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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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und eines der beladenen Chervines blieb stecken. Alaric und einer der anderen Männer mußten das Tier in aller Eile abladen. Im Flüsterton fluchend, zogen und schoben sie. An einer anderen Stelle war die Luft so schlecht, als stiege sie aus einer schwefelgefüllten Höhle im Inneren der Erde auf. Nicht einmal Romilly konnte das Husten unterdrücken. Caryl wisperte: »Es tut mir leid – das ist nur ein kleines Stück, aber paßt auf, es gibt hier Spalten und Risse, es könnte sich jemand ein Bein brechen.«
    Romilly tastete sich im Dunkeln weiter, schob langsam die Füße über den Boden, um unsichtbare Spalten zu entdecken.
    Endlich waren sie alle hindurch. Ein Windstoß fegte eisige Gletscherluft in den Gang, und dann standen sie unter kaltem Sternenlicht im Freien. Das blasse Gesicht eines einzigen Mondes, des winzigen perlfarbenen Mormallor, hing dicht über dem Gipfel, kaum hell genug, um die Finsternis zu durchdringen, und ihre Füße rutschten über glattes, schlüpfriges Eis. »Niemand benutzt diesen Pfad«, hauchte Caryl, »außer einigen der Brüder, die sich in der Askese üben, indem sie nackt hier leben. Aber selbst wenn sie Euch sähen, würde es sie nicht interessieren, wer Ihr seid. Sie denken nur an das himmlische Reich, nicht an Könige und Kriege. Trotzdem, seid vorsichtig, meine Lords – oh, da sind Gefahren…«
    »Was für Gefahren?« Alaric faßte den Jungen bei der Kehle. Caryl stöhnte leise, schrie jedoch nicht. »Keine Gefahren durch Menschen. Banshee-Vögel leben hier.
    Unsere Brüder haben einen Pakt mit ihnen. Sie sagen, der Heilige Valentin vom Schnee habe ihn geschlossen, als er ihnen predigte und sie Gottes kleine Brüder nannte.«
    »Du hast uns in ein Banshee-Nest geführt, du Teufelsbrut?« fragte Alaric. Orain legte sich ins Mittel: »Laß ihn los, verdammt, Mann! Faß den Jungen noch einmal an, und es wird dir leid tun! Er hat die Banshees nicht herbestellt, er hat uns vor ihnen gewarnt, woran nicht einmal der Vater Meister gedacht hat.«
    »Nimm deine Hände von dem Jungen, Alaric! Bist du verrückt geworden?« erklang eine neue Stimme, und Dom Carlo stand unter ihnen. Romilly hatte nicht bemerkt, von wo er gekommen war; er war einfach da. Später sagte sie sich, er müsse wohl einen anderen geheimen Tunnel genommen haben, aber im Augenblick war ihr, als sei er durch Zauberei aufgetaucht. Caryl schrie vor Schreck auf. Romillys Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt, und sie konnte das Gesicht des Kindes erkennen. Der Kleine streckte Dom Carlo für die verwandtschaftliche Umarmung die Arme entgegen und sagte einfach: »Onkel, ich bin so froh, daß Ihr in Sicherheit seid.“
    »Es erfreut mein Herz, zu hören, daß du nicht mein Feind bist.« Carlo antwortete ihm nicht wie einem Kind, sondern wie einem anderen Adligen, ihm gleich an Rang und Alter. Er küßte den Jungen auf beide Wangen. »Wandle im Licht, Junge, bis wir uns wiedersehen.«
    »Vai dom«, Caryls Kinderstimme schwankte plötzlich. »Ich bin Euer Freund, nicht Euer Feind. Aber ich bitte Euch, wenn mein Vater in Eure Hände gerät – verschont ihn um meinetwillen.«
    Dom Carlos Hände lagen leicht auf Caryls Schultern. »Ich wünschte, ich könnte dir das versprechen, Sohn. Soviel schwöre ich dir bei dem Herrn des Lichts, dem ich diene wie du dem Lastenträger: Ich werde nicht gegen Lyondri kämpfen, solange er mich nicht angreift. Ansonsten hoffe ich von ganzem Herzen, daß er sich von mir fernhält. Ich wünsche ihm sehr viel weniger Böses als er mir. Er war einmal mein Freund, und den Streit habe nicht ich begonnen.« Noch einmal küßte er Caryl und entließ ihn. »Nun geh wieder in dein Bett, Kind, bevor dein Vater erfährt, daß du heute nacht draußen warst oder der Vater Meister dich bestraft. Die Götter seien mit dir, chiyu.«
    »Und mit Euch, mein Lord.« Caryl wandte sich dem dunklen Eingang des Tunnels zu. Da faßte Alaric ihn um die Mitte. Das Kind wehrte sich, aber Alarics Faust war schnell, und es sackte mit leisem Stöhnen in den Armen des Mannes zusammen. »Seid Ihr wahnsinnig, vai dom’yn?« fragte er. »Lyondris eigener Sohn ist als Geisel in unsern Händen, und Ihr wollt ihn freilassen? Mit diesem Welpen in unserer Gewalt könnten wir uns noch aus Rakhals Klauen freikaufen, ganz zu schweigen davon, daß er unsere Sicherheit vor Lyondri Hastur gewährleistet!«
    »Und Ihr wollt ihn so dafür belohnen, daß er uns in Sicherheit gebracht hat?« rief Romilly empört. Alarics

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