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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wird dein Rücken es zu spüren bekommen, du junger Schurke, denn durch dein unachtsames Reiten ist er gefallen!« Der Stalljunge öffnete den Mund zum Protest, aber der MacAran gebot ihm zu schweigen. »Keine Widerrede! Ich habe gesehen, daß du ihn auf den Steinen hast galoppieren lassen! Verdammter junger Trottel, ich sollte dich vierzig Tage lang den Stall ausmisten und keines der Pferde mehr reiten lassen!« Er drehte gereizt den Kopf und entdeckte Romilly. »Was suchst du in den Ställen, Mädchen?«
    »Ich wollte zu dir, Vater.« Sie bemühte sich, ihrer Stimme Festigkeit zu geben. »Ich hätte gern ein Wort mit dir gesprochen, wenn du Zeit dazu hast.«
    »Zeit? Heute vormittag habe ich keine Zeit, wo dieses Pony verletzt und vielleicht versaut ist«, knurrte er. Trotzdem trat er aus dem Stall und lehnte sich gegen einen der Stangenzäune. »Was ist los, Kind?«
    Romilly war nicht gleich fähig zu sprechen. Die Kehle wurde ihr eng, als sie auf die Berge sah, die sich jenseits des Tales erhoben, die grüne Koppel mit den friedlich grasenden Mutterstuten, die nahe ihrer Zeit waren. Im Hof hing ein dampfender Kessel über einem mit kleinen Zweigen genährten Feuer, und die Hausleute wuschen Wäsche. Das alles war ihr so lieb, und jetzt, ganz gleich, was sich ergab, mußte sie es verlassen. Falkenhof war ihr ebenso lieb wie einem der Söhne ihres Vaters, und doch mußte sie ihre Heimat verlassen und heiraten. Ihre Brüder dagegen, sogar Ruyven, der alles im Stich gelassen hatte, durften für immer hierbleiben, bei den Pferden und den Bergen. Warum konnte sie nicht an Ruyvens Statt, der gar kein Interesse daran hatte, Erbin ihres Vaters sein und ihren Mann herbringen? Warum mußte sie jemanden heiraten, den sie haßte, und an einem fremden Ort leben? »Was hast du, Tochter?« fragte der MacAran freundlich. Er hatte ihre Tränen gesehen.
    Romilly rang um Beherrschung. Sie sagte: »Vater, ich habe immer gewußt, daß ich heiraten muß, und ich möchte gern nach deinem Willen tun, aber… aber… Vater, warum muß es Dom Garris sein? Ich hasse ihn! Ich kann ihn nicht ausstehen! Der Mann ist wie eine Kröte!« Ihre Stimme wurde lauter, und ihr Vater runzelte die Stirn. Doch schnell glättete sich sein Gesicht zu der erzwungenen Ruhe, die sie fürchtete. Er antwortete vernünftig: »Ich habe versucht, für dich die beste Vereinbarung zu treffen, die mir möglich war. Er ist der nächste Erbe von Scathfell und steht weit vorn in der Erbfolge Aldarans von Aldaran, sollte der alte Lord ohne Kinder sterben, was wahrscheinlich ist. Ich bin kein reicher Mann, und ich kann dir nicht viel an Mitgift geben. Scathfell dagegen ist reich genug, daß es ihn nicht kümmert. Dom Garris braucht eine Frau –«
    »Und er hat bereits drei verbraucht«, fiel Romilly verzweifelt ein. »Und wieder will er ein Mädchen von fünfzehn heiraten.“
    »Ein Grund, warum er bei mir um dich angehalten hat«, sagte ihr Vater, »ist, daß seine anderen Frauen Schwächlinge und zu nahe mit ihm verwandt waren; er möchte frisches Blut für das Haus. Wenn du ihm einen gesunden Sohn gebierst, wird dir große Ehre zuteil werden und alles, was du dir nur wünschen kannst.«
    »Und wenn nicht, werde ich tot sein, und niemand braucht sich Gedanken darüber zu machen, ob ich glücklich bin oder nicht!« rief sie, und die Tränen quollen von neuem hervor. »Vater, ich kann nicht, ich will diesen – diesen widerwärtigen Mann nicht heiraten! Oh, Vater, ich will dir ja nicht ungehorsam sein, ich würde gern so gut wie jeden anderen heiraten. Cinhil oder… oder Dom Alderic…«
    »Alderic, he?« Ihr Vater nahm ihr Kinn in seine große Hand, bog ihren Kopf in den Nacken und musterte ihr Gesicht. »Sag mir jetzt die Wahrheit, Kind. Hast du herumgespielt, wie du es nicht tun solltest? Dom Garris erwartet, dich als Jungfrau zu finden. Wird er enttäuscht werden? Hat dieser arrogante junge Castamir sich an dich herangemacht, Mädchen? Ein Gast unter diesem Dach.«
    »Dom Alderic hat nichts gesagt oder getan, was er nicht unter deinen und Mutters Augen auch hätte sagen oder tun können!« flammte sie entrüstet auf. »Ich habe ihn nur genannt, weil ich ihn nicht widerwärtig finde, auch Cinhil nicht oder sonst einen gesunden, netten jungen Mann, der im Alter zu mir paßt! Aber dieser – dieser schleimige –« Die Worte versagten ihr. Sie biß sich fest auf die Lippe, um nicht zu weinen. »Romilly.« Ihr Vater hielt immer noch ihr Gesicht zwischen den Händen.

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