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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Er wartete, bis sie es tat. »Tom und ich, wir stammten beide aus sehr frommen Familien. Meine ist schon seit Generationen mit den Gottesneffen verbunden. Es war nicht schwer, Tom zu einem von uns zu machen. Es war mein Vater, der ihn von unserer Sache überzeugte.«
    »Martin, you’re sick.«
    »Jo, du musst verstehen, wir sind umgeben von den Mächten der Finsternis. Und manche Menschen sind wie Tore zu dieser Finsternis. Durch sie kommt die Finsternis in unser Leben. Unmoral und Sittenverfall sind ihre Leitern. Diese Tore müssen geschlossen werden. Leider war deine Schwester so ein Mensch. Sie war schlecht, Jo, von Geburt an schlecht. Sie musste weg. Sie hatte uns alle in ihren Bann gezogen mit ihrem verdorbenen Fleisch …«
    Jo Saunders wollte nicht noch mehr hören. Schnell klickte sie mit dem Cursor auf »Gespräch beenden«.
    Sie sah auf die Akte neben sich. Es war nicht die aus dem Safe ihres Mannes Tom Saunders, sondern ein Aktendeckel mit leeren Blättern. Die echten Unterlagen befanden sich in Deutschland, wo Albert Frey sie dem Bundeskriminalamt übergeben hatte.
    Zu den zwei Männern in den dunklen Anzügen, die rechts und links neben ihr standen, sagte sie: »Is that enough, Special Agents?«
    Die beiden Beamten des FBI, die im Auftrag des Bundeskriminalamtes die Unterhaltung aufgezeichnet hatten, nickten. Das Material auf ihren Festplatten würde ausreichen.
    »Dumme Gschichte, Herr Ministerpräsident, ganz dumme Gschichte. Aber ich muss es Ihnen persönlich beichten.«
    »Um Gottes willen, Herr Meier, was ist denn passiert?«
    »Ich bin so froh, dass Sie mich hier in Ihren Privaträumen empfangen. Am Freitagabend. So eine Sache lässt sich nämlich nicht am Telefon besprechen, Sie verstehen, Herr Ministerpräsident?«
    »Nur teilweise, Herr Meier, muss ich leider zugeben.«
    »Es geht um das Wochenende im Loisachtal Anfang April. Als Sie mit dem Bagger-Toni … ich meine mit dem Herrn Brechtl auf der Jagd …«
    »Ja ja, der unglückselige Brechtl, der arme Mann. Obwohl, man weiß ja nicht, was der mit der schmutzigen Sache da bei euch zu tun hatte. Aber was ist mit dem Wochenende?«
    »Mei, wir haben da so ein neues Telefonsystem im Rathaus. Seit zwei Jahren. Und das ist digital, Herr Ministerpräsident.«
    »Sehr interessant, Herr Meier, aber das ist ja wohl nicht Grund Ihres Besuchs …«
    »Doch, schon. Wir haben telefoniert an diesem Freitag vor fünf Wochen. Und Sie waren im Hubschrauber, Sie erinnern sich.«
    »Tatsächlich? Bin gar nicht sicher ...«
    »Und Sie haben gesagt, ich soll vergessen, wo ich Sie erreicht habe und wohin Sie unterwegs sind.«
    »Kann sein. Und das haben Sie doch wohl auch vergessen, oder, Herr Meier?«
    »Ja mei, schauens, Herr Ministerpräsident, ich tät’s schon vergessen. Aber die neue Telefonanlage, die digitale, die hat’s leider aufgezeichnet. Fälschlicherweise, Sie verstehen. Soll eigentlich die Gespräche der Beamten mit Bürgerkontakt aufzeichnen. Zur Qualitätsüberprüfung. Man kennt das ja von der Lufthansa. Und meine Sekretärin, wie oft hab ich der gesagt: Christina, nix wird aufgezeichnet. Achte du mir da strengstens drauf. Immer und immer wieder hab ich’s gsagt zur Mauerederin. Aber mei, wie’s halt so ist ... Leut und Kinder, sag ich immer …«
    »Meier, erpressen Sie mich? Was fällt Ihnen ein? Ich bin der Bayerische Ministerpräsident!«
    »Ja, eben, Herr Ministerpräsident. Wenn Sie jetzt mit dem Brechtl … an dem Wochenende, wo die Svetlana Ryschankawa … also nachweislich … von seinem irren Mitarbeiter, diesem Gottesneffen … da draußen …«
    »Ich hab mit der Sache nichts zu tun! Ich bin Sonntagfrüh wieder nach Hause!«
    »Das glaub ich unbesehen, Herr Ministerpräsident. Bitte, wo denken Sie hin? Die Frage ist aber nicht, ob ich das glaub …«
    »Was wollen Sie, Meier? Einen Kabinettsposten?«
    »Würd ich schon wollen, Herr Ministerpräsident, aber ich hätte da ein ganz anderes Anliegen, da geht’s weniger um mich.«
    »Da kann ich Ihnen jetzt schon wieder nicht folgen.«
    »Schauens, Herr Ministerpräsident, es gibt etwas, was man eben nicht will. Zumindest nicht in Garmisch-Partenkirchen.«
    »Olympische Winterspiele? Keine Angst, Meier, die bekommen Sie nie.«
    »Da gibt’s noch was anderes. Vielleicht fällt’s Ihnen ein, wenn ich das Wort ›Zwischenlager‹ fallen lasse?«
    Der Ministerpräsident schluckte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Dann öffneten sie sich wieder. Am liebsten hätte er den

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