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Herrin der Dunkelheit

Herrin der Dunkelheit

Titel: Herrin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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aller alten Weisheit des Ostens, all der dunklen Geheimnisse, die Mao Tse-tung vergessen hat. Kombiniert mit westlicher Wissenschaft, ist ihre Wirkung verheerend. (Gut so, Mädchen! Tu ihm weh!) Denken Sie an meine Thugs und Dacoits Mr. Smith, meine goldenen Skorpione und die sechs Zoll langen Tausendfüßler, meine schwarzen Spinnen mit Diamant-Augen, die im Dunkeln lauern, und dann zuspringen! Wie würde es Ihnen gefallen, wenn ich Ihnen eine davon in den Hosenlatz schöbe? Ich wiederhole: Was haben Sie und Dr. Petrie hier getrieben? Überlegen Sie sich Ihre Antwort sehr gut. Meine Assistentin, Miss Shirley Soames (Mach weiter, Shirley!) hat ein Gedächtnis, das so scharf ist wie eine Rattenfalle. Keine Lüge bleibt ihr unentdeckt.«
    Franz, der wie angefroren neben der Tür stand, hatte das Gefühl, Krabben und Seeanemonen miteinander ringen zu sehen, deren Scheren und Blumenmünder sich öffneten und schlossen – das endlose Spiel des Lebens.
    »Ach, übrigens, Jaime, habe ich das Problem des Smith Journals gelöst«, sagte Fa Lo Suee mit heller, gleichgültiger Stimme, während ihre Hände jetzt auch aktiv wurden. »Dies ist Shirley Soames, Jaime – jetzt hast du ihn gleich soweit, Mädchen! –, die viele Jahre lang im ›Gray’s Inn‹, dem Buchladen ihres Vaters, gearbeitet hat. Und sie kann sich noch genau an den Kauf erinnern, obwohl er vier Jahre zurückliegt – wie gesagt, sie hat ein Gedächtnis wie eine Rattenfalle!«
    Der Name ›Gray’s Inn‹ flammte wie eine Leuchtschrift in Franz’ Kopf auf. Wie hatte er ihm nur entfallen können?
    »Oh, Rattenfallen scheinen Sie zu verstimmen, Mr. Nayland Smith«, fuhr Fa Lo Suee fort. »Sie bringen den Tieren einen grausamen Tod, nicht wahr? Westliche Sentimentalität! Zu Ihrer Information, Mr. Smith: Shirley Soames kann genauso gut beißen – wie sie zärtlich knabbern kann.«
    Während sie das sagte, glitt ihre behandschuhte rechte Hand langsam über das Hinterteil des Mädchens und dann zwischen ihre Beine, bis die Spitze ihres Mittelfingers zwischen den Öffnungen der reproduktiven und digestiven Systeme zu liegen schien. Das Mädchen schob genüsslich die Lippen vor und schloss die Augen.
    Franz registrierte diesen Vorgang mit kühlem, klinischen Interesse, genauso wie die Tatsache, dass er ihn unter anderen Umständen sehr erregend gefunden und sich gewünscht hätte, es selbst zu tun. – Aber warum gerade bei diesem Mädchen? Erinnerungen drängten sich an die Oberfläche.
    Fa Lo Suee bemerkte Franz und wandte den Kopf. Nachdem sie ihm ein glasäugiges, zivilisiertes Lächeln geschenkt hatte, sagte sie höflich: »Sie müssen Franz Westen sein, der Schriftsteller, der Jaime heute morgen angerufen hat. Also werden Sie genauso interessiert sein wie er, was Shirley Ihnen zu sagen hat.
    Shirley, lass Jaime jetzt in Ruhe. Er ist genug gestraft. Ist dies der Gentleman?« Ohne ihre Hand fortzuziehen, drehte sie das Mädchen sanft herum, bis es Franz gegenüberstand.
    Hinter ihnen atmete Byers, der noch immer halb gebeugt stand und von ausklingendem Lachen geschüttelt wurde, tief durch und begann sich von der Attacke der beiden Mädchen zu erholen. Shirley blickte Franz mit amphetamin-hellen Augen von Kopf bis Fuß an. Als ihm bewusst wurde, dass er dieses katzenhafte, fuchsartige, schmale Gesicht kannte (das Gesicht einer Katze, die Milch aufleckt), fiel ihm auf, dass sie noch magerer und noch kleiner war als er sie in Erinnerung hatte.
    »Ja, das ist er«, sagte sie mit einer scharfen, görenhaften Stimme. »Stimmt’s, Mister? Vor vier Jahren haben Sie zwei alte, mit Bindfaden zusammengeschnürte Bücher gekauft, sie gehörten zu einem Posten, der viele Jahre lang unverkäuflich herumgelegen hatte – mein Vater hat ihn billig gekauft – aus dem Nachlass eines gewissen George Ricker. Sie waren voll! Stockvoll! Sie haben fünfundzwanzig Dollar für diese alten Schmöker hingeblättert. Ich dachte, Sie wollten dafür bezahlen, mich ein bisschen zu befummeln. War es so? So viele ältere Männer wollten mich befummeln.« Sie schien etwas in Franz’ Gesichtsausdruck zu lesen, ihre Augen wurden heller, und sie lachte gurrend. »Nein. Ich habe kapiert! Sie haben so viel bezahlt, weil Sie ein Schuldgefühl hatten. Sie waren so betrunken, dass Sie glaubten – es ist wirklich zum Lachen! – mich belästigt zu haben, dabei war doch ich es, die ein bisschen auf Tuchfühlung gegangen ist! Ich bin sehr gut darin, mit Männern auf Tuchfühlung zu gehen. Das war

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