
    »Herr Simon.« Er ließ eine Pause. »Der läuft bald ab.« Die Stimme des Polizisten wurde durch ein Mikrofon eigentümlich verzerrt. Gregor beugte sich vor.
    »Wie bitte?«
    »Im nächsten Monat läuft Ihr Personalausweis ab und das Lichtbild ist auch nicht mehr das neueste. Sie haben eine Vorladung bei Hauptkommissar Behnke und Hauptkommissar Schwarz.« Er ließ den Buchstaben R lange rollen und verzog bei Vokalen sein Gesicht zu einer Grimasse. »Sie gehen jetzt bitte den Gang geradeaus. Hinten nach der Hinweistafel vor dem Feuerlöscher den Gang rechts. Auf der linken Seite die Treppe hoch. Eine Etage. Dann wieder links. Die dritte Tür auf der rechten Seite. Raum 217.« Der Polizist schob die Plastikkarte zackig durch einen Schlitz im Fenster. Das biometrietaugliche Passbild zeigte einen wenigstens zehn Jahre jüngeren Gregor noch mit deutlich vollerem Haar und Mona-Lisa-Lächeln.
    Ein bedeutungsvoller Druck des die Pforte bewachenden Beamten auf einen Knopf ließ einen Summer ertönen. Die Sprelacart-Tür sprang auf und machte den mit Neonlicht erhellten Weg zum Raum 217 frei.

    »Another ten minutes no longer
    And then I’m turning around, ’round
    The clock on the wall’s moving slower
    Oh, my heart it sinks to the ground.«
    Gregor stand mit offenem Mund in der Tür. Ein Beamter ging mit ernster Mine auf ihn zu und noch während er seine bedeutungsvollen Zeilen sprach, schob er ihn in Richtung des Besucherstuhls.
    »Hamlet?«, fragte Gregor.
    »Nnnnjet.« Der Kommissar wand sich zu seinem Kollegen. »Irgendeine Idee, Behnke?«
    Der warf die Augenbrauen hoch. »Ach Schwarz, einfacher ging es wohl nicht?  Fool in the rain.  79.«
    Hauptkommissar Schwarz fuhr zusammen, als hätte er plötzlich ein ganz dringendes Bedürfnis.
    »Kommen Sie, setzen Sie sich! Hauptkommissar Behnke hat ein paar Fragen an Sie«, sagte er freundlich und griff sich ans Revers. »Ich führe nur das Protokoll.« Er schob seinem Kollegen ein kleines Abzeichen über den Tisch, das dieser mit einem Grinsen an sich nahm.
    »Richtig, Hauptkommissar Schwarz und ich leiten die Ermittlungen wegen, na hier, dem Affenmord und so. Nun ist ja noch einiges andere dazu gekommen.« Er schürzte die Lippen und machte mit Zeige- und Mittelfinger eine schnelle Bewegung in Richtung seines Kollegen, der ihm auf dieses Zeichen hin die Akte reichte.
    »Herr Simon, wo waren Sie am vergangenen Dienstag gegen 22 Uhr?«
    Augenblicklich vergaß Gregor seinen eben noch empfundenen Schmerz über die grammatikalischen Achtlosigkeiten des Kommissars. »Sie meinen zum Zeitpunkt, als der Affe ermordet wurde?«
    »Äh, warten Sie …« Behnke schob seine Brille nach vorn. »Ich sehe mal kurz in die Akte. Affenmord, Affenmord, Affenmord. Hier haben wir es, Dienstag gegen 22 Uhr. Jawohl, zu diesem Zeitpunkt. Wo waren Sie?«
    Gregor wurde heiß und kalt, ihm brach der Schweiß aus.
    »Bin ich etwa

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