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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gesicht war hart und entschlossen.
    »Du bist ein Dummkopf, Junge. Und Ihr auch, mit Verlaub, meine Lords«, wandte er sich an Orain und Dom Carlo. »Der Junge mag uns ehrlich geführt haben – wer möchte auch einem Kerlchen mit einem solchen Engelsgesicht mißtrauen? Aber seine Verwandten haben Laran. Selbst wenn er es gut mit uns meint, woher sollen wir wissen, ob sie uns nicht durch das Laran des Jungen aufgespürt haben? Ich will kein Haar auf seinem Kopf krümmen, aber er bleibt bei uns, bis wir die Gletscher und Lyondris Männer hinter uns haben! Wir können ihn in Caer Donn oder sonst einem Ort zurücklassen.«
    »Wenn du ihn verletzt hast…«, begann Dom Carlo drohend, und Romilly hoffte, sein Zorn werde sich nie gegen sie wenden. Er befühlte die Stirn des Jungen. »Ich hätte die Loyalität des Kindes nicht so belohnt! Wir können ihn jedoch nicht bewußtlos hier liegenlassen; er würde erfrieren«, setzte er hinzu. »Dann nimm ihn mit, wenn es unbedingt sein muß. Wir dürfen nicht warten, bis er wieder zu sich kommt. Du wirst später von mir noch darüber zu hören bekommen, Alaric.« Er drehte dem Mann den Rücken zu. »Setzt den Jungen auf eins der Pferde, und du, junger Rumal«, er winkte Romilly heran, »reitest hinter ihm, denn er kann sich in diesem Zustand nicht allein im Sattel halten, und es widerstrebt mir, ihn wie einen Gefangenen zu binden. Beeilt euch!«
    Der schlaffe, bewußtlose Körper Caryls wurde in den Sattel gehoben. Romilly stieg hinter ihm auf und hatte große Mühe, das Kind auf dem unebenen, eisigen Pfad vor einem Fall zu bewahren. Schweigend ging es immer weiter bergauf. Die einzigen Laute waren die kurzen, nervösen Schreie der verkappten Kundschaftervögel. Wie sie so im Dunkeln dahinritt und Caryl, klein und hilflos, in ihren Armen hielt, stellte Romilly sich vor, Rael schlafe an ihrer Schulter, und die Sehnsucht nach ihm schmerzte sie sehr. Würde sie ihren kleinen Bruder jemals wiedersehen?
    Der enge Pfad war steil, so steil, daß Romilly sich im Sattel vorbeugen mußte. Das Eis unter den Hufen des Pferdes machte die Sache nicht besser. Sie drückte Caryl an sich, damit er nicht aus dem Sattel rutschte. Aber auch die Männer hatten alle Hände voll zu tun, mit den aufgeregten Chervines und Kundschaftervögeln fertig zu werden. Trotz ihrer Hauben beruhigten die Vögel sich nicht. Sie schlugen mit den Flügeln und hüpften auf den Blocks umher. Das machte Pferde und Chervines noch scheuer. Romilly fragte sich, was sie mit ihren schärferen Sinnen wahrnehmen mochten. Sie wäre gern in Rapport mit ihnen gegangen, um es herauszufinden, hätte sie sich nicht ganz darauf konzentrieren müssen, sich selbst und das bewußtlose Kind im Sattel zu halten.
    Einmal erklang ein durchdringender, jammernder Schrei. Er ging durch Mark und Bein und ließ Romilly das Blut in den Adern erstarren. Ihr Pferd erschrak und schnaubte, und nur mit großer Anstrengung behielt sie es unter Kontrolle. Die Kundschaftervögel gerieten in Panik. Romilly hatte einen solchen Schrei noch nie gehört, aber sie brauchte niemanden zu fragen, was das war. Da hatte ein Banshee geschrien, einer dieser großen, flugunfähigen Vögel, die oberhalb der Schneegrenze hausen. Sie sind so gut wie blind, nehmen jedoch die Körperwärme jedes Lebewesens wahr, und mit ihren gewaltigen Krallen können sie einem Pferd oder einem Menschen mit einem einzigen Streich den Leib aufreißen. Und es war Nacht, wenn sie noch am besten sehen, während sie im Licht der roten Sonne blind sind. Romilly wußte, daß sie mit ihren entsetzlichen Schreien ihre Beute vor Angst lähmen wollen. Nachdem sie selbst ein Banshee aus der Ferne gehört hatte, hoffte sie, niemals eines zu sehen.
    Caryl stieß einen leisen Schmerzenslaut aus und regte sich. Seine Hände wanderten zu der Beule an seinem Kopf. Die Bewegung erschreckte das Pferd; fast wäre es auf dem Eis ausgeglitten. Romilly beugte sich vor und flüsterte dem Jungen zu: »Es ist alles in Ordnung, aber du mußt ruhig sein. Der Weg ist gerade hier gefährlich, und wenn du das Pferd ängstigst, könnte es fallen – und wir mit ihm. Sei ruhig, Caryl.“
    »Mistress Romilly?« hauchte er, und sie antwortete ärgerlich: »Pst!« Er verstummte und sah zu ihr hoch. Romillys Augen hatten sich so an die Dunkelheit gewöhnt, daß sie die Furcht in seinem Gesichtchen erkannte. Er betastete vorsichtig die Beule an seiner Schläfe und zwinkerte. Hoffentlich begann er nicht zu weinen!
    »Wie bin

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