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Herrin der Dunkelheit

Herrin der Dunkelheit

Titel: Herrin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Fahrer eines Wagens, der sich auf der McAllister Road auf die rechte Fahrspur drängen wollte. In einer Querstraße sah Franz eine riesige, orangefarbene Kugel, die frei im Raum zu hängen schien, wie ein Jupiter, der nur aus Roten Flecken bestand – das Symbol einer Union 76-Tankstelle. Sie bogen in die Van Ness Street ein und hielten dicht hinter der Kreuzung. Franz bezahlte, gab dem Fahrer ein großzügiges Trinkgeld und ging über die Straße zum Eingang des Veterans Building, stieß die breite Glastür auf und trat in die geräumige Lobby. Sie war mit tubusförmigen modernistischen Skulpturen von acht Zoll Durchmesser dekoriert, die aussahen wie riesige Würmer, die gegeneinander Krieg führten.
    Zusammen mit anderen spätkommenden Konzertbesuchern ging er zu den Aufzügen am Ende der Lobby und fühlte sowohl Erleichterung als auch klaustrophobische Enge, als die Türen zuglitten. Im vierten Stock drängten sie sich in das Foyer, gaben ihre Karten ab und ließen sich ein Programmheft geben, bevor sie den von einer mittelhohen, mit Karomustern dekorierten Decke abgeschlossenen in Knochenweiß gehaltenen Konzertsaal betraten. Die langen Reihen von Klappstühlen schienen zum größten Teil bereits besetzt zu sein.
    Anfangs verursachte die unmittelbare Nähe der Menschen, die sich mit ihm durch den Eingang drängten, ein ungutes Gefühl (jeder von ihnen konnte irgend etwas sein, irgend etwas verstecken), aber sehr bald war er von ihrer Konzert-Normalität überzeugt: die Mehrzahl von ihnen, in konservativer Kleidung, waren Establishment, eine Minderheit in bunter, ausgefallener Aufmachung Hippies oder Kunstjünger; die älteren Besucher, die Damen in dunklen Abendkleidern mit einem Hauch von Silber, die Herren pedantisch in Smoking oder dunklem Anzug. Ein junges Paar fesselte Franz’ Aufmerksamkeit ein wenig länger. Sie waren beide klein und zierlich und wirkten makellos sauber. Sie trugen brandneue, wie maßgeschneidert sitzende Hippie-Kleidung; er eine Kordhose und eine Jacke aus einer Lederimitation, sie wunderbar ausgebleichte Jeans mit einer Jacke aus dem gleichen Material. Sie sahen aus wie Kinder, doch sein sorgfältig gestutzter Bart und ihre sanfte Busenwölbung wiesen sie als Erwachsene aus. Sie hielten sich an den Händen, so behutsam und zärtlich, als ob sie daran gewöhnt waren einander mit allergrößter Behutsamkeit zu behandeln. Man dachte unwillkürlich an einen Prinzen und eine Prinzessin auf einer von Graubärten arrangierten Maskerade.
    Ein sehr wachsames und kühl kalkulierendes Segment in Franz’ Gehirn sagte ihm, dass er hier nicht um einen Deut sicherer war als draußen, auf der dunklen Straße. Trotzdem aber wurde seine Angst ein wenig eingedämmt, genau wie bei seinem Eintreffen in der Beaver Street und später, ein wenig, im Taxi.
    Und dann, als er den Mittelgang des Konzertsaals erreichte und sich noch einmal umsah, entdeckte er auf der anderen Seite des Foyers einen kleinen, grauhaarigen Mann im Smoking und eine hochgewachsene, schlanke Frau mit einem beigefarbenen Turban und einem fahlbraunen, fließenden Abendkleid. Sie standen mit dem Rücken zu ihm und schienen sich angeregt zu unterhalten, und als sie sich plötzlich umwandten, fühlte er ein eisiges Schaudern, denn die Frau schien einen dunklen Schleier zu tragen. Dann erkannte er, dass sie eine Negerin war, während das Gesicht des Mannes irgendwie an ein Schwein erinnerte.
    Als er eilig den Gang entlangschritt, hörte er, dass jemand seinen Namen rief. Er fuhr zusammen, entdeckte dann Gunnar und Saul in der dritten Reihe, die zwischen sich einen Platz für ihn freihielten.
    »Wird auch langsam Zeit«, sagte Saul ein wenig sauer, als Franz sich an ihm vorbeidrängte.
    Er setzte sich. Gun grinste ihn an und legte kurz die Hand auf seinen Arm. »Wir befürchteten schon, dass du nicht kommen würdest«, sagte er. »Du weißt doch, wie stark Cal von dir abhängig ist, nicht wahr?« Dann trat ein verwunderter Ausdruck auf sein Gesicht, als das Fernglas in Franz’ Tasche klirrte.
    »Ich habe es auf den Corona Heights zerbrochen«, erklärte Franz kurz. »Ich werde euch später davon erzählen.« Dann kam ihm ein Gedanke. »Verstehst du etwas von Optik, Gun? Ich meine von optischer Praxis, Instrumente und so weiter, Prismen und Linsen?«
    »Ein wenig«, antwortete Gun und runzelte fragend die Stirn. »Aber ich habe einen Freund, der fast ein Experte ist. Warum …?«
    »Hältst du es für möglich«, sagte Franz langsam, »dass

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