Herrin auf Kimbara
geworfen haben könnte, war ihr äußerst unangenehm. Stewart Kinross war zwar reich, weltge-wandt und charmant, doch er hätte ihr Vater sein können, und sie war ohnehin nicht an einer Beziehung interessiert, auch nicht mit einem Mann in ihrem Alter. Stewart Kinross betrachtete sie jedoch entzückt aus graugrünen Augen.
»Ich habe Ihnen zuliebe eines meiner berühmten Polowo-chenenden anberaumt.« Ihm wurde bewusst, dass er sich in ihrer Gegenwart von Tag zu Tag jünger fühlte. »Nach dem Turnier findet am Samstagabend ein Galaball statt, und am Sonntag gibt es einen großen Brunch. Danach kehren die Gäste nach Hause zurück. Die meisten fliegen, einige fahren mit dem Wagen.«
»Das klingt aufregend.« Rebecca versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie beunruhigt sie war. »Ich war noch nie bei einem Poloturnier.«
»Warum veranstalte ich es wohl ausgerechnet an diesem Wochenende?« Er verzog den Mund unter dem vollen, akkurat gestutzten Schnurrbart. »Ich habe gehört, wie Sie es Fee gesagt haben.«
Trotz seines Charmes war Stewart Kinross ein Mann, der bekam, was er wollte. Es würde in einer Katastrophe enden, wenn er etwas von ihr wollte, das sie ihm nicht geben konnte. »Sie sind sehr nett zu mir, Stewart«, brachte sie hervor. »Sie und Fiona.«
»Zu Ihnen muss man einfach nett sein, meine Liebe.«
Vergeblich bemühte er sich um einen neutralen Tonfall.
»Und Sie machen Fee sehr glücklich mit Ihrer Arbeit.«
»Fees Geschichte ist ja auch faszinierend.« Sie wandte sich halb ab und lehnte sich an das schmiedeeiserne Geländer.
»Fee hat ein bewegtes Leben geführt«, bestätigte er trocken. »Sie ist die geborene Schauspielerin, genau wie meine Tochter Alison.«
Seine Stimme klang erstaunlich kühl.
»Ja, ich habe sie oft im Fernsehen gesehen«, erwiderte Rebecca bewundernd. »Sie verkörpert die Landärztin so glaubhaft, dass ich sie gern mal kennen lernen würde.«
»Ich glaube nicht, dass Sie Alison hier je begegnen würden.« Er seufzte bedauernd. »Sie kommt selten hierher, und manchmal denke ich, sie tut es nur wegen Brod, weil sie mich fast vergessen hat.«
Mitfühlend blickte sie ihn an. »Ich bin sicher, dass sie Sie vermisst. Wahrscheinlich hat sie kaum Freizeit.«
»Alison ist im Outback aufgewachsen, hier auf Kimbara, das ein Vermögen wert ist. Sie brauchte überhaupt nicht zu arbeiten.«
»Sie sprechen ihr doch nicht etwa das Recht auf einen eigenen Beruf ab?« fragte Rebecca erschrocken.
»Natürlich nicht«, beschwichtigte er sie. »Aber Alison hat einige Menschen unglücklich gemacht, als sie weggegangen ist vor allem den Mann, der sie geliebt und ihr vertraut hat. Rafe Cameron.«
»Ah, die Camerons. Ich habe auch ihre Familiengeschichte recherchiert. Zwei große Pionierfamilien. Legenden des Outback.«
»Unsere Familien haben sich immer sehr nahe gestanden, und ich habe mir so gewünscht, dass Alison Rafe heiratet.
Aber sie hat sich genau wie Fee für eine Schauspielkarriere entschieden. Ich erzähle Ihnen das, weil Sie Rafe beim Poloturnier begegnen werden. Es findet übernächstes Wochenende statt.
Rafe wird niemals verzeihen oder vergessen, was Alison ihm angetan hat, und ich kann es ihm nicht verdenken. Er ist Brods bester Freund und übt, glaube ich, einen positiven Einfluss auf ihn aus. Brod ist ein Rebell, wie Sie bestimmt gemerkt haben. Das war er schon immer. Es ist schade, denn es hat deswegen immer Spannungen zwischen uns gegeben.«
»Ja, das ist schade«, sagte sie. »Kommt er auch?«
»Ich habe ihn jedenfalls eingeladen.« Stewart Kinross wandte den Blick ab. »Wir brauchen ihn, weil er die gegnerische Mannschaft anführen muss. Ich möchte unbedingt, dass alles glatt läuft, denn Sie sollen Ihren Aufenthalt hier genießen.«
»Es ist wundervoll, hier zu sein, Stewart.« Als sie den Ausdruck in seinen Augen sah, sank ihr Mut.
»Was halten Sie von einem Ausritt heute Nachmittag?«
Stewart umfasste ihren Arm und führte sie ins Haus.
»Das wäre sehr schön«, antwortete Rebecca angemessen bedauernd, »aber Fiona und ich müssen an dem Buch weiterarbeiten.«
Er neigte den Kopf. »Sie können mir keinen Korb geben, meine Liebe. Ich werde mit Fee sprechen, und dann holen wir die Pferde. Ich möchte, dass Sie Ihren Aufenthalt hier teils als Arbeit, teils als Urlaub betrachten.«
»Danke, Stewart«, erwiderte sie leise. Einerseits fühlte sie sich in der Falle, andererseits hatte sie den Eindruck, dass sie undankbar war. Schließlich war Stewart
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