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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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diesem Sturm wird er wohl nicht nach Hause kommen.«
    Romilly ließ sich neben dem abgedeckten Feuer nieder und aß ihren Brei. Sie spülte den Napf in dem Wasserfaß aus, stellte ihn zum Trocknen hin und streckte sich, eingehüllt in ihren Mantel, vor dem Herd aus. Es war ein hartes Bett, aber unterwegs hatte sie an schlechteren Plätzen geschlafen. Eine ganze Weile lag sie wach, horchte schläfrig auf das Toben des Sturms draußen und das gelegentliche Tropfen von Wasser, das durch den Kamin lief und im Feuer kurz aufzischte. Zweimal erwachte sie während der Nacht und überzeugte sich, daß das Feuer noch glühte. Gegen Morgen ließ das Geräusch des Sturms etwas nach. Romilly sank in tiefen Schlaf, aus dem sie durch lautes Donnern an der Tür geweckt wurde. Mhari saß aufrecht im Bett.
    »Das ist Rorys Stimme! Hast du den Riegel vorgeschoben?«
    Romilly kam sich sehr dumm vor. Als letztes, bevor sie sich zum Schlafen hinlegte, hatte sie die Tür von innen verschlossen, was die verkrüppelte alte Frau natürlich niemals hätte tun können. Kein Wunder, daß die Stimme draußen laut und aufgeregt klang! Romilly eilte zur Tür und zog den Riegel zurück.
    Sie sah in das Gesicht eines großen, kräftigen jungen Mannes mit Schnurrbart, gekleidet in Sackleinen und einen Mantel nach der Mode, wie sie in den Hellers seit den Kindertagen ihres Vaters nicht mehr getragen worden war. Er hatte den Dolch gezogen und wollte damit auf sie eindringen. Doch da rief die alte Mhari:
    »Nein, Rory, der Junge hat es nicht böse gemeint. Er hat für mich gesorgt und mir Abendessen gekocht. Ich hatte ihn eingeladen, hier zu schlafen!«
    Der wild aussehende junge Mann ließ den Dolch sinken und eilte zu dem Bettschrank. »Geht es dir wirklich gut, Oma? Als ich merkte, daß die Tür verriegelt war und dann einen Fremden drinnen sah, fürchtete ich nur, jemand hätte sich den Zutritt erzwungen und dir ein Leid angetan.«
    »Na, na, na«, sagte die alte Mhari, »ich bin heil und ganz, und für mich war es gut, daß er gekommen ist. Denn das Feuer war beinahe ausgegangen, und ich hätte in der Nacht erfrieren können!«
    »Ich bin dir dankbar, wer du auch sein magst, Bursche.« Der große junge Mann steckte den Dolch in die Scheide, beugte sich nieder und küßte seine Großmutter auf die Stirn. »Das Unwetter war so schlimm, und die ganze Nacht mußte ich daran denken, daß Oma hier allein lag, ohne Feuer und unfähig, sich etwas zu essen zu machen. Mein Herd gehört dir, solange du ihn nötig hast«, setzte er in der alten Redensart der Berge hinzu, mit der einem Fremden Gastfreundschaft gewährt wird. »Ich habe meine Unterkunft in dem Augenblick verlassen, als der Regen aufhörte, und bin nach Hause geritten, obwohl meine Gastgeber mich baten, bis Sonnenaufgang zu bleiben. Und du hast es warm und bist gesund, das ist das Wichtigste, liebe Oma.« Er sah die alte Frau zärtlich an. Dann warf er seinen Mantel auf eine Bank, trat ans Feuer, wo der Topf mit dem Brei noch hing, kalt und dick nach der Nacht über dem Herd, fuhr mit dem Löffel hinein und aß das schwere Zeug von den Fingern. »Ah, warmes Essen tut gut. Da draußen ist es immer noch kalt wie Zandrus Atem, und der ganze Regen ist auf den Bäumen und der Straße gefroren. Ich hatte Angst, der alte Henry werde ausrutschen und sich ein Bein brechen. Aber ich habe Korn eingekauft, Oma. Nun sollst du auch Brot zum Brei haben, und hier in der Tasche sind getrocknete Schwarzfrüchte. Die Frau des Müllers schickt sie dir, damit du mal Abwechslung hast, sagt sie.« Er drehte sich zu Romilly um. »Darf ich dich darum bemühen, die Satteltaschen von meinem Tier zu nehmen? Meine Hände sind erstarrt von der Kälte, und ich könnte die Riemen erst lösen, wenn sie wieder warm geworden sind. Du aber hast die Nacht am Feuer verbracht.«
    »Gern«, antwortete Romilly. »Ich muß sowieso hinaus und nach meinem Pferd sehen.«
    »Du hast ein Pferd?« Rorys Gesicht nahm einen fast gierigen Ausdruck an. »Ich habe mir immer ein Pferd gewünscht, aber meinesgleichen kann sich keines leisten. Du mußt tatsächlich in einem Großen Haus aufgewachsen sein.«
    Romilly warf ihren Mantel über die Schultern, ging nach draußen und schnallte die schweren Satteltaschen ab, die über Rorys starkknochigem Hirsch-Pony hingen. Den Sack mit grobem Korn trug sie in den Stall, die Satteltaschen in die Hütte, wo sie sie auf dem Boden neben dem Feuer abstellte. Rory beugte sich über seine Großmutter und

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