Herrin auf Kimbara
die Beherrschung, doch Rebecca wandte sich entsetzt ab. Sie hatte gehört, dass die beiden sich nicht besonders nahe standen, aber dass die Kluft so tief war, hätte sie nicht für möglich gehalten. Sie wusste auch, dass Broderick Kinross erst dreißig war und das Kinross-Imperium von Marlu aus leitete. Und seine Worte hatten das bestätigt. Es war alles sehr verwirrend.
Selbst als Außenstehende hatte sie die Feindseligkeit zwischen den beiden gespürt. Und sie hatte Stewart Kinross von einer ganz anderen Seite erlebt. Fee hatte ihr erzählt, ihr Neffe und ihre Nichte seien wunderbare Menschen. Nicht, dass Fee viel Kontakt zu ihnen gehabt hätte. Doch sie sprach sehr liebevoll von ihnen.
Zum ersten Mal fiel Rebecca auf, wie wenig Fee über ihren einzigen Bruder sprach, obwohl sie sonst so redselig war.
Sie, Rebecca, war entsetzt über seinen hasserfüllten Tonfall, zumal sie angenommen hatte, Stewart Kinross wäre sehr stolz auf seinen Sohn.
Verstört ging sie weg, da sie den beiden Männern auf keinen Fall begegnen wollte. Doch offenbar waren sie in ihre Richtung gegangen, denn kurz darauf hörte sie Stewart Kinross ihren Namen rufen.
Als sie sich umdrehte, sah sie die beiden Männer aus den Ställen kommen.
»Stewart!« Trotz des Strohhuts musste sie ihre Augen mit der Hand beschatten, weil die Sonne so blendete.
Zuerst sah sie nur die Umrisse der beiden. Beide waren sehr groß, fast einen Meter neunzig, der eine sehr kräftig, der andere jungenhaft schlank, und beide trugen den obligatorischen Akubra. Der jüngere hatte einen beein-druckenden Gang, wie ein Schauspieler.
Ihre Augen tränten, und Rebecca fragte sich, warum sie ihre Sonnenbrille nicht mitgenommen hatte.
Schließlich standen Stewart Kinross und Broderick Kinross, der Erbe des Kinross-Imperiums, vor ihr.
Sie wusste nicht, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Auf jeden Fall attraktiv, aber nicht in dem Maße. Er sah einfach umwerfend aus, und seine blauen Augen funkelten so lebhaft, dass sie sich der Wirkung nicht entziehen konnte.
»Rebecca, darf ich Ihnen meinen Sohn Broderick vorstellen?« Stewart Kinross blickte auf sie herunter, und sein Tonfall verriet, dass er ihr seinen Sohn lieber nicht vorgestellt hätte. »Er ist hier, um mir einen Zwischenbe-richt zu geben.« Etwas forscher fuhr er fort: »Brod, das ist die junge Frau, die Fees Biografie schreibt, wie du sicher gehört hast. Rebecca Hunt.«
Verwirrt über die Gefühle, die sie durchfluteten, reichte Rebecca Broderick Kinross die Hand. Ihr wurde plötzlich ganz heiß, was erstaunlich war, denn normalerweise fiel es ihr nicht schwer, sich kühl zu geben.
»Guten Tag, Miss Hunt.« Obwohl er sehr höflich war, spürte sie sein Entsetzen und seine Feindseligkeit. »Als ich das letzte Mal mit Fee gesprochen habe, hat sie mir erzählt, wie zufrieden sie mit Ihrer Arbeit sei. Offenbar vertraut sie Ihnen.«
»Ich bin sehr dankbar, dass sie überhaupt an mich gedacht hat, denn ich bin nicht gerade bekannt.«
»Nicht so bescheiden, meine Liebe«, sagte Stewart Kinross schmeichelnd und legte ihr besitzergreifend den Arm um die Schultern, was er noch nie getan hatte. »Ich habe Ihre Biografie mit großem Vergnügen gelesen.« Sanft drehte er sie zu sich. »Sie sollten in der Hitze nicht draußen herumlaufen, denn Sie könnten sich trotz des Huts Ihre schöne Haut verbrennen.«
Warum umarmst du sie nicht gleich? dachte Brod mit einem Anflug von Galgenhumor.
Dass es ihm noch einmal vergönnt sein würde, Bewunde-rung in den Augen seines Vaters zu sehen, hätte er nie für möglich gehalten, aber das hier kam dem ziemlich nahe.
Fee hatte ihm einmal anvertraut, dass sein Vater von Rebecca ganz begeistert sei. Aber er war wohl vielmehr vernarrt in sie.
Allerdings musste Brod sich eingestehen, dass er auch schwer beeindruckt war, obwohl er nicht gerade wenig Freundinnen gehabt hatte.
Eigentlich war Rebecca gar nicht sein Typ. Sie hatte eine gute Figur, war aber klein – höchstens einssechzig – und zerbrechlich. Sie hatte große graue Augen, seidiges schwarzes Haar, das ihr fast bis zu den Schultern reichte, und zarte, helle Haut. Alle jungen Frauen, die er kannte, waren groß und athletisch, tief gebräunt und trugen keine ebenso schönen wie albernen Strohhüte. Miss Rebecca Hunt war keine wilde Blume. Sie war wie eine exotische Orchidee. Eine Vision kühler Schönheit.
Sein Vater wandte sich ihm zu. »Ich schätze, für heute sind wir fertig, Brod.«
Brod riss sich für einen
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