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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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wurde wieder ganz vorsichtig und ging zu der Hüttenseite, die er von außen noch nicht betrachtet hatte. Dort besah er sich die Wand, die offenbar aus mit Tarnanstrich versehenem Pressspanholz bestand, und erkannte, dass darin eine schmale Tür ausgeschnitten war. Da wurde ihm bewusst, dass der Innenraum der Hütte, den er eben untersucht hatte, viel kleiner war, als man von außen vermuten musste. Die Hütte war sicher dreieinhalb Meter breit und tief, während der Innenraum nur rund zwei auf zwei Meter maß.
    Hartinger wusste nicht, wie er die kleine Türe aufbekommen sollte, denn sie hatte keinen Knauf und keine Klinke. Mit den Fingernägeln konnte er den Verschlag nicht aufziehen. Er nahm seinen Klappspaten und stemmte das Blatt in die schmale Spalte zwischen Tür und Wand. Mit einem Krachen gab das Schloss nach.
    Er starrte in den Raum, der sich dahinter verbarg, doch darin war es stockfinster, sodass er nichts erkennen konnte. »Feuerzeug oder Streichhölzer, Herr Frey?«
    »Ich doch nicht.«
    »Ich hab leider auch aufgehört. Na ja …« Hartinger nahm sein Handy, klappte es auf, trat damit gebückt in den Raum und hielt es so, dass das Schimmern des Displays nach vorn strahlte.
    Im nächsten Moment sprang er aus dem Stand zurück und landete mit dem Rücken gegen die Wand.
    Da hing eine nackte Frau, und zwar kopfüber. Die Arme baumelten rechts und links an ihrem Kopf nach unten, das lange schwarze Haar berührte den Boden.
    Hartinger taumelte. Eine Hälfte von ihm wollte auf die Frau zugehen und ihr helfen, die andere einfach nur abhauen. Er zwang sich, erst einmal innezuhalten, nicht zu schreien und sich die Frau genauer anzusehen.
    Er hatte es sofort gewusst.
    Jetzt war er sicher.
    Es war Dotti.
    Auf ihrem nackten Bauch hatten sie ein Bild hinterlassen. Es sah aus, als hätte ein Kind mit Fingerfarben gemalt. War die »Fingerfarbe« etwa Blut? Das naive Bild zeigte ein Kreuz, dessen Längsbalken zwischen den Beinen auf ihrem rasierten Venushügel endete. Unter dem Kreuz war ein Berg umrissen. Der elliptische Halbbogen endete an ihren Brustwarzen.
    Hartinger hatte genug gesehen. Er musste sie abhängen.
    Mit dem Handy leuchtete er nach oben, wo die Beine in den Schlaufen eines Seils steckten. »Schnell, ein Messer!«, rief er nach draußen.
    Albert Frey hatte ein winziges Taschenmesser in der Hosentasche, das er Karl-Heinz Hartinger nach innen reichte.
    Beinahe hätte Bernbacher vor lauter Herumgetippe auf dem Handy den Wanderparkplatz am Gschwandt verpasst. Mit quietschenden Reifen bog er von der Bundesstraße ab und rammte fast einen Radlanhänger, in den ein junges Ehepaar gerade seine beiden Kinder setzte. Mit einem Auge visierte er die Schranke zum Forstweg an – sie stand offen –, mit dem anderen suchte er weiter nach der Nummer von Kriminalhauptkommissar Jürgen Hanhardt. Hätte er sie doch nur eingespeichert. Hatte er aber nicht, und so musste er sie aus seinen gewählten Nummern oder eingegangenen Anrufen heraussuchen. Dabei konnte er sich nicht mal mehr erinnern, ob er den Kripomann auf dessen Mobiltelefon überhaupt einmal angerufen hatte oder der ihn.
    Da er Hanhardts Handynummer nicht finden konnte, probierte er eine Festnetznummer mit Weilheimer Vorwahl, während er durch die Kurven der Forststraße schnitt. Die in der Kripozentrale mussten doch wissen, wie man Hanhardt erreichen konnte. Er hörte das Freizeichen, und zu seiner Freude nahm auch jemand ab.
    In diesem Moment sah er das Heck eines alten Volvo vor sich auftauchen. Er trat mit aller Kraft auf die Bremse, doch die Schnauze seines Passat bohrte sich bereits in den Kofferraum des Schwedenpanzers.
    Hartinger schnippelte mit dem Messer am Seil herum. Die Klinge war stumpf, Frey benutzte wohl vor allem den Kapselheber des Schweizer Patents.
    Sie konnten jederzeit kommen, und sie würden nicht lange fackeln. Wenn man sie erwischte, würden Dotti, Frey und er selbst in einem Loch im Waldboden enden. Oder in der Müllverbrennung. Von draußen hörte er Motorengeräusche.
    »Los, schneller!«, mahnte er sich selbst. »Schneid sie endlich los!«
    Als sie fiel, umklammerte er gerade rechtzeitig ihre Beine, sodass sie nicht mit dem Kopf auf den Boden knallte, und setzte sie dann vorsichtig ab. Das Motorengeräusch kam näher. Also raus hier!
    Er bewegte sich rückwärts, hatte seine Hände unter Dottis Achseln und zog sie mit sich aus dem Verschlag. Ihr Kopf hing weit nach hinten über. Er zog ihren schlaffen nackten Körper ins Freie und

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