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Herrin der Dunkelheit

Herrin der Dunkelheit

Titel: Herrin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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das erste, was mein lieber, guter Daddy mir beigebracht hat. Ich war Daddys Hauptanziehungspunkt in seinem Laden – und ob er das wusste! Aber ich habe schon sehr bald herausgefunden, dass Mädchen viel netter sind als Männer.«
    Während sie sprach, lehnte sie sich ein wenig zurück, und jetzt griff sie mit der rechten Hand hinter sich, anscheinend nach der Hand Fa Lo Suees.
    Franz blickte von Shirley Soames zu den beiden anderen, und er wusste, dass alles, was sie gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Und er wusste auch, dass Jaime Donaldus Byers auf diese Weise seinen Ängsten entkommen war (und Fa Lo Suee den ihren?). Ohne ein Wort oder eine Änderung seines ziemlich dümmlichen Gesichtsausdrucks wandte er sich um und ging durch die offene Tür.
    Er spürte einen scharfen Gewissensbiß – ›Ich lasse Donaldus im Stich!‹ – und zwei flüchtige Gedanken – ›Shirley Soames und ihre Nähe waren die dunkle, nebelhafte, tentakelhafte Erinnerung, die gestern morgen auf der Treppe an meinem Verstand gezerrt hat‹, und: ›Würde Fa Lo Suee ihre exquisite Geste in schimmerndem Silber unsterblich machen, vielleicht als eine Figur mit dem Titel ›Die liebende Gans‹?‹ – doch keiner der Gedanken war stark genug, um ihn zur Umkehr bewegen zu können. Als er die Stufen der Freitreppe hinabschritt, die von dem herausfallenden Licht erhellt wurden, überprüften seine Blicke bereits systematisch das Dunkel, das vor ihm lag, nach feindlichen Gestalten – jede Ecke, jeden gähnenden Hauseingang, jedes schattendunkle Dach, jede mögliche Deckung. Als er die Straße erreichte, wurde die Haustür lautlos geschlossen, und das sanfte Licht erlosch. Es erleichterte ihn – nun war er nicht mehr ein so deutliches Ziel in der onyxfarbenen Dämmerung, die sich über San Francisco senkte.

 
23
     
    Als Franz vorsichtig die Beaver Street hinabschritt und mit seinen Blicken das Dunkel zwischen den Lichtkreisen der wenigen Straßenlampen zu durchdringen versuchte, dachte er daran, dass de Castries nun nicht mehr nur ein parochialer Teufel war, der auf dem verlassenen Buckel der Corona Heights (und in Franz’ Apartment) herumspukte, sondern ein allgegenwärtiger Dämon, Geist, oder Paramentaler, der die ganze Stadt und sämtliche umliegenden Hügel bewohnte. Um alle Überlegungen materialistisch zu halten: waren nicht einige Atome von de Castries’ Körper noch aus seiner Lebenszeit und von seinem Begräbnis vor vierzig Jahren jetzt um Franz, an dieser Stelle, in der Luft, die er einatmete? – Atome, unendlich winzig und in einer unvorstellbar feinen Verteilung. So wie auch die Atome Francis Drakes (der in der Golden Hind an der späteren San Francisco Bay vorübersegelte) die Atome von Shakespeare, Sokrates und Salomon (und von Dashiell Hammett und Clark Ashton Smith). Und, was das betrifft, sind nicht die Atome, die einmal Thibaut de Castries werden sollten, schon um die Welt gezogen, als die Pyramiden erbaut wurden, und hatten sich dann an einem Punkt konzentriert (In Vermont? In Frankreich?), wo der alte Teufel geboren werden sollte? Und waren diese Atome nicht vorher von ihrem gewalttätigen Ursprungsort im ganzen Universum zu dem Raum-Zeit-Punkt geeilt, wo die Erde mit all ihrem Pandora-Jammer geboren werden sollte.
    Irgendwo, mehrere Häuserblocks entfernt, heulte eine Sirene, eine dunkle Katze sprang durch einen schwarzen Spalt zwischen zwei Hauswänden, zu eng, um einen Menschen hindurchzulassen. Das ließ Franz daran denken, dass große Gebäude die Menschen zu zermalmen drohten, seit die ersten Großstädte errichtet worden waren. Wirklich, Sauls verrückte (?) Mrs. Willis war gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt, und auch nicht Lovecraft (und Smith?) mit seiner krankhaften Angst vor großen Räumen mit Decken, die wie interne Himmel waren, und Wänden wie Horizonte. San Francisco war mit riesigen Bauten übersät wie mit Geschwüren, und jeden Monat kam ein neues dazu. Waren die Zeichen des Universums auf ihnen? Wessen wandernde Atome mochten sie enthalten? Und die Paramentalen, waren sie die Personifizierungen ihres Ungeziefers, oder ihre natürlichen Raubtiere? Auf jeden Fall erwies sich alles als so logisch und unauslöschlich wie das Reispapier-Journal mit seinen Eintragungen in violetter Tinte, das von Smith zu de Castries gekommen war, der seinen Zusatz mit tödlich schwarzer Tinte geschrieben hatte, von ihm zu Ricker, der ein Schlosser war, und kein Bibliophile; zu Soames, der eine frühreife auf

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