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Herrin der Dunkelheit

Herrin der Dunkelheit

Titel: Herrin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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vertrauen«, sagte Byers mit einer Stimme, die matt und farblos klang, nun, nachdem seine Geschichte erzählt war. »Nur mit Rücksicht auf Ihre Sicherheit habe ich Ihnen nichts von de Castries berichtet. Bis heute, als ich erkannte, dass Sie bereits tief in dieser Affäre steckten, ob Sie wollten oder nicht. Ich bin kein Schwätzer, das können Sie mir glauben. Wenn ich eines im Lauf der Jahre gelernt habe, so ist es die Erkenntnis, dass man anderen eine Gnade erweist, wenn man ihnen nicht von den dunkleren Seiten de Castries’ und seiner Theorien erzählt. Das ist der Grund, warum ich niemals auch nur daran gedacht habe, eine Monographie über diesen Mann zu schreiben. Welchen anderen Grund sollte ich wohl dafür gehabt haben? – So ein Buch müsste brillant werden. Fa Lo Suee weiß alles – vor einer wirklich Liebenden kann man nichts verbergen – und sie hat einen sehr starken Willen, wie ich bereits angedeutet habe. Übrigens habe ich sie kurz nach Ihrem Anruf, als sie das Haus verlassen wollte, gebeten, noch einmal nach dem Laden zu suchen, in dem Sie die beiden Bücher gekauft haben, falls sie Zeit dazu hätte – sie hat ein ausgesprochenes Talent für solche Probleme. Sie lächelte und sagte, dass sie das ohnehin vorgehabt habe.
    Sie haben vorhin behauptet, dass ich keinerlei Vorsichtsmaßnahmen treffen würde«, fuhr er fort, »aber da irren Sie. Wie mir Klaas und Ricker berichteten, erwähnte der alte Mann einmal drei Schutzmittel gegen Unerwünschte: Silber, ein altes, bewährtes Mittel gegen Werwölfe (ein weiterer Grund, warum ich Fa Lo Suee in ihrer Kunst ermutigt habe), abstrakte Formen, diese alten Aufmerksamkeits-Fallen (in der Hoffnung, dass sie auch die Aufmerksamkeit der Paramentalen fangen würden – deshalb all diese labyrinthartigen Arabesken, die Sie hier sehen), und Sterne, das Ur-Pentagramm – ich war es, der einige Male in den frühen, kalten Morgenstunden, wenn ich sicher sein konnte, keine Zuschauer zu haben, die meisten der astrologischen Graffiti auf die Felsen der Corona Heights gesprüht hat!«
    »Donaldus!« sagte Franz scharf. »Sie haben tiefer und länger in dieser Sache gesteckt, als Sie es mir gesagt haben – und Ihre Freundin auch, wie es mir scheint.«
    »Gefährtin«, korrigierte Byers, »oder Geliebte, wenn Ihnen der Ausdruck lieber ist. Ja, Sie haben recht – es war meine wichtigste sekundäre Sorge – jetzt die primäre – für eine ganze Reihe von Jahren. Aber wovon habe ich gesprochen? Ach ja richtig; dass Fa Lo Suee alles weiß. Und auch zwei ihrer Vorgängerinnen – eine berühmte Innenarchitektin und eine Tennismeisterin, die auch Schauspielerin war. Clark, Klaas und Ricker wussten es auch – sie waren schließlich meine Quellen – aber sie sind tot. Sie sehen, dass ich versuche, andere zu schützen – und auch mich selbst bis zu einem gewissen Grad. Ich betrachte paramentale Wesen als sehr reale und gegenwärtige Gefahren, ihrer Natur nach etwa in der Mitte zwischen der Atombombe und den Archetypen des kollektiven Unbewußten stehend. Oder zwischen Charles Manson oder einem Zodiac-Killer und Kappa-Phänomenen, wie von Meleta Denning in Gnostica definiert. Oder zwischen Muggers und Elementalen, oder Hepatitis und Incubi. Es sind alles Dinge, vor denen sich jeder gesunde Mensch in acht nimmt.
    Aber eins sollten Sie beachten, Franz«, sagte er mit Emphase und goss sich Brandy nach, »trotz meiner Vorkenntnisse, die um so vieles älter sind als die Ihren, und sehr viel intensiver, habe ich noch nie ein paramentales Wesen gesehen. In diesem Punkt sind Sie mir gegenüber im Vorteil. Und es scheint ein erheblicher Vorteil zu sein.« Er blickte Franz mit einer Mischung aus Neid und Grauen an.
    Franz erhob sich. »Vielleicht«, sagte er knapp, »zumindest, wenn es darum geht, einen Menschen wachsam werden zu lassen. Sie sagten, dass Sie versuchten, sich selbst zu schützen, aber Sie verhalten sich nicht entsprechend. Jetzt, zum Beispiel – entschuldigen Sie, Donaldus – betrinken Sie sich so, dass Sie hilflos wären, falls ein paramentales Wesen …«
    »Glauben Sie im Ernst?« – Byers hob die Brauen – »dass Sie sich gegen sie verteidigen könnten, ihnen widerstehen, sie bekämpfen, sie vernichten könnten, wenn sie jetzt hier auftauchen würden?« fragte er erstaunt. »Können Sie eine Atomrakete aufhalten, die in diesem Augenblick durch die Ionosphäre auf San Francisco zurast? Können Sie Cholera-Bazillen kontrollieren? Könnten Sie Ihre Amima oder

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