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Herrentier

Herrentier

Titel: Herrentier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Joseph
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tatverdächtig?«
    »Sagen wir mal so, wir haben Sie als Zeugen geladen und als solchen möchten wir Sie jetzt über Ihre Rechte aufklären. Schwarz!«
    Aus dem Hintergrund erklang nun die Stimme des anderen,  der gebetsmühlenartig darüber aufklärte, dass ein Zeuge das Recht hätte, die Auskunft auf Fragen zu verweigern, deren Beantwortung ihn selbst oder einen Angehörigen der Gefahr aussetzen würde, wegen einer Straftat verfolgt zu werden.
    »Paragraph 55 Strafprozessordnung«, schloss der Hauptkommissar, als hätte Gregor irgendwelche Zweifel angemeldet.
    »Wir haben Sie hiermit über Ihr Auskunftsverweigerungsrecht belehrt.« Gregor hatte das Gefühl, sein Leben würde just in diesem Moment auf den Kopf gestellt. Er sah Madeleine, seine Kinder, alles, was er hatte, wie es ihm entglitt. Alle Worte klangen wie ausgelegte Fußfesseln.
    »Möchten Sie auf die Frage antworten oder nicht? Wir wissen, wo Sie waren, als die Zooverwaltung in Flammen aufging. Wir gehen im Moment von Brandstiftung aus. Nun interessiert uns, wo Sie waren als, na hier, der Affe getötet wurde.«
    Gregors Hände waren eiskalt. Er zitterte. Aus Angst, etwas Falsches zu sagen, konnte er einfach keinen klaren Gedanken fassen. Er stotterte, rieb seine Hände auf den Oberschenkeln.
    »Ich weiß nicht, mir fällt es nicht ein. Wahrscheinlich zu Hause, bei meiner Familie.«
    »Haben Sie einen Kalender, in dem Sie nachschauen könnten?«
    »Einen Kalender, ja richtig!« Fast beschwingt kramte Gregor in seiner Tasche. »Ein Kalender! Ich habe einen Kalender.«
    Behnke warf Schwarz einen vielsagenden Blick zu. »Er hat einen Kalender.«
    »Theater! Ich war im Theater.« Erleichtert hielt Gregor seinen Kalender hoch.
    »Das geht doch nur bis halb zehn, zehn?«
    »Nein, nein. Ich habe im Anschluss an die Vorstellung ein Interview mit dem Intendanten und dem Generalmusikdirektor geführt. Wir saßen locker bis 23 Uhr im  Stadtkind  in der Leonhardstraße.«
    »Haben Sie Namen und Telefonnummern der Zeugen?«, hakte Hauptkommissar Schwarz sogleich nach.
    »Aber ja.«
    »23 Uhr, sagen Sie? Würden Sie sagen, dass Sie es innerhalb einer Viertelstunde schaffen würden, aus der Kröpeliner-Tor-Vorstadt in den Barnstorfer Wald zu fahren?«
    »Sicher, ja, natürlich.«
    Behnke blickte Gregor durchdringend an, dann stand er auf, gab Schwarz ein Zeichen, woraufhin beide an das andere Ende des Raumes gingen. Behnke öffnete das Fenster. Ein Luftzug strömte in den stickigen Raum. Die Kommissare lehnten sich nach draußen und tauschten sich aus. Gregor konnte nichts verstehen, beobachtete lediglich, wie sie einander zunickten, bevor Schwarz die Fensterflügel schloss. Als das Duo sich wieder setzte, fiel Gregor auf, wie ähnlich sich die Männer waren. Seine Aufregung war noch nicht abgeklungen, doch die Verschnaufpause hatte ihm gutgetan. Behnke saß nun Gregor gegenüber. Der meinte, einen Anflug von Triumph über das Gesicht des Hauptkommissars huschen zu sehen. Ohne sich seinem Kollegen zuzuwenden, sagte Behnke deutlich an ihn adressiert: »Coda!« Dann, an Gregor gerichtet: »Sagt Ihnen der Name Roberto Bendig etwas?«
    »Nein.« Sein Gegenüber ließ seinen respektablen Schnurrbart wackeln.
    »Wie gut kennen Sie Bernd Fühmann?«
    »Bernd ist ein Journalistenkollege. Wir kennen uns seit Jahren. Er arbeitet für  Ostsee-Today , ich für die  RAZ . Oftmals schreiben wir für über dieselben Themen, wie jetzt über den Affenmord.«
    »Wie würden Sie Herrn Fühmann beschreiben?«
    »Er ist ein unangepasster Typ. Engagiert, immer zur Stelle, wenn etwas los ist. Ich habe gesehen, dass er verhaftet wurde. Was ist mit ihm?«
    Der Hauptkommissar zog sich am Ohrläppchen: »Er ist ziemlich neugierig, Ihr Kollege.«
    »Er ist Journalist.« Gregor fühlte sich etwas sicherer.
    »Was macht Herr Fühmann in seiner Freizeit?«
    »Freizeit? Bei Bernd hab ich das Gefühl, dass Hobby und Beruf eins ist. Er ist ein Freak. Ich glaub, er war Kampfschwimmer, er ist technisch ziemlich versiert. Computer, Kameras, Handys, bei solchen Dingen weiß er immer sehr gut Bescheid.«
    »Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesprochen?«
    »Gesehen habe ich ihn zuletzt am Tag nach dem Brand, als Sie ihn verhafteten.«
    »Ich fragte, wann sie ihn das letzte Mal gesprochen haben?«
    Ein flaues Gefühl überkam Gregor. Es war die Nacht, als er die Bilder am Zaun gefunden hatte. Die Fotos von dem toten Affen. Sie hatten sich ein eigenartiges Wettrennen zum Zoo geliefert, das Gregor für

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